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Boris Godunow ist eine Oper (vom Komponisten „musikalisches Volksdrama“ genannt) in vier Akten mit Prolog von Modest Mussorgski nach Motiven des gleichnamigen Dramas von Puschkin, deren Urfassung 1870 fertiggestellt wurde. Die historische Person Boris Godunow war russischer Zar von 1598 bis 1605 und gilt in der monarchistischen Geschichtsperspektive als Usurpator, der allerdings von der damaligen Volksvertretung Semskij Sobor gewählt worden war.
„Nächst Richard Wagners Tristan und Isolde hat kaum ein anderes Werk so zukunftweisend und anregend auf die Entwicklung der Oper gewirkt wie Boris Godunow. Mussorgskij ist eine ebenso elementare musikalische wie dramatische Begabung. Im Grunde wurzelt er in der russischen Volksweise mit ihren mannigfachen Beziehungen zur asiatischen Musik und deren Harmonik. Aber das Geheimnis seiner Tonsprache und ihrer faszinierenden Wirkung wird damit noch nicht völlig erklärt. Es kommt etwas Eigenstes hinzu, das sich rein verstandesmäßiger Deutung entzieht. Staunenswert ist die Spannweite dieser Musik, die von der naiven Kinderweise bis zu wildester Leidenschaft, vom derbsten Humor bis zu keuschester Verinnerlichung, vom Dämonischen bis zu himmlischer Verklärung reicht und für alles den natürlichsten, treffendsten Ausdruck findet“
Wilhelm Zentner: Reclams Opernführer. 32. Aufl. 1988, S. 333)