Münchner Sagen & Geschichten

Die Hostiensäule auf dem großen Gottesacker

Trautmann - Die Alt-Münchner Wahr- und Denkzeichen (Seite 68)


Wieder ein bedeutsames Wahrzeichen ist die Hostiensäule auf dem Kirchhof vor dem Sendlingerthor. Die steht rechts ab vom mittleren Weg, von der Kirche aufwärts. Sie stand aber früher ganz wo anders, nämlich in der Stadt bei der Salvators-, oder wie sie jetzt heißt, der griechischen Kirche; und noch früher war sie wieder an einem anderen Orte.

Davon und wie Alles erging, ist hier kurze Kunde. Diese Säule mit ihrem Thürmchen betrifft den Raub einer Hostie, welchen eine alte Frau in den ersten Jahren nach Ao. Dom. 1400 in der Marienkirche ausführte, um sie, wie es heißt, außerhalb der Stadt einem Juden auszufolgen, welcher sie dort erwartete. Nun ließ sie dasselbe hohe Heiligthum in Gewissensbissen vor dem Sdwabinger Thor, das heißt, am Anfang der heutigen Briennerstraße, fallen, und als die Hostie von Etlichen gefunden ward, trug man sie in feierlicher Prozession wieder in die Marienkirche zurück.

Auf dem Fundorte ward nun eine kleine Kapelle erbaut und zwar zu Ehren des Erlösers, und davon hieß man dann das Thor selbst wechselweise auch unseres Herrn Thor, das kleine Gotteshäuslein aber die Erlöser- oder Salvator- Kapelle.

Später Ao. Dom. 1493, zur Zeit Herzog Albrecht der Weise regierte, ergaben sich einige nöthige Veränderungen vor der Stadt; da trug man die besagte Kapelle ab und errichtete an ihrer Stelle jene Denksäule. Etliche meinen, sie sei da schon alleranfangs errichtet worden und nur stehen geblieben, dem aber ist nicht so. Oben herum ließ der Herzog von einem Steinmeß vier Vorstellungen machen: Die Frau, welche die Hostie raubte, die Dornkrönung Christi, die Kreuztragung und die Kreuzigung. Das Alles ist schon sehr verwittert, es läßt sich aber noch Manches erkennen.

Die Umschrift lautete:
Albrecht Marktgrave bei Rhein, Herzog in ober und nieder Bayrn hat das Werk machen lassen. Im jar 1494.

Es ging aber dem Herzog nicht in den Sinn, daß er Münden um ein Gotteshaus vermindern sollte, so daß er auf dem sogenannten Frauenfriedhof, bem jetztigen Markt an der griechischen Kirche, wo schon eine kleine Kirche stand, zum Ersatz eine große zu bauen beschloß. Er ließ also die kleine abbrechen, die jetzige mit ihrem hohen, spißen Thurme aufrichten, welche man noch heut zu Tage vor Augen hat, und nannte sie zur Erinnerung an jene vor dem Schwabinger Thor – die Salvators-Kirche.

Als das geschehen war, mußte später, weil sich vor dem Thor noch immer Veränderungen ergaben, auch die bewußte Hostiensäule auf den Frauenfriedhof versetzt werden.

Unfern davon ließ dann, wieder später, Herzog Wilhelm V eine steinerne Laternsäule errichten, in welcher hinter rothem Glas ein ewiges Licht brannte. So standen die zwei Säulen immerfort bei einander, bis im Laufe der Zeiten der Frauenfriedhof aufgehoben und Alles was darauf war, weggebracht ward, also auch die zwei Säulen, welchen man auf dem großen Gottesacker vor dem Sendlingerthor ein Plätzlein gönnte, wo sie nicht all zuweit von einander stehen.

Uebrigens sah man noch Ende des vorigen Jahrhunderts am Eingange des Frauenfriedhofes zwei kleine gemalte Täflein, darauf die Gefangennehmung der alten Frau und die Erhebung der Hostie durch die Geistlichkeit abgebildet war. Sie kamen auf's Weitere in Besitz eines alten geistlichen Herrn, bei dem ich sie selbst noch sah, als ich ganz jung war. Wo sie hingekommen sind, weiß ich aber nicht, ich wollt´, ich wüßte es.

Weil nun just die Rede vom Frauenkirchhof und den zwei Steinsäulen, mag noch etwas gesagt sein.

