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München und seine Bauten

Ortsübliche Baumaterialien und Baukonstruktionen

Die Verwendung von Hausteinen in München

figuren am Wittelsbacher Brunnen, zum Ohmdenkmal, Ziemffendenkmal usw. Auch Kelheimer Kalkstein (Donaukalkstein) verwendete König Ludwig I. gerne zu seinen Bauten, wie zum Siegestor, zur Feldherrnhalle, zur Lud- wigskirche usw. Der Stein machte sich vor allem beliebt durch die schöne Patina, die er sehr bald annimmt, so daß auch die Architekten der Jetztzeit sich gerne dieses Materials bedienen (Säulenmonolithe am östlichen Friedhof, altes Justizgebäude, Wohn- und Geschäftshaus Bernheimer, Nationalmuseum, Rathaus, Dresdener Bank usw.).

An Hausteinen aus der Umgebung von München sind noch zu nennen: Rosenheimer Granit, ein grauer, leicht verwitternder Marmor (Denkmalpostamente am Promenadeplatz und in der Maximiliansstraße, Bavariapostament u. a.), dann aus neuerer Zeit Enzenauer Marmor, rotbraun mit Sand durchmischt (Wittelsbacher Brunnen, Kapelle in Berg usw.). Bei zunehmender Ausdehnung des Eisenbahnnetzes kamen auch Steinmaterialien aus weiter entfernten Brüchen zur Verwendung. Hier ist in erster Linie zu nennen der Muschelkalk aus dem Maingebiet. München ist der Ausgangspunkt jener gewaltigen Industrie, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte in diesem Material entwickelt hat. Gabriel von Seidl machte den ersten größeren Versuch mit diesem Steinmaterial an seiner St. Annakirche im Jahre 1887, andere Kirchen in München folgten bald nach, wie die St. Benno-, St. Paul-, St. Maximilianskirche. In der Folge erkannte man auch anderweitig die Schönheiten dieses Steines, der zugleich sehr witterungsbeständig ist, was besonders für München mit seinen starken klimatischen Gegensätzen wichtig war. So finden wir an vielen öffentlichen und privaten Gebäuden und Denkmälern sowie an Brunnen- und Brückenbauten dieses Material verwendet. Prinzregenten-, Bogenhauser-, Cornelius-, Reichenbach-, Maximilians- und Wittelsbacher Brücke. Jurakalk oder Treuchtlinger Marmor wird außen selten verwendet. Häufig aberzuWandverkleidungen, Bodenbelägen, Abdeckplatten und im Innern von Gebäuden. Auch ausländische Kalksteine, insbesondere französische, wie Savon- nieres, Enville, Leronville usw. wußten sich in München Eingang zu verschaffen. Enville ist verwendet zum Brunnen am Thierschplatz, zu den Figuren vor dem Restaurant im Ausstellungspark und zu vielen Grabmonumenten.

Sandstein findet im Gegensatz zu Kalkstein in München nur spärliche Verwendung. Hauptsächlich vielleicht auch deswegen, weil der Sandstein durch häufigen Nebel mit Ruß vermengt, ein indifferentes Aussehen erhält, somit im

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