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Das Miethaus
7. Das Miethaus
Professor Dr. Gabriel von Seidl
Das Miethaus spielt in München die herrschende Rolle, bis vor kurzem fast die Alleinherrschaft im Wohnungsbau. — In allen größeren Städten Deutschlands waren Einfamilienhäuser — die Vilenviertel früher und stärker entwickelt als hier. — Die eleganten Quartiere, wie sie Frankfurt, Dresden, Hamburg usw. schon früh aufgewiesen hatten, und das Leben in Einzelhäusern, das in den Rheingegenden vorherrscht, traf man hier nur vereinzelt.
Die Lebenshaltung war von jeher einfacher gewesen und bei der Entwicklung der großen Stadt wurden die zahlreichen sehr reizenden Gartengüter, mit denen die Stadt umgeben war, mit wenigen Ausnahmen in Baublöcke aufgeteilt für den Bau von Mietskasernen.
Die neuen Straßen aus der Periode des König Ludwig I. zeigen eine monumentale, wenn auch nüchterne Solidität, von der die Karlstraße heute noch ein populäres Beispiel ist. In der Ludwigstraße fand sie ihren höchsten, gewiß nicht unbedeutsamen Ausdruck, hierbei spielen aber auch die Staatsgebäude eine markante Rolle. König Max II. schuf auf ganz anderer und insoferne völlig neuzeitlicher Grundlage seine Maximilianstraße, als hier das Element der gärtnerischen Anlage hinzutritt und das Endziel der Straßen ebenfalls neugeschaffene Anlagen bilden, welche die Isarhöhe bekrönen: die Gasteiger-Bogenhauser Anlagen.
Aber immerhin war doch auch der größte Teil der Maximilianstraße Miethäuser und eine Reform des Miethausbaues war einer der grundlegenden Gedanken für die ganze Schöpfung des großartigen Straßenzuges. Villenquartiere schuf auch König Max nicht, wir müssen sagen — nicht mehr — denn sein Vorsatz, neuentstehende Stadtteile im gartenhaften Sinne, im größten Stile anzulegen, blieb unausgeführt.
Es ist hier nicht der Platz, näher darauf einzugehen, aber es wäre ein dankbares Kapitel, welches den weit vorausschauenden, fast prophetischen Blick des Königs offenbart und ihm zur hohen Ehre gereicht.
König Ludwig II. wollte seine Straßenanlage annähernd da, wo jetzt die Prinzregentenstraße ist, hinaus zur Isar und hinauf zum Richard-Wagner-Theater führen, dem Tempel der neuen Kunst, den Semper projektiert hatte. Die Straße selbst sollte aus vornehmen Einzelhäusern, Palais, von Gärten umgeben, bestehen. Sein eigner Sommerpalast