Nemlich bei den zwei Säulen stand die alte Georgen Kapelle, welche Herzog Albrecht zugleich mit der großen Kirche  erbaute, und in dieser Kapelle wurden die vornehmen Herren zu Georgi-Rittern geschlagen. Selbiger Ritterschlag geschah und geschieht noch heut zu Tage an des Heiligen Festtag.

Nun aber in der Hofkapelle der alten Residenz.
Bei dieser Gelegenheit sieht man die hochvornehmen Herren durch die Gänge der Residenz und den Kapellenhof ziehen, männiglich in langen und weiten himmelblau sammtenen Mänteln, und alles dabei ist alterthümlich. Die Prinzen ziehen auch mit, und der König, welcher der Georgi Ritter Großmeister ist, desgleichen - der Ritterschlag aber geschieht mit dem Schwerte des Herzogs Christoph, denn das und seinen Schild haben wir noch zu München, weil sie hieher gebracht wurden, als er auf der Heimkehr von seiner Pilgerfahrt seliglich gestorben war.

Aus all Dem kann Jeber erkennen, daß der heilige Georg seit uralten Zeiten just nicht zu den geringsten Heiligen im Lande Bayern zählt. Wenn es aber darauf ankäme, wüßte doch wieder Mancher nichts Näheres von ihm. Es könnte demnach, mein' ich, nicht so fast schaden, wenn da von seiner ururalt echten Legende einige Kunde verlautete, denn sie ist gar lustsam auferbaulich.

Zu vermerken:
„ Der heilige Georg war ein Ritter und eines Grafen zu Palästina Sohn und hat ein Banner in der Hand, und damit ist es so:

„Zu denselben alten Zeiten, als der Pabst Marcellus regierte, stritt Herr St. Georg gegen das Heidenvolk aller Art und erfocht einen Sieg um den andern. Da sollte es einst vor Cappoboci schon wieder zu einer Schlacht kommen, St. Georg hatte aber eine so geringe Zahl Kriegsleute bei sich, daß die Heiden über seine Handvoll spotteten.
Auf dieß ließ er die Seinigen niederknieen und beten. Das mißverstanden die Heidnischen drüben und schickten Einen herüber, der sagte: ,,Euch ist verzweifelt bang, so viel sehen wir schon. Ergebt Euch und opfert unseren Göttern, dann kann's Euch insoweit noch gut ergehen — wo nicht, so seid Ihr sämmtlich des Todes."
Sagte St. Georg: ,,Wär' wohl recht! Wir sind des Todes nicht, sondern Ihr, und wir sind keineswegs verzweifelt, sondern wir beten um ein Zeichen vom Himmel."
Sagte derselbige Heide: ,,Und was soll denn das sein?"
Antwortete St. Georg: „Du kecker Heide, du, das will ich dir wohl sagen. Wir warten auf ein Zeichen, das aus Einem von uns Zehne macht, und ich seh' das Zeichen schon kommen."
Sagte der Heide: „Ich seh' nichts, und du kecker Christ siehst auch nichts. Wenn wir aber Beide was sähen und dein Zaubergott aus Einem von Euch Hundert machte, so schlügen wir Euch doch zu Tode, denn unser sind zu Viele."

Drauf ging er fort und in's heidnische Lager zurück. St. Georg aber sah ganz freudig gegen Himmel, denn der hatte sich aufgethan und von da schwebte ein Engel nieder und führte ein weißes Banner mit einem rothen Kreuz inmitten in der Hand. Das gab er St. Georgen und sagte: »In hoc signo vinces! Aus Einem von Euch sollen Hundert werden und aus Tausenden der Heiden Einer, der für Euch ficht. Was das bedeutet und heißt, selb wirst du wohl erkennen."

Da machte sich Herr St. Georg mit den Seinen auf, zog gegen das heidnische Lager und rief: „Jesu Christ von Nazareth, wer mag gegen dich sein?"
Da wurden die Heidnischen ganz wüthig, hoben die Schlacht an und glaubten, das Christenvolk wie Gras zu mähen. Aber der Liebe Herr St. Georg hielt sein Banner hoch in die Luft und schlug mit sei'm Schwert auf das Heidenvolk ein, und die Seinen thaten des gleichen, daß es eine grause Schlacht ward und man den Staub drei Meilen Weges aufsteigen sah. Da wurden unzählige Heiden erschlagen, deren Seelen fuhren abwärts, und von St. Georgen wurden auch Viele erschlagen, deren Seelen fuhren aufwärts in den Himmel, und zuletzt wurden ganz und gar alle Heiden vernichtet, bis auf Einen, der war ihr Feldherr. Der entrann und brachte die Boschaft vom Himmelsbanner und Christensieg aller Ende in die Heidenschaft hinaus. Das ging gar Vielen zu Herzen, daß sie ihre Abgötter zerschlugen, gute Christen wurden, mit dem Feldherrn zum St. Georg zogen und mit ihm zu Ruhm und Ehre unseres Herrn Christ stritten. Also war des Engels Wort erfüllt. "

