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Raff - So lang der alte Peter... (Seite 18)
An einem Pfeiler zunächst dem Kaisergrabmal im Dom ist ein Grabstein zu sehen, der, ehemals an der Außenmauer befindlich, zu besserer Erhaltung in das Innere verbracht wurde. Im Flachrelief ist da ein Mann sitzend dargestellt, den ein talarähnliches Gewand umhüllt, dessen Hände eine kleine Orgel halten, während andere Musikinstrumente wie Harfe, Laute, Flöte ihn umgeben. Die Inschrift lautet: „Anno 1473 an St. Pauli bekehr abent ist gestorben und hie begrab» der kunftreichest aller instrument und music maister cunrad paumann ritter pürtig von Nürnberg und plinter geboren dem got genad."
Konrad Paumann ward, wie seine Grabschrift besagt, blind geboren zu Nürnberg um das Jahr 1410. Die Patrizier Ulrich und Paul Grundherr ließen ihn sorgsam erziehen. Im Jahre 1446 war Paumann Organist von St. Sebald unter dem Pfarrer Heinrich Laubing; er heiratete im gleichen Jahre Margarethe Weichser, war damals schon ein so geschätzter Künstler, daß man ihn dauernd an Nürnberg fesseln wollte. Hans Rosenplüt, genannt Schnepperer, in seinem Spruch auf Nürnberg erwähnt von allen dortigen nur Konrad Paumanns mit Namen und rühmt ihn hoch. Wann Paumann in den Dienst Herzog Albrechts IV. von Bayern trat, ist nicht bestimmt. Die Musikliebe der Bayernfürsten wird öfters erwähnt, so wenn Aventin, Arnpeck und Andere dem Herzog Albrecht III. nachrühmen, daß er sich auf diese Kunst verstand und sie selbst ausübte, auch daß er durch sie „sein Verstand wiedergefunden hätt, den er verloren, da man das Weib (die von ihm geliebte Agnes Bernauerin) ertränket."
.... Von Herzog Sigmunds Vorliebe für Singen und Saitenspiel war schon die Rede — „er hett albeg gut Cantores und Singer bey Ihm. —" Sein Bruder Albrecht IV., zu dessen Gunsten Sigmund auf die Regierung verzichtete, scheint in dieser Neigung mit ihm gewetteifert zu haben; übrigens ward Paumann vielleicht schon durch Albrecht III. oder Sigmund an den bayerischen Hof berufen. Er genoß daselbst eine fürstliche Entlohnung und stand persönlich in hoher Gunst. Ersteres erhellt aus den Rechnungsbüchern über die damalige Hofhaltung, das zweite aus seiner Anhänglichkeit an München und dem Umstand, daß er im Jahre 1470, als die Markgräfin Margarethe von Mantua sein Spiel zu hören wünschte, nur mit „größter Mühe" zur Fahrt dorthin zu bewegen war. Am Hofe der Markgräfin, einer Schwester Albrechts IV., erregte Paumanns Spiel auf jeder Art von Instrumenten solches Aufsehen, daß der Herzog Galeazzo Maria Sforza sowohl, als der König Ferdinand von Arragonien darnach trachteten, ihn in ihre Dienste zu bekommen. Aber Paumann blieb München getreu, obgleich er in Italien auf alle Weise geehrt ward und reiche Geschenke empfing: vom Herzog von Mantua ein golddurchwirktes Gewand, ein Schwert mit goldenem Gehäng und eine goldene Kette, vom Herzog von Ferrara einen golddurchwirkten Mantel und anderes. Er wurde in Italien auch in den Ritterstand erhoben.
Paumann war Verfasser dreier uns erhaltener Orgelbücher; auch sonst ist aus seinem handschriftlichen Nachlaß Verschiedenes auf die Nachwelt gekommen. Er gilt als Erfinder der Lautentabulatur, war außerdem ein Meister im Extemporieren und spielte, mit den feinfühligen Händen der Blinden begabt, fast alle Instrumente jener Zeit: Orgel, Harfe, Laute, Kleingeige, Trompete, Flöte. Daß er vermählt war, wurde schon erwähnt; er war ferner Vater mindestens eines Sohnes. Sein persönliches Bezeigen im Umgang scheint eher zurückhaltend und etwas mißtrauisch gewesen zu sein, wenigstens in der Fremde, in Italien. Obzwar schüchtern, war er zugleich seines Könnens bewußt. Seinen Schülern widmete er große Sorgfalt und hinterließ deren viele und ausgezeichnete.
Im Jahre 1471 am 25. Juli führte Albrecht IV. seinen kunstreichen Diener im Schottenkloster zu Regensburg dem Kaiser Friedrich III. und den anwesenden Fürsten als Orgelspieler vor. Es ist nicht unmöglich, daß Herzog Albrecht dies als eines der Mittel anwandte, um sich in einer für ihn kritischen Zeit — er hatte seinen Bruder Christoph in einem Turm der Neuen Veste gefangen setzen lassen — die kaiserliche Gunst zu gewinnen.
Daß Konrad Paumanns Spiel eine starke Wirkung hinterließ, beweist die Unermüdlichkeit des Königs von Arragon, der im Jahre 1475 wieder einen, seinen dritten Versuch machte, den Künstler für sich zu erobern. Er wußte nicht, daß er damit zwei Jahre zu spät kam. Am 24. Januar 1473 war Konrad Paumann zu München gestorben und auf unserer lieben Frauen Freithof bestattet worden.