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Mary Ward wusste Ende 1626, dass sie in Rom und Italien nichts mehr für ihr Institut und ihre Häuser in Italien tun konnlo Allzu drohend hingen dunkle Wolken über ihrer Gründung. Es zog sie zurück in ihre Häuser im Norden, Sie wollte nach ihren Gemeinschaften in Trier, Köln, Lüttich und St. Omer schauen. Auf dieser Reise nahm sie einen Umweg von 200 km in Kauf, um in München Maximilian von Bayern zu besuchen. Kurfürst Maximilian I. und Kaiser Ferdinand II. von österreich waren die bedeutendsten katholischen Fürsten der damaligen Zeit. Mary hoffte, dass ihr diese beiden Herrscher bei der Bestätigung ihrer Gründung helfen könnten.
Am 10. November 1626 verließ sie die Heilige Stadt.
Die kleine Reisegruppe zog durchs Tibertal nach Florenz. Hier besuchte sie die österreichische Großherzogin Magdalena von österreich. Weiter ging es über Parma und Castiglione. Sie nahm Kontakt mit der Kongregation Vergini di Gesu auf - eine Gemeinschaft, die auch ohne Klausur lebte. In Mailand betete sie am Grab des Hl. Karl Borromäus. Weiter ging es über Como, Graubünden, Riva, den Splügenpass, die Via Mala nach Feldkirch. Dort traf sie am 24. Dezember 1626 ein (siehe: GL 43 und 44). Ihr Weg führte sie weiter über Innsbruck, auf dem Inn wahrscheinlich nach Wasserburg und von dort nach München.
Die Gruppe bestand aus dem Priester Henry Lee, Robert Wright, Mary Poyntz, Elizabeth Cotton, einer Laienschwester und Anna Maria Gründwald, sie hatte sich Mary Ward in Tirol angeschlossen. Am 7. Januar 1627 kamen die Pilger nach München.
Im GL 45 heißt es: Im Jahre 1626 kam Mary Ward erstmals nach München. Sie sagte ihren Gefährtinnen voraus, dass seine kurfürstliche Durchlaucht ihnen in dieser Residenz eine bequeme Wohnung und jährlich Unterhalt gewähren werde.
Das Haus stand an der Ecke Weinstraße und grenzte an die Gruftkirche der Andechser Benediktiner. Der Kurfürst ließ das Haus herrichten und sorgte für ihren Lebensunterhalt.
Bereits am 21. April 1627 wurde die 1. Schule für Mädchen und ein Pensionat eröffnet.
Im Mai 1627 bat Anna Röhrlin, die erste Bayerin, um Aufnahme bei Mary Ward. Anna Röhrlin nahm sich ab 1633 der Waisenkinder an, die durch Krieg oder Pest ihre Eltern verloren hatten.
Mary Ward verließ München wieder am 20. Juni 1627 und wanderte über Freising, Moosburg, Landshut, Vilsbiburg und Eggenfelden nach Passau. Dort fuhr sie wahrscheinlich mit dem Schiff auf der Donau über Linz nach Wien.
Am Freitagnachmittag, den 7. Februar 1631, erschien Dekan Jakob Golla im Paradeiserhaus vor und las den Auftrag der Inquisition vor:
„Nehmen Sie Maria Ward ais Häretikerin, Schismatikerin, Rebellin gegen den Heiligen Stuhl gefangen."
Im Paradeiserhaus lebten inzwischen 40 Mitglieder. Aus der Gefangenschaft sind 40 Briefe erhalten, 23 mit Zitronensaft geschrieben. Am 14, April 1631 wurde Mary Ward aus ihrer Gefangenschaft im Angerkloster entlassen. Sie verließ München am 24. Oktober 1631 zu ihrer 3. Romreise. Sie kam nie wieder nach Bayern.
