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Der Kuss, ursprünglicher Titel Das Liebespaar, ist eines der bedeutenden Werke von Gustav Klimt und ebenso der Malerei des Jugendstils. Es gilt zudem als das bekannteste Gemälde des Malers, da es durch Reproduktionen in vielerlei Form weit verbreitet wurde. Klimt malte das Bild in der ersten Jahreshälfte 1908 und vollendete es 1909, einer Zeit, die als Klimts goldene Phase bezeichnet wird und aus der seine populärsten Arbeiten stammen. Es wurde in der Kunstschau Wien 1908 vom damaligen kaiserlich-königlichen Ministerium für Kultus und Unterricht (Minister war Gustav Marchet) für die hohe Summe von 25.000 Kronen erworben und an die 1903 im Sommerschloss des Prinzen Eugen von Savoyen am Rennweg eingerichtete Neue Galerie (heute Österreichische Galerie Belvedere) übergeben, wo es bis heute ausgestellt wird.
Das Werk gehört in eine Phase von Klimts Schaffen, welche die „Goldene Periode“ genannt wird, weil der Künstler in dieser Zeit besonders ausgeprägt von Goldfarben Gebrauch machte. Die Popularität der Bilder jener Zeit mag mit der Verwendung der Goldbronze zusammenhängen. Diese ruft magische, religiöse Assoziationen ebenso hervor, wie solche von schierem materiellen Wert, von Kostbarkeit. Vorbilder sind in der byzantinischen Malerei zu finden, die Klimt bei einer Reise in Ravenna (San Vitale) studierte.
Kunstgeschichtlich fällt das Werk in die Zeit des Jugendstils, der in Österreich durch die Wiener Secession eine besondere Prägung gefunden hatte, die maßgeblich von Klimt beeinflusst war. Dessen kunsthandwerkliche Ausbildung fand Eingang in die Stilelemente der dekorativen Malerei, Natursymbole, schmückende Linien, florale und geometrische Formen wurden zum eigenständigen Ausdruck und richteten sich gegen die als starr empfundene historisierende Kunstauffassung. Gesellschaftsgeschichtlich war es die Zeit der Belle Époque, in der im europäischen Raum das Bürgertum zu Freiheit und Reichtum gelangte, mit der Industrialisierung allerdings auch eine kulturelle Verarmung befürchtet wurde. In diese als materialistisch bezeichnete Gesellschaft transportierte Gustav Klimt „das Pathos einer hochqualifizierten Ornamentik, deren Pracht das eigentlich tragende Element seines Idealismus bildete“.