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München und seine Bauten

Privatbauten

Kirchen, Pfarrhäuser,Friedhofbauten

Straßen und Häuserblocks beeinflussen zu können, kaufte die Stadt fast alle umliegenden Terrains, dann wurden neue wichtige Gesichtspunkte für Anlage und Aufteilung der Gräberfelder gewonnen, ebenso für bessere Wege und Plätze und für reichlichere Bepflanzung gesorgt, welche mehr und mehr auf die Parkanlage hinzielt, die im Waldfriedhofe zu einer wohl nirgends erreichten Vollendung gebracht ist; daneben laufen wichtige hygienische Verbesserungen aller Art, auf die hier nicht eingegangen werden kann.

Aber mehr noch als das eben Gesagte, beanspruchen die künstlerischen Schöpfungen auf diesen Friedhöfen Misere ganze Aufmerksamkeit. Die neuen Friedhofsbauten zei- gen keineswegs übereinstimmend gleiche Stilrichtung oder gleichlautende Bauprogramme und doch wirken sie gleichmäßig ernst und groß, jeder in seiner Art. Es liegt das einerseits in der Beherrschung der Massen, die um so ver- dienstvoller ist, je freier der Architekt über den Platz verfügen konnte; andererseits in der zurückhaltenden Berwen- dung des Details in dessen bewußter Unterordnung unter die Fläche, sowie in geschickter Zuhilfenahme der Farbe und des Goldes.

Zu den Hauptgebäuden kommen die Friedhofsmauern mit ihren Mauerkapellen, die Pförtnerhäuser, Haupt- und Nebeneingänge, Brunnen, Mausoleen, Terrassenanlagen usw., alles wohl abgewogen und detailliert. Will man diese Friedhöfe mit einem einzigen Worte kennzeichnen, dann ist es das Gemüt, das aus ihnen spricht und sie dadurch anziehender macht als hoher architektonischer Vortrag.

Sollte es wundernehmen, wenn nach der liebevollen künstlerischen Behandlung der neuen Münchener Kirchen- und Friedhofsbauten nicht auch alles damit baulich noch zusammenhängende, insbesondere die Pfarrhäuser, sich des besondern Eifers der Architekten zu erfreuen gehabt hätten ? Auch mehrere Klosterbauten, insbesondere die Kapellen in den neuen Krankenhäusern, wären hier zu nennen. Alles auf dem Gesamtgebiete des Münchener Sakralbaues atmet heute frisches Leben und das stetige Wachstum der Stadt eröffnet dem Architekten noch manche Aussichten auf erfolgreiche Betätigung im Kirchenbau.

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