Mary Poyntz leitete die verbliebenen Gefährtinnen, bis sie im Herbst 1633 nach Rom berufen wurde. Aus der Ferne sorgte sich Mary Ward um den Erhalt des Paradeiserhauses: 1632 fielen die Schweden in die Stadt ein. Nach den Kriegswirren wütete die Pest und forderte auch Opfer unter den englischen Jungfrauen. 1635 lebten noch 2 im Paradeiserhaus.
Am 8. Dezember 1635 erhielt Winefried Bedingfield die mündliche Erlaubnis vom Kurfürsten für die Wiederaufnahme des Unterrichts. Dieses Datum ist ein Markstein in der Geschichte des Münchner Hauses und des Institutes.
Mary Ward hielt sich in München insgesamt 2 Jahre auf:
Die Englischen Fräulein waren in München willkommen. Mary Ward betrat die Stadt durch das Isartor und nahm ihr erstes Quartier im Gasthof Ylmberger, heute Tal 13. Der Kurfürst zahlte ihre Ausgaben.
Dann erhielten sie das Paradeiserhaus als Wohnung (1626 - 1808). Dazu gehörten mehrere Häuser, ein Hof, ein Garten.
Freiherr Christoph von Paradeiser hatte das Anwesen 1611 erworben und es 1621 testamentarisch dem Kurfürsten „ad pias causas" vermacht. Die Englischen Fräulein wohnten hier bis zum Umbau 1691 und danach von 1695 bis zur Enteignung 1809. Das Gebäude wurde als Kgl. Staatsministerium des Inneren genutzt und dann als Kgl. Polizeidirektion. Es wurde am Ende des 2. Weltkrieges vollständig zerstört.
Die Gruftkirche geht zurück auf eine unterirdische, gruftartige Synagoge, die durch Herzog Ludwig den Kelheimer 1210 an dieser Stelle unter dem Stadtwall für die Juden eingebaut wurde. Nach der Verbannung der Juden aus München 1442 entstand hier eine Kapelle, in der ein Vesperbild (heute in Salmdorf) große Verehrung fand. Das Gotteshaus gehörte den an der Schrammergasse ansässigen Benediktiner von Andechs.
Die Englischen Fräulein erhielten die nötigen Medikamente aus der kurfürstlichen Hofapotheke. Später wurden nur mehr die Materialien zur Zubereitung der Medikament gegeben. Ein Mitglied des Institutes erlernte daher die Apothekerkunst. In den 80er wahren des 18. Jahrhunderts sei auch der Verkauf an die öffentlichkeit zugelassen worden (so der jetzige Apotheker der Engel-Apotheke); die Räumlichkeiten haben sich im Institutsgebäude befunden (Zuccali-Bau, wahrscheinlicher im Haus der Armen Mädchen). Durch die Säkularisation ist die Apotheke in andere Hände übergegangen. Um diese Zeit ist sie wohl auch in die Theatinerstraße verlegt worden.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und dem damit verbundenen Hass gegen die Engländer wurde mehrmals die Schaufensterscheibe eingeworfen. Der Apotheker überstrich das "-¡sehe", so dass der Name nur noch „Engl-Apotheke" hieß. Als auch das nichts nutzte, wurde der Name „Engel-Apotheke" eingeführt. Erst später hatte man wieder Mut zu dem Zusatz „Alte Englische Apotheke". Auf unsere Mitschwestern geht also der Name, nicht die örtlichkeit zurück.
Sr. Birgitta Beier, Eichstätt
König Ludwig I. rief die Englischen Fräulein 1835 von Augsburg vf ,der nach München und stellte ihnen den nördlichen Flügel des Nymphenburger Schlosses als Wohnung und Schule zur Verfügung. 1939 wurden die Schwestern von den Nationalsozialisten „für den Schuldienst nicht mehr benötigt". Die Schulgebäude wurden Hilfskrankenhaus und im März 1945 zerstört.
Im September 1945 erhalten die Schwestern wieder die Erlaubnis zu unterrichten. Das Krankenhaus wird erst 1950 in ein anderes Krankenhaus verlegt.