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Hand-Feuerwaffen verminderte ihren Gebrauch nicht; man bediente sich ihrer im Kampf wie beim Jagen bis tief in's XVI. Jahrhundert hinein, indem man nicht blos Pfeile und Bolzen mit eisernen Spitzen, sondern auch Kugeln aus ihr schoß.
Die Schützengilden besassen Schützenhäuser und Schießbahnen, eine durch Beiträge und Vermächtnisse gegründete und unterhaltene Vereinskassa und hielten alljährlich Schützenfeste ab, welche für die Bürger dieselbe Bedeutung gewannen, wie die Turniere für die Ritter. Später aber lernten die Bürger das Feuergewehr mit demselben Geschick handhaben, während ein Theil derselben der Arnbrust treu blieb.
Das alles galt auch von den Bürgern der bayerischen Städte im Allgemeinen und von denen München im Besonderen. Nur finden wir hier einen besonderen Grund zum Zusammentreten in eine Schützengilde. Die Münchner feierten nämlich im Jahre 1392 ein Ablaßjubiläum, zu dem viel fremdes Volk zuströmte und errichteten deshalb zur Aufrechterhaltung des Friedens auf den Landstraßen und zum Schutz der Pliger, die das Gnadenjahr in München suchten, Schützen, und die Herzoge Stefan und Johann verliehen der Stadt in Bezug auf dieselbe weitgehende Rechte. So dürfte denn die Münchner Hauptschützengesellschaft in wenigen Jahren ihr fünfhundertjähriges Jubiläum feiern können.
Bei der Lust der Bürger, ihrer Söne und Gesellen am Waffenhandwerk reichte für die vielen Schützen die ine Schießstätte vor dem Angerthor nicht lange aus. Darum wurde schon 1401eine zweite vor dem Neuhauserthor rechts gegen die Dachauerstraße erbaut, und 1411 und 1437 werden ander nächst der neuen Veste und an der Kreuzgasse (dem heutigen Promenadennplatz erwähnt.
In München wurden zu verschiedenen Zeiten größere Schützenfeste abgehalten und bei dem vom Jahre 1467 waren Abgeordnete von zwölf Fürsten und Grafen und von dreiundfünfzig Städten anwesend. Auch Herzog Albrecht IV. ließ sich durch einen solchen vertreten. Dabei ging es gar hoch her. Es dauerte vom Pfingstmontag bis zu Fronleichnam und während dieser ganzen Zeit waren auf dem Plan vor dem Angerthor Buden und Zelte Aufgeschlagen, in denen sich nicht blos die Schützen gütlich hielten, sondern auch Gauckler, Kopffechter und andere fahrende Leute ihr Wesen trieben. Es wurden 23 „Abenteuer“ oder Preise vertheilt und bestand der erste in einem goldenen Kopfschmuck im Werhe von 50 Gulden, der zweite in einem ähnlichen Schmuck, 45 Gulden werth, der dritte in wieder einem solchen im Werthe von 40 Gulden; dann kamen drei silberne Becher, 35, 31 und 28 Gulden werth. Der Weitpreis aber war ein goldener Ring. Und es gab auswärts selten ein Schießen, bei dem die Münchner Schützen sich nicht ein „Abenteuer“ geholt hätten und die Stadt war so stolz auf deren Geschicklichkeit, daß sie die Reisekosten der Schützen bestritt und sie sogar noch bechenkte. Denn es lag ihr vier daran, „daß sie ein Kleinod gewinnen möchten der Stadt zu Ehren, daß man sehe, daß wir auch gute Schützen haben, und daß ander junge Gesellen sich desto eher des Schießens annehmen, damit wir bei der Stadt gute Schützen haben.“ Darum mußten schon zehnjährige Knaben die Arnbrust führen lehren.
Der südliche Gottesacker vor dem Sendlingerthore wurd 1577 angelegt und hieß zum Unterschiede von den innerhalb der Stadt befindlichen der „ferrer Gottesacker.“ Die Aufhebung der inneren Freithöfe im Jahre 1789 machte dessen Vergrößerung nothwendig, aber von den kolossalen und kostbaren Marmor- und Erzdenkmälern, welche dermal den Münchner Friedhof zu einem der sehenswertesten in Europa machten, zeigte der alte enge Leichenacker des vorigen Jahrhunderts noch keine Spur. Die Gräber bürgerlicher Familien schmückte mir wenigen Ausnahmen ein einfaches hölzernes oder eisernes Kreuz, das hie und da vergoldet und regelmäßig mit einem Heiligenbilde versehen war, unter dem der Name und Stand des Begrabenen verzeichnet stand und welches durch zwei in Angel hängende Flügeldecken gegen die Unbild der Witterung geschütz war. Und als Franz Schwanthaler, der Vater des berühmten Ludwig, es wagte, eine marmorne Frauengestalt auf einem Grane aufzustellen, schlugen fromme Eiferer, darin eine Entweihung des geweihten Ortes erblickend, sein Werk in Trümmer! Aber die Bahn war gleichwohl glücklich gebrochen.