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Straßen und Plätze als Räume; schon die Alten haben in der Blütezeit des Städtebaues dem räumlichen Denk- und Vorstellungsvermögen durch diese Art von Stadtplänen Ausdruck gegeben. Besser und klarer, wie in der photographischen Aufnahme des Modells, überblicken wir im Plan III die Linienführung der Straßen und der Stadtmauern mit den beiden Stadtgräben.
Im Plan III ist ebenso wie im Plan II der Versuch gemacht, die Baustellen der alten Akademie und der K. Residenz auch räumlich wiederherzustellen und ihren mutmaßlichen Zustand im Jahre 1570 zu zeigen.
Dieser Plan gibt uns auch einen vollständigen Überblick über die zweite Stadtmauer, da in ihm der Anschluß rechts vom Schwabingertor an die neue Veste dargestellt ist. Einschließlich dieser Türme hat München damalls 118 Türme gehabt (hiebei sind die Türme der Tore mitgezählt, nicht jedoch Christophturm und Rundstube in der neuen Veste). Diese Zahl entspricht genau der Angabe von Thomas Greill in einem „Lobspruch Vonn der Fürstlichen Hauptstadt München und dem ganzen Bayrland“ vom Jahre 1611.
Die Umgebung der Stadt ist in Sandtners Modell nicht dargestellt; ob sie in ihm je vorhanden war, wird sich nicht mehr feststellen lassen. Um den Plan III vollständiger erscheinen zu lassen und um sich auch von der damaligen Umgebung Münchens einen Begriff machen zu können, ist der weitere Versuch gemacht, die Umgebung Münchens mit ihren Kraut- und Hopfengärten und die vereinzelten Lustgärten mit einzubeziehen, die an dem weitverzweigten Netz von Isarbächen gelegen sind. Als Anhalt hiefür wurde der Plan der Stadt München vom Jahre 1613 (nach einem Kupferstiche von Tobias Volkmer) benützt.112)
Der Plan von Volckmer gibt uns bis zu einem gewissen Grade Aufschluß über das Leben und Treiben der Münchner außerhalb der Mauern.
Zunächst über das gewerbliche Leben:
Man benützte die Wasserkraft der Bäche zur Errichtung von Mühlen und Sägerein, infolgedessen treffen wir auf dem Gebite zwischen der Stadt und der Isar mehrere Mahl- und Sägemühlen, die Hammerschmiede, die Pulver- und die Walmühle; rechts der Isar eine Klingenschmiede und eine Papiermühle; in der Näher der unteren Länden (unterhalb der Isarbrücke, die einzige die damals bestand) wurde die Zimmestädte und der kalkofen errichtet, da die zu verarbeitenden Stoffe, Holz und Kalksteine, auf Flößen von den isaraufwärts liegenden Gewinnungsorten herbeigeschafft wuren; in der Nähe der oberen Lände (die Stelle ist heute noch erhalten und zwar hinter dem alten südlicchen Friedhof „Am Glockenbach“) befand sich ebenfalls ein Kalkofen, eine Papiermühle und eine Sägemühle.
Bei den Länden waren ausgedehnte Bleichen, die „untere und obere Blaich“, eingerichtet, jede zwischen zwei Isarbächen.
Die Lustgärten befanden sich auch in dieser stark besiedelten Gegend, so der vom Herzog Albert, fast unmittelbar vor dem Schiffertor, der vom Herrn Bürgermeister zwischen der Isar und der „oberen Blaich“. In diesen und in manchen anderen Lustgärten bemerken wir Springbrunnen, Gartenhäußchen, regelmäßige Gartenanlagen und ähnliches mehr.
Weniger besiedelt war die übrige Umgebung von München. Neben der „oberen Länd“ war im Jahre 1613 bereits der Friedhof angelegt, vor dem Neuhausertor befand sich die „Zielstatt“ und das „Herrn Stachel Schießen“ (offenbar sind damit die Armbrustschützen gemeint).
Auch ein Kloster hatte sich um diese Zeit bereits wieder vor der Stadt angebaut, nämlich dasd Kapuzinerkloster (ungefähr an der Stelle des Kaufhauses Bernheimer am Lenbachplatz). Das „Thummelhaus“, ein großer freier Platz mit Gebäude, befand sich vor dem Schwabinger Tor (im Gebiet des jetzigen Wittelsbacher Platzes); der Hirschgarten befand sich am Beginn des Englischen Gartens an der Königinstraße.
Obwohl der Plan Volkmers aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts stammt, ist er doch dieser Schilderung zu Grunde gelegt, da eine andere Quelle, um die Ansiedelungen um München im 16. Jahrhundert zu beschreiben, nicht zur Verfügung stand, diese Schilderung aber zur Vervollständigung vorliegender Abhandlungen notwendig erschien.
112) München und seine Bauten, S. 37.