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Beim Hintritt des Max Joseph, den 30. Dezember 1777, zerfloß die ganze Stadt und die ganze Nation in Tränen. Heute frohlockte alles, und fjeder wünschte dem andern Glück. Man erwartete mit Ungeduld die Proklamation des neuen Kurfürsten Maximilian Joseph. Diese geschah vor der Residenz und in verschiedenen Gassen von 4l/2 Uhr, bis es Nacht wurde, und das Iubelgcschrei und das Vkvatrufen des Volks (nur bei der ersten Ausrufung vor der Residenz wurde geschwiegen) durch drang die Wolken. Die Regimenter, die Dikasterianten wurden sogleich in die neue Pflicht genommen, und Boten und Posten gingen durch alle Tore. Am freudigsten ging es heute in den Wirtshäusern zu. Man hatte heute nur eine Gesinnung, und man zerstieß sich taumelnd die Gläser in den Händen, um selbe recht zu bekräftigen. Den Mannheimern, die man überlaut hohnneckte, war anders zu Mut. Die meisten verdienten's nicht besser, und sie haben uns seit 1779 arg genug mitgespielt.
Es ist höchst merkwürdig, daß den Kurfürsten der Schlag gerade an dem Abend und beim Spiel traf, nach welchem er ein Dekret unterschreiben sollte und auch unterschrieben haben würde, vermöge dessen fünfzehn Tausend-Bayern an die Öster reicher hätten überlassen werden sollen. Er starb, da er nicht mehr reden konnte, ohne Testament, und man versichert, daß er an gemünztem Gold und an Gold- und Silberstangen sechsundzwanzig Millionen hinterlassen habe.
Während seines viertägigen Kämpfens mit dem Tode erzählte man sich hier eine Menge Anekdoten, welche die allgemeine Verachtung und den bittersten Haß gegen ihn verrieten. Als man einem Bauern, der zum Tore hinaus wollte, zurief, daß das Tor gesperrt sei, schrie er: „Ihr Schuz! Vor einundzwanzig Jahren hättet ihr das Tor sperren sollen, damit er nicht hineingekommen wäre."
Ein anderer erzählte, man habe nach der Mutter Gottes im Herzogspital geschickt und sie ersucht, nach Hof zu kommen,- sie habe aber geantwortet, sie könne nicht kommen, denn sie hätte keinen Rock mehr anzulegen. Das spielte auf die fünfzehn Millionen an, welche Karl Theodor vor kurzem von der Geistlichkeit gefordert hatte.
Den 20. Februar abends um 7 Uhr kam der Kurfürst Maximilian Joseph hier an. Der österreichische Erzherzog Karl hatte ihn kn seinem Hauptquartier zu Friedberg prächtig empfangen und mit Stabsoffizieren und Husaren begleiten lassen. 2n Friedberg waren auch Abgeordnete der Landschaft und der Stadt. Auch der Herzog Wilhelm war ihm schon den 19. entgegengereist. Da Maximilian mit dem Gefolge bei demTor ankam, entstand ein solches Iubelgeschrei, daß einige Pferde an seinem Wagen scheu wurden und über die Riemen oder Zugstricke schlugen, daher man Halt machen und sie wieder auf lösen mußte. Er fuhr nach der Burg, genannt Herzog Max, vor welcher das Volk noch lange versammelt blieb, unaufhörlich jauchzte und Vivat Maximilian rief.
Lorenz von Westenrieder (1748 —1829), den man einmal das Gewissen Münchens nannte, vertritt Karl Theodor gegenüber ausgesprochener Maßen den altbayerischen Standpunkt. Es war indessen teilweise auch Schuld der Münchner, daß sich der Kurfürst, der aus der geistig und gesellschaftlich freieren und regsameren Pfalz kam, in München nicht heimisch fühlen konnte und sich lieber mit seinen pfälzischen Landeskindern, den vielgehaßten „Mannheimern", umgab als mit Münchnern.
Karl Theodor war geboren am 11. Dezember 1724,- seit 21. Dez. 1742 war er Kurfürst von der Pfalz, am 30. Dez. 1777, nach dem Aussterben der bayerischen Linie der Wittelsbacher, fiel ihm Bayern zu. Maximilian Joseph, geboren am 27.Mai 1756, König am 1.Januar 1806, gestorben zu Nymphenburg am 13. Oktober 1825. Herzog Wilhelm stammt aus der Linke Birkenfeld,- er lebte von 1752 bis 1837.