Eine andere Kunde von St. Georg ist die:
,,Zu einer Zeit ließ ihn der römische Kaiser Diocletian gefangen nehmen und bis auf Weiteres in die Hütte eines armen Weibleins bringen, da ward er angebunden, draußen aber war es Winter, es lag tiefer Schnee und grimmig kalt war es.

Wie nun St. Georg und das Weiblein allein waren, sagte dasselbe: „ Du thust mir leid und hätt' ich was, gäb' ich dir was, aber ich hab' selbst nichts, denn Hunger und Kummer, weil mein Kind ist krank und blind. Ach wenn nur dem geholfen wäre, aber da ist keine Hülfe. Ich will fort und zu den Göttern beten, viel leicht schenkt mir dann Einer ein Stücklein Brod, sonst vergeh' ich und Mein Kind, und dir kann ich auch nichts geben.“
Sagte St. Georg: ,,Deine Götter werden dir nicht helfen, aber der Meine wird es"
Und antwortete sie: „In was denn der deine! Der ist ja kein Gott, sonst wärst du nicht in Ketten.“
Als nun St. Georg allein war, betete er. Da kam ein Engel, löste ihm die Ketten ab und sagte: ,,Lüpf' die Arme an den Thürpfosten, da wird der Alten in jeder Weise geholfen sein.“
Da lüpfte der liebe Herr St. Georg die Arme an den Thürpfosten, und auf das ward aus dem dürren Holz ein freistehender Baum mit breiten Aesten, das Dach ward zu einem Laubdach, von allen Zweigen hingen die schönsten Früchte und aller Orte sangen die schönsten Vögelein, unterhalb aber war eine luſtig grüne Wiese und auf der stand eine Tafel von Rubinstein, darauf lag himmlisches Brod und ein goldener Becher, mit Wein gefüllt, stand dabei.

Als da das Weiblein durch den Schnee heimkam und hineinsah, war es ganz voll Staunens, St. Georg aber gebot ihr, zu essen und zu trinken. Das that sie, und es fielen ihr die himmliſchen Früchte auf den Tisch, je nachdem sie nach einer Frucht Gelüste hatte, und den Wein trank sie, aber es rannen ihr die Thränen in den Becher und sie sagte : ,,Vor Hungers vergaß ich meines Kindes, das will ich bringen und laben — ach, könnt's nur die Pracht und Herrlichkeit sehen; aber das vermag dein Gott nicht, so er aber das könnte, wären die Meinen gegen ihn nichts!"
Sagte St. Georg : ,,laß ab von deinem Wehkummer, denn es ist dir geholfen.“

Und als das Weiblein an des Kindes Lager eilte, war es, statt krank geſund, und sah lächelnd auf, als könnt es die Mutter sehen; und da wollte das Weiblein seinen Sinnen nicht trauen, trug’s eilig vom Kämmerlein dahin, wo der schöne Baum war, und als das Kind zu Zweigen und Früchten sah und das Händlein ausstreckte, da fuhr der Glaube an des Kindes Heil und an des St. Georgen Gott in des Weibleins Herz, als daß sie ausrief: ,,Die Meinen sind ohnmächtig und grausam, aber dein Gott ist gut und allmächtig!" Und sie nährte ihr Kind voll Seligkeit mit himmlischem Brod und Wein und eilte dann fort mit demselben und durch den Schnee weiter, daß es dem Volk verkünde, was geschehen sei.

Da kam viel Volkes daber, das konnte sämmtlich in die Hütte, die zu einem Laubdach geworden war, und wollte mit sammt dem Mütterlein getauft sein. Das thät St. Georg mit Freuden, und es fiel ein Thau auf das grüne Gras, den hob St. Georg mit der flachen Hand und taufte Alle und Jeden, und sie gingen ganz selig von dannen, denn ihre Seelen waren verändert und ihre Herzen der Freude Gottes voll.

