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Das Dorf (russisch Деревня, Derewnja) ist eine Erzählung des russischen Nobelpreisträgers für Literatur Iwan Bunin, die 1909 in Moskau entstand und 1910 im Oktober- und Novemberheft der Sankt Petersburger Zeitschrift Sowremenny mir erschien.
Bunin erzählt aus dem Leben der Brüder Tichon und Kusma Krassow im russischen Schwarzerdegürtel. Der introvertierte Dichter Kusma äußert über den skrupellosen, erfolgreichen Bruder Tichon: „Deine Biographie müßte man schreiben.“
Urgroßvater Krassow wurde in der Nähe des Gutshofes Durnowka von einer Meute Windhunde zu Tode gehetzt, weil er sich mit der Frau des Gutsherrn Durnowo eingelassen hatte. Großvater Krassow kaufte sich aus der Leibeigenschaft frei, zog in die Stadt – genauer, er bezog eine Hütte in der Armenvorstadt – und gestand dem Richter schließlich haarklein jede seiner Schandtaten als Kirchenräuber. Vater Krassow betrieb in Durnowka einen Kramladen.
Tichon wurde – wie der Vater – Krämer und pachtete am Bahnhof Worgol in der Nähe von Durnowka eine Schenke. Tichon – von den Russen Strammbein genannt – „erledigt“ den Junker Durnowo und übernimmt dessen Gut. Mit seinen Frauen hat der inzwischen 50-jährige Tichon weniger Glück gehabt. Die erste, eine taubstumme Köchin, erdrückt das gemeinsame Kleinstkind versehentlich im Schlaf. Nastassja Petrowna, seine zweite Frau, gebiert ein totes Mädchen nach dem andern.
Es kommen unruhige Zeiten. Gutsbesitzer suchen bei der Obrigkeit Schutz. Es heißt, Durnowkaer wollen Tichon umbringen.
Nach dem Tod ihrer lieben Mutter waren die Brüder gemeinsam etliche Jahre als Hausierer durchs Gouvernement gezogen und waren schließlich im Zorn auseinandergegangen. Unerwartet versöhnen sich beide. Tichon staunt – Kusma, ein begeisterter Leser von Turgenjews Rauch, hat einen Gedichtband verfasst und hat über den Russisch-Türkischen Krieg geschrieben. Er hatte bei einem Jelezer Viehzüchter gearbeitet und zehn Jahre in Woronesch als Makler verbracht. In Woronesch hatte er ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau gehabt und war Tolstojaner geworden. Tichon möchte, der Kontorist Kusma soll Durnowka verwalten. So ohne Weiteres sagt Kusma nicht zu, denn er sei Atheist und Anarchist. Leute schinden käme nicht in Frage. Kusma weiß von den Geschäftspraktiken des Bruders – zum Beispiel das Zahlungen Hinauszögern.
Nastassja Petrowna stirbt auf dem Weg zum Bahnhof. Tichon findet einen Käufer für Durnowka und zieht in die Stadt. Er lädt Kusma zu der Fahrt ein: „Komm … mit … Bruderherz, weg von diesen Banditen!“ Kusma geht mit, obwohl er meint, der Bruder ist ein Gauner – schon weil er den aus Tula zurückgekehrten „Banditen“ Denis, einen Schuster – auch Deniska genannt, mit Awdotja, „die Junge“ genannt, verheiratet.
Kusma versucht sich mit dem Bruder in der Stadt als Getreidehändler.