Münchner Sagen & Geschichten

Ankedoten über Herzog Albert III. (dem Frommen) von Bayern

Mayer - Münchner Stadtbuch (1868)


(Aus einer alten Handschrft.)

„Herzog Albrecht ist gewesen gar ein barmherziger Herr und ist auch vast (sehr) gütig gewesen gegen arme Leut. Das hab ich zu einemmale gesehen und gehört, daß ein arme alte Wittib kam für ihn, und klagt ihm über einen Richter, dadurch sie beschwert wär, und sprach aus ihrer Einfalt: „Edler Herr, edler Fürst! Ich bitt´, Euer Gnad wolle mir mein Wort reden, wann ich hab´ sonst Niemands. Ich hab dem Richter geschenkt ein halbs Schaff Haber und ein Hafen mit Schmal; noch will er kein Genügen haben und kümmert mich arme Wittib. Ich getrau, Euer Gnad wolle mir mein Wort reden.“ Da sprach er zu der Wittib gar gütlich: „Liebe Frau, soll ich euer Wort reden?“ Da sprach sie: „Ja, edler Herr, edler Fürst!“ Da berieth sich der obgenannte Herr und Fürst und ward in Rathweise erkannt, daß man den Pfleger sollt setzen von der Pfleg, darum, daß er dem 

Richter solches gestattet hätt´, und dem Richter soll man abhauen seine Hand, mit der er dem Fürsten den Eid geschworen hätt´und von der armen Frau die Schankung genommen. Aber darum, daß er ein gütiger Herr war, ließ er dieß alles aberbitten; nur der Richter ward allein abgesetzt von dem Amt, und die arme Frau schuf er müßig.

Item der obgenannte Fürst und Herr stach oft mit Worten etlich seiner Räthe die da Allfanz und Schankung einnahmen, als hernach geschrieben steht.

Es kam einmal ein armer Mann zu Seiner Gnaden, und schankt ihm einen Gulden; deß wollt er nit nehmen, wann er keine Schankung einnahm, und sprach zu dem armen Mann: „Geh und gib den Gulden dem,“ und nennt ihm einen seiner Räthe und sprach; „sag ihm nicht von mit.“ Der arme Mann gab den Gulden dem Rath, den nahm er zu Hand und half dem armen Mann vast, und rufet vast an den Fürsten von seinetwegen. Da sprach der Fürst: „Hätt mir der Bauer einen Gulden geschenkt, wie dir, so wollt ich ihm auch ehrlich helfen.“ Also ward er zu Schanden, da er mocht sein nicht gelangen; doch sprach er, er wollte drum nicht unrecht thun. Aber seiner Gnaden Meinung war, es könne der nicht ganz gerecht sein, der Schankung nähm, da er wäre allweg dem geneigt, der ihm die Schankung gäb, ob er vielleicht auch unrecht hätte.

Der obgenannt hochgeboren Fürst nahm auch strafe an von armen Leuten. Als dieweil er noch war ein junger Fürst, da kam zu ihm und seinen Räthen ein armer Mann, und klagt ihm sein anliegende große Not. Dem Fürsten ging das nit vast zu Herz, und er luget (sah) stetig zu einem Fenster aus. Da sprach der arme Mann: „Herr! Euer Auslugen ist mein groß Verderben, wann ihr sollt merken auf meine Klag, die ich Euern Gnaden thu, damit mir geholfen würde und ich nit also verfürb.“ Der Fürst nahm das von ihm gar gütiglich auf und die Räthe lobten den Bauern, daß er dem Fürsten die Wahrheit hätt gesagt. Der Fürst richtet sich auch nach dem Bauern Worten, und luget nit also mehr zum Fenster, so arm Leut für ihn kamen.“


 Albert III. Herzog von Bayern

Denkmal an Gerd Müller