Und als der Kaiser hörte, was da geschehen sei, und von einem Baum vernahm mit Vöglein, Früchten und von Wein, himmlischem Brod und sonst Allem, da wollt' er der Dinge ansichtig werden und ging durch den Schnee dahin – und da er eintrat, schwiegen alle Vögelein, dorrten alle Blätter und das Gras ab, verschwand der Baum und Alles und war da die Hütte, wie vorerst. Darob entsetzte er sich und floh von dannen in den Schnee und Winter hinaus. St. Georg aber segnete das Weiblein und ihr Kind und zog seines Pfades von dannen, ganz frei, denn seine Leidenszeit war noch nicht gekommen."

Wieder eines vom St. Georg ist das:
,,Einst sagten die Heidnischen: ,,Bet' unseren Sonnen Gott an, wo nicht, so bist du des Todes."
Sagte St. Georg: „Wenn er zu mir kommt.“
Sagten die Heidnischen: ,,Nun seht, der meint, unser Gott komme zu ihm!"
Sagte St. Georg: ,,Das will ich Euch wohl zeigen." Und sprach zu einem Christenkind: „Geh' hin und sag' ihm, er soll von seinem Stein herabsteigen und dir folgen, und so er nicht gehorchen will, nimm die Ruthe da und zwing' ihn!"
Da kam der steinerne Gott daher, und das Kind trieb ihn mit der Ruthe. Drob staunten die Heidnischen sehr und waren voll Zorn und Wuth. Das achtete aber der liebe Herr Georg mit nichten, sondern sagte zum steinernen Gott: „Ich frag dich im Namen Christi, bist du der Sonnengott oder wer bist du?"
Auf das kam ein großes Zittern über den Andern und er sagte: „ Muß ich's denn sagen? Ich bin Einer von denen, so Gott vom Himmel gestossen hat. Wart, ich will mich an dir rächen!"
Sagte St. Georg: ,,Dein acht' ich nicht, ich will, daß du dich in deiner wahren Gestalt zeigst."
Da stand der böse Geist in gräulicher Gestalt vor Aller Augen und schrie um Erbarmen.
Der liebe Herr St. Georg aber rief: „Sei verflucht in den Abgrund der Hölle!“
Auf das that sich der Erdboden auf, und es fuhr eine Flamme herauf, und der böse Geist versank unter großem Geschrei, und die Heidnischen schrieen auch groß Zetter und flohen vor St. Georgen auf und davon.“

„Wieder einst wollte der Kaiser St. Georgens Macht dennoch Schmach anthun. Da ließ er einen Sarg bringen, darin lagen die Gebeine vieler Heiden, und sagte: ,,Bist du so gewaltig, also mach' sie lebendig!"
Sagte St. Georg: „ Ich nicht, aber ein Anderer, der über mir ist."
Und als er gebetet hatte, kamen alle Gebeine zusammen, wie sie zu einander gehörten und erwuchsen zu Leibern und es wurden lauter sichtbare Menschen daraus, die sagten: ,,Sie lägen da 313 Jahre lang und hätten auf Den gewartet, der ihre Seelen rette.“
Sagte der Kaser: „Der bin ich, denn ich hab' Euch durch die Macht meines Zauberers erweckt, selb ist der Georgius da.“ Antworte Einer: ,,Du bist ein Lügner, denn einen Zauberer preisen Gottes Engel nicht, das hörten wir aber in der Weise vom St. Georg, und Der soll uns taufen, dann sind unsere Seelen gerettet.“

Da machte St. Georg ein Kreuz über die Erde, daraus entsprang ein Quell und aus dem taufte er die Auferstandenen. Dafür dankten sie ihm gar sehr. Und er sagte: „ Nun seid Ihr Christen, ich aber frag' Euch, wollt Ihr zum zweiten Male wandeln auf Erden und für Euren Glauben sterben?" Drauf sagten sie wie aus einem Munde: ,,Das wollen wir."
Sagte St. Georg : „Euer Wille geht für's Werk, drum soll Ihr nicht in Leiden sterben, sondern in Freuden." Und machte ein Kreuz über sie und sprach: „Legt Euch wieder in Euren Sarg, und Eure Seelen sollen gen Himmel fahren in's Paradies. Da grüßt mir Vater, Mutter und meinen Bruber, und die Jungfrau Maria, aber vörderst meinen Herrn Jesu Christ, Dem dank´ ich in der Demuth all´ meinen Muth."

