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Ein Jahrhundert München

Allerhand Merkwürdigkeiten

Gegensatz der Ehen, welche man in unserem erlauchten Jahrhundert wohl eher mit dem Namen Immoralität des bekannten Bruches wegen bezeichnen könnte. In keinem Lande ist für Kunst so viel getan wie in Bayern, nur schade, daß man den schönen Turm abgebrochen hat und die häßlichen stehen läßt. Unweit dieser häßlichen Türme ist die sehr schöne Kaserne, nur ist sie für Soldaten, die oft aus und ein gehen, zu hoch, welches der Brust sehr schädlich ist. Wenn ich so hohe Häuser sehe, so meine ich, die Welt wäre zu klein, um jedem sein Nest bequem über der Fläche zu bauen. Auffallend war mir die prachtvolle Isarbrücke, ganz von rotem Marmor. Sie ist ein glänzendes Werk unseres Jahrhunderts, sie hätte Rom Ehre gemacht. Das Ganze zeigt, daß die Wasser- und Baukunst hier zu Hause ist.

Die „prächtigen Kasernen" sind die Hofgartenkaserne, 1801—1803 von Schedel erbaut, die 1900 dem Armee-Museum Platz machen mußte, und die Kürassier- (später Schwere Reiter-) Kaserne vor dem Isartor, die 1812 vollendet wurde. 1824—1826 wurde die Türkenkaserne erbaut als letzte der Kasernen in der inneren, älteren Stadt. Was die Kunstsammlungen anlangt, so wurde der alte Galeriebau Karl Theodors an der Nordseite des Hofgartens zunächst beibehalten. Der Bau der Glyptothek durch Klenze wurde 1816 in Angriff genommen, indessen als Privatbau des Kronprinzen Ludwig aus dessen eigenen Mitteln. Die Münchner Höhnten und schimpften und sprachen vom „narreten Kronprinzen-Haus". Die Errichtung der Akademie der bildenden Künste geschah 1808, sie wurde im Iesuitenkollegium an der heutigen Neuhauser- (damals Karl-) Straße untergebracht,- die erste allgemeine Kunstausstellung fand 1811 statt. Der Botanische Garten wurde 1812 angelegt, das schöne dorische Tor an seinem östlichen Eingang erbaute d'tzerigoyen. Das Krankenhaus wurde 1813 nach Plänen Schedels vor dem Sendlingertor erbaut,- 1818 ging die bis dahin königliche Anstalt an die Stadlgemeinde über. Die Verfassung gab der König seinem Volke unterm 26. Mai 1818,- am 4. Februar 1819 kamen die Abgeordneten zusammen und wurde die erste Ständeversammlung vom König feierlich eröffnet.

Verkauf von Tölzer Ware

Verkauf von Tölzer Möbeln auf dem Platz Petri. Radierung von F. Bollinger 74

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