Münchner Friedhofsportal

geboren 12.05.1892 (Wien)
gestorben 22.07.1970 (München)
Berufsgruppe Schauspieler (Kunst und Kultur)
Beruf Schauspieler Regisseur
Personenverzeichnis Kortner Fritz 
Friedhof Waldfriedhof - Neuer Teil
Straßenbenennung Fritz-Kortner-Bogen *1981
16. Ramersdorf-Perlach - Neuperlach
Lage 246-W-23
Wikipedia Fritz_Kortner
Die Grabstätte ist als Städtisches Ehrengrab eingetragen
Fritz Kortner wurde 78 Jahre alt.
Nach Fritz Kortner wurde die Straße Fritz-Kortner-Bogen benannt.

Fritz Kortner war ein österreichischer Schauspieler, Film- und Theaterregisseur. Seinen Durchbruch als Schauspieler erlebte er in Karlheinz Martins Inszenierung von Ernst Tollers Schauspiel Die Wandlung 1919 in Berlin. Kortner galt als Exponent des expressionistischen Theaters und als „Typ des Zeitschauspielers“ der Weimarer Republik und Österreichs. Aufgrund jahrelanger Anfeindungen durch die Nationalsozialisten verließ Kortner einige Monate vor Anbruch der NS-Zeit Deutschland. Während der Emigration in Großbritannien und den Vereinigten Staaten arbeitete er als Drehbuchautor und Schauspieler in der Filmbranche.

Nach seiner Rückkehr in die Bundesrepublik Deutschland war Kortner als Gastregisseur und Schauspieler an zahlreichen westdeutschen und österreichischen Theatern tätig. Am häufigsten führte er an den Münchner Kammerspielen und am Berliner Schillertheater Regie. Mehrfach provozierten Inszenierungen und Filme Kortners aufgrund politischer Subtexte Kontroversen. Kortners aufwändiger, am sprachlichen und gestischen Detail orientierter Inszenierungsstil beeinflusste zahlreiche Regisseure und Schauspieler der Nachkriegszeit.

Neben seiner Arbeit als Theaterschauspieler und -regisseur trat Kortner in etwa einhundert Stumm- und Tonfilmen auf, führte Regie in Kino- und Fernsehfilmen und verfasste Drehbücher und Theaterstücke.

Obwohl aus seiner „Familie elf Verwandte vergast worden waren“] zog es Kortner schon bald nach Kriegsende nach Deutschland zurück. Der Intendant des Deutschen Theaters in Berlin, Wolfgang Langhoff, hatte Kortner 1947 „für den kommenden Winter“ nach Berlin eingeladen, so dass Kortner sich bei Freunden bereits „nach Vorschlägen, was er spielen solle“, erkundigt hatte. Kortner wollte unter allen Umständen am Wiederaufbau des deutschen Theaters mitwirken. Als er im Dezember 1947 mit einem Visum mit VIP-Status in Deutschland eintraf, bereiteten ihm jedoch die US-Besatzungsbehörden Schwierigkeiten. Die erhoffte Regietätigkeit am Deutschen Theater in Ostberlin wurde ihm nicht genehmigt: „Beim Eintreffen in Europa erfuhr ich, dass ich keineswegs das tun könne, was ich vor hatte. Sondern: als amerikanischer Staatsbürger müsste ich im amerikanischen Sektor tätig sein.“ Die US-Behörden unterbanden eine praktische Bühnenarbeit des Heimkehrers in Berlin, „da wir uns noch nominell im Kriegszustand befänden“. Angesichts des Fraternisierungsverbots konnte sich Kortner dem deutschen Theater zunächst nur als Zuschauer nähern. Die Wiederbegegnung mit dem deutschen Theater verlief ernüchternd.

Mit der Inszenierung der eigenen Komödie Donauwellen über den unbelehrbaren Wiener Frisör Duffeck, der nach Kriegsende mit allen Mitteln an seinen Arisierungsgewinnen festhält, begann im Februar 1949 an den Münchner Kammerspielen Kortners zweite Karriere als Regisseur. Die „scharfsichtige Komödie über die Weiterwurstelmentalität“[56] mit Willy Reichert in der Hauptrolle erlebte 29 Aufführungen. Die Inszenierung war ein Publikumserfolg, wurde „jedoch von den Besatzungsmächten wegen der satirischen Beleuchtung ihrer Haltung untersagt“. Besonderes Aufsehen erregte Kortners vierte Nachkriegs-Inszenierung: Friedrich Schillers Don Carlos am Berliner Hebbel-Theater im Dezember 1950. Kortner führte dies maßgeblich auf den latenten Reizfaktor, den er selbst als jüdischer Remigrant darstellte, zurück: „Als Posa die Worte ‚Da stieß ich auf verbrannte menschliche Gebeine…‘ an mich richtete, entstand die erste Unruhe in dem zwischen Wohlwollen und Haß gespaltenen Publikum. Mir wurde nachträglich klar, daß der Protest dadurch erregt wurde, daß jene Worte so langsam und so eindringlich gesagt und ausgerechnet an mich gerichtet waren.“ Als dann im fünften Akt eine Reihe von Schwarzgepanzerten den Escorial umstellte und auf der Drehbühne Schusssalven auch in Richtung Publikum abfeuerte, kam es unter den Zuschauern zum Tumult. Kortner zufolge war dieser besonders aggressive Effekt jedoch „nicht beabsichtigt gewesen [….“ Nachdem den Regisseur Drohbriefe erreichten, legte er nach der zweiten Vorstellung die Rolle des König Philipp, die er gespielt hatte, nieder und verließ Berlin.