Da sagten die Anderen: »Gloria in excelsis!« Und dann waren sie nimmer da, sondern lagen beinweise wieder im Sarg. Da ward dem Kaiser bang, daß er nimmer bleiben mochte und er von dannen ging. St. Georg aber that den Sarg zu den Christen begraben, da harren sie fröhlicher Urständ am jüngsten Tag."

Nun hatte der liebe Herr St. Georg mit einem Drachen zu schaffen. Das war so:
,,Zur selben Zeit war im Lande Silena ein gräulicher Drache, der war an einem See und vergiftete alles Wasser, und wo ihm ein Thier oder Mensch nahte, da fraß er Alles, und wenn lange nichts des Weges kam, krocher in die Stadt, und das gefiel ihnen in der Stadt mit nichten, sondern sie gingen gern hinaus und fütterten ihn mit zwei Lämmern. Je mehr er aber Lämmer fraß, desto mehr wollte er, bis dann schier kein Lamm mehr in der Stadt war. Auf das beschlossen sie, das Loos zu werfen, und welchen Menschen es treffe, der sollte dem Drachen geopfert werden und ein Lamm dazu.

Und eines Tages war kein Lamm mehr da, und es fiel das Loos auf des Königs Tochter. Da weinte der König und bat um acht Tage Frist. Und als sie verstrichen war, bat er wieder, aber es frommte nicht, sondern er mußte der Tochter Urlaub geben; da schieden sie in großem Jammer von einander, und die Jungfrau ging zum See, weinte bitterlich und harrte ihres Tobes, wann der Drache einherkäme.

Und wie das so war, kam der liebe Herr St. Georg daher geritten, sah die traurige Jungfrau und stieg ab von seinem Roß und fragte sie um ihr Leid.

Da sagte sie's und bat ihn, daß er fliehe, denn ihr sei nicht zu helfen. Er aber tröstete sie im Namen Gottes, und mittlerweile stieg der Drache aus dem See heraus. Ueber das erschrak die Jungfrau, St. Georg aber schwang sich auf sein Roß, that ein Kreuz über sich, ritt gegen den Drachen an und stieß ihm sein Schwert ein, daß der Drache schwach ward und in seinem schwarzen Blut umfiel.

Und sagte der liebe Herr Georg: ,,Er ist noch nicht todt. Nimm deinen Gürtel, schlag ihn um seinen Hals und führ' ihn in die Stadt!" Das that die Jungfrau, und St. Georg ritt ihr zur Seite, und als das Volk den Drachen am Gürtel sah, schrie es laut und wollte fliehe. St. Georg aber rief es zurück und sagte: „Ich komm' zu Euch, daß Ihr Euch bekehrt von der Gefahr Eurer Seelen, wie Ihr befreit werdet von der Gefahr Eures Leibes, deshalb vertilg' ich dieß Ungethüm."
Und er zückte sein Schwert zum zweiten Male und erstach den Drachen gänzlich und zu Tode und ließ ihn außer der Stadt in die Erbe vergraben.
Auf dieß bekehrten sich alle Menschen zu Silena, und der König ließ eine Kirche bauen, und als sie den Grund gruben, entsprang ein wunderbarer Quell, und als St. Georg männiglich das Christenthum gelehrt hatte, taufte er Alle und ritt von dannen.

Und nun kömmt das Letzte vom St. Georg, nach dem er schon für unseren Herrn Christ gestorben war:
Selb kamen die Heidnischen und belagerten die Stadt Jerusalem, darin die Christen waren, und Die konnten sich nimmer erretten. Da trugen sie St. Georgens Gebeine auf die Stadtmauer, und es faßten die Christen Muth, die Heiden aber geriethen in Zorn und schossen und stürmten so viel mehr, es waren ihrer aber an die Hunderttausende.
Da erschien in Lüften St. Georg, der Ritter Gottes und er hatte schneeweiße Kleider an über dem Rüstzeug und trug sein weißes Banner mit dem rothen Kreuz und rief den Christen fröhlich zu: „Wohl denn, Ihr Herren, wir sollen siegen mit der Hülf´ Gottes!" Und er ließ sich auf die Mauern nieder und schwang hoch sein heiliges Zeichen.

Und als das die Christen sahen, da waren sie Alle voll Freuden und fielen mit Macht aus auf die Heiden, und es entstand ein ganzes Schlachten, und es flohen die Heiden, so viel Ihrer konnten, die Hälfte aber ward erschlagen."

Das ist die Kunde von St. Georg und seinem Sieg.


Wir müssen draußen bleiben