Stadtgeschichte München

Vaterunser der Lola Montez selber.

Vater unser, an den ich mein Leben lang nicht geglaubt habe, vcr du bist in einem gewissen Himmel oder wie er heißt, der Ort, mir ist Alles recht. Meinetwegen werde sogar ge» heiligt dein Name, mir ist ja Jeder gut und recht, wenn er nur zu mir halt! Zukomme mir dein Reich, wenn darunter verstanden sind meine geschliffenen Diamanten, meine Geldsäcke und meine ungeschliffenen Alemannen. Gern laß ich all das Geld und Gut, was ich noch nicht Hab´ , ich werd schon schauen, wie ich die Andern draußen aussäcklc, denn an Lift, Betrug und Unverschämtheit fehlt´ s mir nicht und ich will gern Alles anwenden, in ich darin noch zu vervollkommnen! Dein Wille geschehe, wenn du meine Feinde vernichten willst, wenn du ihnen statt der Freiheit den blauen Teufel hinaussetzest, wenn du sie gütigst durcheinander zwiebeln willst, da ich´ s nicht mehr thun kann, ich thu aber gcwiß mein Möglichstes, sei versichert, glaub mir´ s, an mir solls nicht fehlen. Und todtschießen können sie mich vorläufig nicht, weil ich, wie du weißt, verdammt kugelfest bin und eine kuriose Ladung ertragen kann, denn ich bin mit dem Teufel im Bund, das kann dir nicht unbekannt sein! Wenn du Halbpart machen willst, ein besseres Geschäft giebts nicht! Gieb mir heute einen braunen und morgen einen blonden, übermorgen einen schwarzen Alemanen oder meinetwegen einen Haiducken, mir ist jeder recht, heißt er wie er will, wenn er nur ein Mann ist! Gicb mir Champagner und Trüffelpasteten, Fasan und was es Guts und Theures giebt, ich Hab einen verflucht guten Magen und kann viel Speis und Trank vertragen, Weihrauch will ich dir dafür streuen, so viel du magst, ich blas dir den ganzen Himmel voll spanischer (Zigarren! Gieb aber meinen Feinden Hunger und Roth oder hartes Brod, was brauchen sie mehr, schlag drein mit Donner und Blitz, wenn ich jetzt nimmer selber drein hauen kann mit Fäusten, denn umsonst laß ich mich nicht Hetzen, wie ein wildes Thier! Vcrgieb mir alle meine Schulden, in dem Maaß, wie ich nicht vergieb meinen Schuldner», wer meine andern Schulden bezahlt, das geht mich nicht an, ich wollt´ ich war noch zweimal so viel schuldig! Weh thuts mir, daß ichs noch nicht dahin gebracht habe, dicß Volk zu verdummen, inoem ich dergleichen that, als wollt lch3icht unv Fcciheit bringen ! Vergieb mir, daß ich nicht die Treue des bayerisch:« Volkes in den Ocunoveston erschüttert habe, für mein Leben gern hält´ ichs gcthan, denn nichts ist mir zuwiderer, als baß ich etwa in der Ferne sehen muß, daß sie ihren König wieder aus vollem Herzen lieben, wie vorher! Verzeih mir sag´ ich, hätt´ ichs können, hätt´ ichs früher gethan! Führe mich nicht in Versuchung, wk´ ?er in das Land herein zu kommen, denn wenn ich auch kugelfest bin, sie könnten mich packen, in einen Käsig setzen und für ft kr. Entre sehen lassen! Ich Hab mich stets gern gezeigt, aber auf diese Manier miz ich nicht! Also mach nun, daß ich jetzt gut davon fahr, denn m!r fangt an, verteufelt zu schwindeln, ich bin im Grund meiner Seele unverschämt; aber jetzt fällt mir die Courage doch in die Hose. — Also thu, was du kannst, erlöse die Bayern nur von keinem einzigen Uebel, ich kü n nire mich jetzt nur um meine noch nicht genug gegerbte Haut. Amen!