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Entschädigung herumgetragen und von den Kindern der Besteller neugierig und andächtig zugleich angestaunt. Auch fehlte es nicht an jungen Leuten, welche als Joseph und MAria im Wechselgesange Weihnachtslieder singend, mitsammen herumzogen, worin unschwer ein Ueberrest der alten Feier der Christnacht, der „Christmetten“, zu erkennen, welcher besonders dramatische Darstellungen der Geburt Christi und der dieselbe betreffenden, von den Evangelisten erzählenden Nebenumstände zu Grunde lagen. Andererseits hängt die Bedeutung des Weihnachtsfestes als Kinderfest wahrscheinlich mit der altrömischen Sitte zusammen, sich zum neuen Jahre gegenseitig zu beglückwünschen und mit Früchten, namentlich goldbeklebten Datteln und Feigen zu beschenken. Mit den römischen Legionen kam das Fest der Strena in die Provinzen, das Christenthum gab ihm sein Gepränge und der Norden that von seinem die Sonnenwende feiernden Julfest noch den Weihnachtsbaum hinzu.
Unter den jährlich wiederkehrenden Gottesdiensten wurden namentlich die sogenannten Rorate oder Engelsämter und die Oelbergandachten stark besucht.
Da jene währende der Adventszeit vor Weihnacht abgehalten werden uns schon vor Tagesanbruch beginnen, in alter Zeit abe die Straßenbeleuchtung eine höchst mangelhafte war, sp pflegten sich insbesondere Frauenspersonen auf dem Kirchenweg zusammenlegbarer Laternen aus fein gefälteltem Papier zu bedienen. Das Gleiche thaten sie bei anderen nächtlichen Gottesdiensten und sonst Kerzchen bei sich. Das fiel dem oben genannten französischen Reisenden Moncony, der doch schon so vieler Herren Länder gesehen, dergestalt auf, daß er dessen in seinen Buch in folgender Weise Erwähnung thut. „Von dar hörte ich bey den Augustinern die Messe, und merckte unter anderen an, daß alle Weiber kleine Lichtgen angezündet haben, do lange sie in der Kirche sind. Die Vornehmsten brauchen dazu kleine Silberne Scheeren oder Leuchter, und weil die Lichter gar kurz sind, so nehmen sie ein frisches aus dem Ermel, wenn eines abgebrandt ist. Ich hatte zwar gestern Abend auch schon gesehen, aber vermeint es wäre gewegen geschehen, weil es albereit Nacht war.“
Und zur Vorführung des Oelberges beid en Oelbergandachten während der Fastenzeit schickte man noch im Jahre 1599 einen Kurier um wirkliche Oelbäume und Palmen nach Mailand, wie uns eine alte Aufschreinung meldet. Dabei kam es wohl auch vor, daß zwischen den Oelbäumen und Palmen auf einer hiezu eigens aufgeschlagenen Bühne die hölzerne Gestalt Christi erschien und in Golge eines unsichtbaren Mechanismus wie von Schmerz und Angst niedergedrückt zusammenstürtze, wobei sie zur Erhöhung der dramatischen Wirkung ein blutiges Schweißtuch in den Händen hielt.
So zahlreich die Kirchen und Kapellen in er Stadt waren, so genügten sie doch dem andächtigen Sinne der Münchner nicht. Sie wanderten in Schaaren in die nahe gelegenen Kirchen. So zu Ostern zur St. Nikolauskapelle auf dem Gasteig; zu Pfingsten zur Kapelle des Leprosenhauses in Schwabing; in der Fastenzeit zur schmerzhaften Kapelle; in der Zeit vom 15. August bis zum 15. September, dem sogenannten Frauendreisigsten, nach Thalkirchen, wo die Grafen von Frauenmberg um's Jahr 1388 zur Ehre Unserer Lieben Frauen eine Kirche gebaut, weil ihnen selbe, als ihnen die Augsburger in ihrer Fehde mit den bayerischen Herzögen mit Uebermacht auf den Fersen gewesen, glücklich über den reißenden Isarstrom gehofen, und so sie und ihre Truppen gerettet, und nach dem gleich oberhalb Thalkirchen gelegenen, nach der berühmten Schweizer Wallfahrt Maria Einsiedeln. Nicht minderen Zuspruchs erfreuten sich auch die Loretokapelle nächst Berg am Laim, jener in Itlien nachgebildet, und die alte Kirche von Ramersdorf, auf dem Wege wohin die vierzehn Leidensstationen aufgerichtet waren. Die herbstlichen Wallfahrten dahin nahmen im Jahre 1683 ihren Anfang, verbreiteten sich auch auf andere benachbarte Kirchen und wiederholte sich von der Kirchweihe bei St. Peter um den 12. September bis zur Kirchweih bei U. L. Frau um den 12. Oktober in den St. Annakirchen in Harlaching und bei den Hieronymitanern auf dem Lehel unter den namen Anna-Dreißigst.
Zur Erhöhung des Rufes dieser Wallfahrtsorte trugen die dortigen guten Wirthschaften nicht wenig bei, wie denn die Bratwürste von Thalkirchen und Ramersdorf noch heute geschätzt werden.