Münchner Sagen & Geschichten

Fürstlicher Uebermth

Mayer - Münchner Stadtbuch (1868)


Der erstgeborne Sohn des Herzogs Albrecht III, Johann, geboren im Jahre 1437, war ein lebhafter junger Mann, muthig und kühn in verschiedenen Wagnissen, der sich aber eben dadurch manchmal zu unbesonnen und übermüthigen Handlungen hinreissen ließ. So wurde im Jahre 1457 ein Raubritter Wilhelmer, der oftmals die reisenden Kaufleute Münchens und Augsburgs auf der Straße angefallen, geplündert und geschädiget hatte, endlich von den Münchener Bürgern gefangen und als Straßenräuber zum Tode verurtheilt.  Schon wurde er zur Richtstätte auf den Galgenberg geführt, als der zwanzigjährige Prinz Johann mit seinen Gesellen heran ritt und den ritterlichen Räuber aus der Mitte der Schergen befreite.

Im folgenden Jahre 1458 zogen die Münchener Bürger gegen zwei Straßenräuber, den Hans Kistler und Hans Rögglin, welche reisende Augsburger Kaufleute überfallen und ausgeplündert hatten, aus. Er gelang den Münchener Schützen, diese beiden Missethäter in ihre Hände zu bekommen, jedoch nur den Ersteren lebendig, da der Zweite im Angriffskampfe todt geblieben war. Hans Kistler wurde zum Galgen verurtheilt, und dem todten Hans Rögglin sollte noch der Kopf abgeschlagen werden. Da ritt Prinz Johann an der Spitze von fünfzig jungen Adeligen heran, und rettete den Hans Kistler mit Gewalt vom Galgen.

Wie unausgebildet und verwirrt die aristokratischen Begriffe damaliger Zeit waren, ersieht man daraus, daß man in adeligen Kreisen diese That als eine ritterliche pries.


Denkmal an Gerd Müller