1960/1961 drehte Kortner mit Romy Schneider sein Fernsehspiel Die Sendung der Lysistrata.

Ähnlich provoziert fühlte sich das West-Berliner Publikum bei einer Inszenierung drei Jahre später nach dem Aufstand des 17. Juni in der DDR. Auch hier löste Kortners anklagende Haltung gegen Militarismus und Obrigkeitsstaat veritable Irritationen aus: Bei Sean O’Caseys Stück Preispokal über zwei Kriegsfreiwillige im Ersten Weltkrieg, das 1953 unmittelbar nach den Ereignissen des 17. Juni Premiere hatte, „missfiel dem kriegerisch aufgeheizten Teil des Westberliner Publikums die pazifistische Tendenz, die als provozierender Hohn empfunden wurde, während Kortner auch in solchen Zeiten klaren Kopf forderte und darauf beharrte, mit dem Autor den Krieg als ‚Wahnsinnsaktion einer scheinbar unheilbaren Geisteserkrankung‘ zu brandmarken“. Wie Intendant Boleslaw Barlog sich erinnerte, sammelte sich nach der Premiere vor dem Bühneneingang des Schillertheaters ein „Menschenknäuel“, dessen „Unmutsäußerungen nichts Gutes vermuten ließen. Ich begleitete Kortner zu seinem Auto. Er wurde auch ziemlich böse attackiert, aber es gelang mir, mit gutem Zureden, und wenn es sein mußte, auch mit ein bißchen Handgreiflichkeit, die aufgebrachten Menschen von ihm abzudrängen, [...] einige ununüberhörbare antisemitische Zwischenrufe trafen Kortner schwer.“

In den 1950er Jahren avancierte Kortner zur Regie-Ikone des Theaters der Bundesrepublik Deutschland, obwohl der Regisseur entgegen eigenem Wunsch[62] nie zum Intendanten eines Theaters berufen wurde. Seine künstlerische Heimat wurden die Münchner Kammerspiele unter Intendant Hans Schweikart und das Berliner Schillertheater unter Intendant Boleslaw Barlog. An den Kammerspielen inszenierte er bis 1967 siebzehn Stücke, darunter häufig Shakespeare, aber auch Beckett, Ibsen, Lessing, Schiller und Strindberg. Zu einem Medienskandal kam es in der Bundesrepublik Deutschland, als Kortner 1960 das Fernsehspiel Die Sendung der Lysistrata nach Aristophanes inszenierte. In der deutschen Politik wurde damals um die Wiederbewaffnung im Allgemeinen und eine atomare Bewaffnung Westdeutschlands im Besonderen gestritten. Nach heftigen Auseinandersetzungen im Vorfeld wurde der Fernsehfilm im Januar 1961 von fast allen Landesrundfunkanstalten der ARD ausgestrahlt. Der Bayerische Rundfunk nahm den Beitrag dagegen unter Verweis auf pazifistische Tendenzen aus dem Programm. In den 1960er Jahren inszenierte Kortner erstmals auch am Burgtheater in seiner Heimatstadt Wien (Ibsens John Gabriel Borkman im November 1964 und Shakespeares Othello im Dezember 1966). Am 29. April 1970 kam drei Monate vor seinem Tod am Wiener Theater in der Josefstadt Kortners letzte Regiearbeit heraus: Emilia Galotti mit Klaus Maria Brandauer und Marianne Nentwich.

Am 22. Juli 1970 starb Fritz Kortner nach langer Krebserkrankung in München. Den künstlerischen Nachlass von Fritz Kortner – 60 Archivkästen mit insgesamt etwa 40.000 Blatt – übereignete seine Witwe 1973 dem Archiv der Akademie der Künste in Berlin.

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Literatur

3980221105 -
Kortner Fritz
Fritz Kortner
Bildrechte: Bundesarchiv, B 145 Bild-P047613 / CC-BY-SA, Fritz-Kortner-1959, CC BY-SA 3.0 DE
Kortner Fritz
Fritz Kortner
Bildrechte: © Gerhard Willhalm, Grab - Fritz Kortner, CC BY-NC 4.0

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