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Die Baukunst Alt-Münchens

Einleitung

Gedenktafel an der Nordseite der Peterskirche
Gedenktafel an der Nordseite der Peterskirche
(Die ursprüngliche Inschrift der Tafel fehlt.)

Es gibt wenige Quellen die uns das Stadtbild des mittelalterlichen Münchens erschließen; die Stadt selbst hat sich unter verschiedenen Einflüssen, die schon im Zeitalter des Barocks einsetzten und sich bis in unsere Zeit geltend machten, gründlichen Wandlungen unterziehen müssen. Betrachten wir das heutige Stadtbild im Aufriß, so sehen wir, wie wenig aus der damaligen Zeit erhalten geblieben ist. Anders verhält es sich mit dem Grundriß der Stadt: dieser hat sich von der Gründung der einzelnen Stadtgebiete bis heute fast nicht verändert; die Straßenzüge, zum großen Teil auch die Baulinien (so die platzatigen Straßen im Tal, am Rindermarkt und in der Neuhauserstraße; die eigentümlichen Linienführungen am Altheimereck und der Hackenstraße; die altertümliche Umbauung des Petersbergl usw.) haben sich bis in unsere Zeit erhalten; sie geben heute noch der Stadt auch in ihrem neuen Gewande den Münchener Charakter, den zu erhalten wir immer bestrebt sein sollen! —

Die Eigenart Münchens, nicht zum Wenigstens in der Bauart der Altstadt begründet, ist ein wertvolles Gut, das auch im Hasten und Drängen der Neuzeit gewahrt werden muß, die rücksichtslos über alles, das hinter ihr liegt, hinweg geht, wie wir dies an anderen alten Städten sehen. Deshalb soll aber noch lange nicht alles nur um seines Alters willen geschont werden; was aber an die Stelle des Alten kommt, soll mindestens ebenso gut sein. 2)

Vorliegende Abhandlung kann also nicht den Zweck verfolgen, dazu auffordern, das Alte blindlings nachzuahmen; die in ihr enthaltenen und im Bild gezeichneten Wiederherstellungen Alt-Münchner Stadtbilder können durch die einfache Art und Weise, mit der die Alten ihre Bauaufgaben lösten, manche Anregungen geben, sie sollen das mehr im Verschwinden begriffene Gefühl für Heimatkunst beleben und können, nicht zuletzt, der baulichen Erforschung des alten Münchens, das in dieser Hinsicht in seinen Quellen fast nur auf das Holzmodell Jakobs Sandners 3) angewiesen ist.


2) Siehe Vortrag des städt. Baurats Professor Dr. Grässel-München: Die Erhaltung des Charakters der Stadt München, gehalten im Münchner Architekten- und Ingenieur-Verein am 11. Januar 1917, abgedruckt in der Süddeutschen Bauzeitung Nr. 3,  Jahrgang 1917.

3) Dr. Karl Trautmann sagt über dasselbe „Alt-München in Wort und Bild“, München 1897, Verlag von L. Werner, S. 34 : … Dieses Modell aber ist wirklich eine Schöpfung von unsagbaren Werte, die man voll und ganz erst bei genauerem Studium schätzen lernt.

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