Stolpersteine & Erinnerungszeichen in München

Name Walter Häbich
geboren 15.10.1904 [Botnang bei Stuttgart]
deportiert 2.9.1933 [von München ins KZ Dachau]
gestorben 30.6.1934 [KZ Dachau] [ermordet]
Religion Keine Angabe
Opfergruppe Wiederstand
Beruf Politiker
Straße Sendlinger Straße 30
Stadtbezirk 1. Altstadt-Lehel
Stadtbezirksteil Hackenviertel
Art Erinnerungsstele
Verlegung 24.10.2024
Lat/Lng 48.135383254445,11.569863656025
Inschrift

Walter Häbich,
geboren 15.10.1904
in Botnang,
verschleppt 23.09.1933
in das KZ Dachau,
ermordet
30.06. oder 01.07.1934
im KZ Dachau

Wikipedia Walter_Häbich
Personen Häbich Walter  

Biografie der Erinnerungswerkstatt München

wird nicht veröffentlicht

Quelle: https://www.stolpersteine-stuttgart.de/biografien/walter-haebich-beethovenstr-48/ vom 08.10.2024
Walter Häbich, Beethovenstr. 48
Je dunkler die Nacht, desto heller die Sterne

Häbich Walter steht auf dem Grabstein von Walter Häbich in Stuttgart. Er selbst hatte sich dieses Motto für sein kurzes Leben gewählt. Walter Häbich wurde am 15.10.1904 in Stuttgart geboren. Er war das 5. Kind einer Arbeiterfamilie. Der Vater war Mechaniker und das Geld knapp in der siebenköpfigen Familie. Walter war aber als Kleinster der Sonnenschein vor allem des Vaters, der ihm seine knappe Freizeit widmete. 1906 kaufte die Familie eine Gastwirtschaft und die Arbeit wurde für alle noch härter, die freie Zeit noch knapper. Schicksalsschläge wie der Tod der ältesten Tochter 1912 und der Tod des Vaters 1913 suchten die Familie heim. Im Krieg 1914 wurde der Geldmangel der Familie dramatisch. Sie verloren die Gastwirtschaft und hatten oft nicht einmal das Geld, Essen auf die kärglichen Lebensmittelmarken zu kaufen. Walter wäre gerne Zeichner geworden, aber aus Rücksicht auf die Not der Familie erlernte er den Beruf des Bandagisten, der ihm zuwider war, aber ein akzeptables Auskommen versprach.

Als Kommunist und langjähriger Vorsitzender des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands lernte Walter Häbich schon vor den Nazis die Unterdrückung Andersdenkender in der Weimarer Republik kennen. Nach dem Verbot der KPD und des kommunistischen Jugendverbands am 23.11.1923 wurde er als knapp 18jähriger in “Schutzhaft” genommen (auch diese beschönigende Bezeichnung haben die Nazis nicht erfunden). Erst 1925 wurde er durch eine Amnestie frei gelassen. Er wurde u.a. Redakteur der “Neuen Zeitung” in München, was 1931 zu seiner erneuten Verhaftung führte. Bis Weihnachten 1932 wurde er auf dem Hohenasperg gefangen gehalten.

Nach der Machtergreifung der Nazis ging er am 6.3.33. in den Untergrund, um weiterhin die “Neue Zeitung” herausgeben zu können. Die

Druckerei, die in einem katholischen Kloster versteckt war wurde am 23.9.33. ausgehoben. Häbich und seine Mitstreiter wurden nach Dachau gebracht. Dort wurde er gefoltert und in Dunkelhaft gequält, von seinen Mithäftlingen durch heimliche Unterstützung am Leben gehalten.

Als die Nazis beim so genannten “Röhm-Putsch” neben innerparteilichen Gegnern auch viele Gegner des Faschismus ermordeten, gehörte Häbich am 1. Juli 1934 zu den Opfern.

Die Beisetzung der Urne von Walter Häbich auf dem Botnanger Friedhof wurde trotz Verbot zu einer Demonstration gegen das NS-Regime. Viele Menschen nahmen trotz Anwesenheit der Gestapo an der Trauerfeier teil.

Recherche und Text: Initiative Stolpersteine Stuttgart, Gretel Weber, Inge Möller.

Im Rahmen des Projektes „Frage-Zeichen – Jugendliche im Gespräch mit Zeitzeuginnen des Nationalsozialismus“ wurde ein Film mit Gretel Weber produziert. Gretel war als Kleinkind in eine Pflegefamilie gekommen. Walter Häbich war ihr „Ziehbruder“. Den Film finden Sie hier.

Quelle: https://erinnerungszeichen.de/dam/jcr:ce89bb03-cb59-4da7-ac78-e52afe762fe4/20241024_EZ%20Eschen_Haebich_Screen.pdf vom 19.10.2024/

Walter Häbich wurde am 15. Oktober 1904 in Botnang bei Stuttgart als Sohn des Mechanikers Hermann Häbich und seiner Ehefrau Emma geboren. Er absolvierte eine Ausbildung als Bandagist – ein Beruf, den er hasste. Von 1923 bis 1925 war er als Metallarbeiter tätig. Ab 1920 engagierte er sich beim KJVD und übernahm ein Jahr später leitende Funktionen. Ende 1928 ging Walter Häbich als Vorsitzender des KJVD nach Berlin und wurde 1929 zum Mitglied des Zentralkomitees der KPD gewählt. 1930 arbeitete er zunächst in Halle/Saale als Redakteur für die Zeitung »Der Klassenkampf«, bevor er im Dezember 1930 Wer waren Heinz Eschen und Walter Häbich? als Schriftleiter zur »Neuen Zeitung« nach München wechselte. Wegen seiner politischen Betätigung wurde er ab 1924 mehrfach verhaftet.

Nachdem die Nationalsozialisten die »Neue Zeitung« verboten hatten, betrieb Walter Häbich mit Gleichgesinnten ab Mai 1933 eine Untergrundredaktion im Priesterhaus der Asamkirche. Hier wurden die Druckmatrizen hergestellt, gedruckt wurde in Obersendling. Am 2. September 1933 wurde Walter Häbich verhaftet und in das KZ Dachau gebracht, wo die SS ihn sofort in den Arrestbau sperrte. Der Mithäftling Martin Grünwiedl hat ihn dort kurz gesehen und berichtete später: »Genosse Häbich hing an der Kette und rührte sich nicht mehr, da seine Glieder erfroren waren. Er war seit seiner Einlieferung nicht mehr rasiert, auch die Haare waren ihm nicht geschnitten. Man kann es einfach nicht schildern, wie grausam diese Menschen in diesen feuchten, kalten und dunklen Löchern gemartert wurden.« Nach mehreren Anfragen der Familie ließ man Walter Häbich zwei kurze zensierte Briefe schreiben. Am 30. Juni oder am 1. Juli 1934 nahm die SS die »Röhm-Affäre« zum Anlass, um Walter Häbich zu erschießen.



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