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Mayer - Münchner Stadtbuch (1868)
Zwischen der Sendlinger- und der Josefspitalgasse befindet sich ein Gäßchen, welches den Namen „Hundskugel" führt. Der Sage nach sollen in alter Zeit einmal Hunde eine Kugel durch das Neuhauserthor hereingewälzt und an dem Hause Nr. 2 an diesem Gäßchen niedergelegt haben. An diesem Hause ist zum Denkzeichen noch gegenwärtig ein Holzrelief, verfertigt von dem Bildhauer Roman Boos, eingemauert, auf welchem Hunde mit einer Kugel spielen.
Allein der Ursprung dieses Namens ist in Wirklichkeit ein anderer. Im fünfzehnten Jahrhunderte ruhte auf diesem Hause das Recht eines sogenannten „Ehehaftbades" und der Bader früherer Zeit war zugleich auch Arzt. In dem Saalbuche der Stadt München vom Jahre 1440 ist es genannt „das Hundsfudsbad sammt Garten." An diesem Hause war ehemals ein Freskogemälde, welches Hunde mit dem Kegelspiele beschäftigt darstellte, und darunter stand der Spruch:
„Bis diese neun Kegel umscheiben die Hund,
Können wir heilen noch manche Stund.
Hundsfottbad armer Leut."
Im Mittelalter war nämlich der Ausdruck „Hundsfott" nicht ein Schimpfwort wie heut zu Tage, sondern man bezeichnete mit diesem Worte überhaupt die armen Leute. Das Bild und obiger Spruch war also offenbar ein empfehlendes Aushängschild für die Leute, eine Reclame, um bei diesem Bader fleißig zuzusprechen.
Später hörte das Bad auf, und mit ihm verschwanden Gemälde und Spruch. Der Name ,,Hundskugel" war zwar geblieben, aber mit der Zeit dem Volke unverständlich geworden.