Alte Bücher

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Münchener Stadtbuch

L. Alte Gebräuche und Sitten

16. Taufe, Hochzeit und Sterben.

Wir haben in den früheren Abschnitten Bilder aus dem Münchener, Leben und Treiben längst vergangener Jahrhunderte vor uns abrollen gesehen. Nicht minder anziehend sind die häuslichen Gebräuche und Sitten der Münchener Bürger aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhundertes, der sogenannten „guten alten Zeit", die wir nun unsern freundlichen Lesern vorführen wollen. Wir folgen hierin hauptsächlich der Darstellung Westenrieders, die er in seiner Beschreibung der Stadt München vom Jahre 1782 aus eigener Anschauung erzählte. Wir sehen darin nicht nur bürgerlichen Wohlstand und Behäbigkeit, sondern hauptsächlich den eigenthümlichen und ausgeprägten Karakter des Bürgerthumes, der in unserer modernen Zeit durch die in Folge der Veranderung aller soeialen Verhältnisse und durch die Steigerung der Kultur sowie des Bedürfnisses herbeigeführten Vermischung aller Stände gänzlich verschwunden ist.

Nach vorgenommener Taufe war es bei den Bürgersleuten üblich, daß ein kleines Taufmahl gehalten wurde, an welchem der Geistliche, die Gevattersleute, die Hebamme, und diejenigen der nächsten Verwandten, die dazu gebeten waren, Theil nahmen. Bei demselben wurden als unerläßliche Speisen sogenannte Schneeballen (eine Art Gebäck), Käse, Confekt, Früchte und Wein aufgesetzt, und hernach jedem der Gäste von diesen Speisen etwas in ihre Wohnung geschickt. Fleischspeisen waren von diesem Mahle gänzlich ausgeschlossen. Einige Tage später mußte

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