Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Bauen in München |
Untertitel | 1960 bis 1970 |
Autor:in | Landeshauptstadt München |
Verlag | Harbeke Verlag München |
Buchart | Gebundene Ausgabe |
Erscheinung | 1970 |
Seiten | 378 |
ISBN/B3Kat | B0000BPMWY |
Kategorie | Architektur |
Suchbegriff | Architektur |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
Der reich illustrierte Band dokumentiert eine besonders wichtige und für den Münchener Bürger — aber nicht nur fürdiesen — interessante Phase des Bauens und Planens in München. Das Jahrzehnt zwischen 1960 und 1970 bringt nämlich den entscheidenden Übergang zu einem neuen Abschnitt städtebaulicher Aufgaben und Arbeit. Denn bis etwa zum Ende des vorhergehenden Jahrzehnts mußten sich die Kräfte der Stadt und ihrer Bürger auf die vordringliche Aufgabe konzentrieren, das im Krieg Zerstörte wieder aufzubauen. Dafür diente als Grundlage eine städtebauliche Planung, die schon vor dem Krieg geschaffen worden war. Von 1960 ab, nachdem der Wiederaufbau im großen und ganzen als abgeschlossen gelten konnte, verlagerte sich der Schwerpunkt der Aufgabe mehr und mehr auf die Neugestaltung im inneren Stadtbereich und auf neu anzulegende Stadterweiterungen in den Außengebieten. Diese Aufgaben war nicht mehr auf der überkommenen Grundlage zu lösen, sie erforderten neue Planungskonzeptionen. Derartige Planungskonzeptionen können aber nicht aus sich selbst gewonnen werden, sondern müssen auf Vorstellungen von der möglichen und wünschenswerten Entwicklung der Stadt aufbauen, und darüber hinaus der Region außerhalb des Burgfriedens, die ja in immer engerer Verflechtung mit der Stadt begriffen ist. Das Buch gibt einen Eindruck von dieser grundlegenden Aufgabe, die keineswegs als abgeschlossen gelten kann, sondern sich weiterhin in vollem Fluß befindet. Verschärft wird die Problematik dieses Übergangs durch die enorme jährliche Bevölkerungszunahme und das nicht weniger starke Anwachsen von Industrien und Verwaltungen.
Was in der Zeit eines solchen Übergangs von einer Stadt an Leistungen verlangt wird, wird vielleicht am deutlichsten sichtbar an der Notwendigkeit, innerhalb weniger Jahre ein Verkehrssystem zu schaffen, das durch den Neu- und Ausbau von Straßen und unterirdischen Massenverkehrsmitteln den sich ständig steigernden Anforderungen gewachsen ist. Zugleich müssen die Außenbereiche an die innerstädti-schen Verkehrsströme angeschlossen werden. Wie die Lösung dieser Aufgabe angegangen wurde und wird, nimmt in diesem Buch einen breiten Raum ein. Bei dem großen Gewicht, das der Verkehrsausbau beansprucht, ist es tröstlich, daß in Abhandlungen über Fußgängerbereiche und Erholungsgebiete besonders des Menschen gedacht ist, der in dieser Stadt eine lebenswerte Umwelt finden soll. Beispielhaft ist die geplante Stadterneuerung zwischen Isar und Ostbahnhof dargestellt. Deutlich werden auch die Entwicklungen, die der Wohnungsbau und das öffentliche Bauen der verschiedensten Art im vergangenen Jahrzehnt in München erfahren haben, neben anderen Sondergebieten des Planens und Bauens in der bayerischen Landeshauptstadt aufgezeigt. Es kann nicht anders sein, als daß die Fülle von Problemen, die sich gestellt haben und weiterhin stellen werden, zum Mitdenken herausfordert, zur kritischen Betrachtung der gestellten Aufgaben, der Zielvorstellungen und der gewonnenen Lösungen. Daß das Buch solchen kritischen Überlegungen eine Grundlage gibt, durch welche Fakten erkennbar und Ziele sachlich diskutierbar gemacht werden, darin sehe ich seine besondere Bedeutung. Es wäre zu wünschen, daß es zu einem Instrument wird in dem Dialog zwischen Bürgerschaft und Fachleuten, den heute eine Stadt zu einer der Zukunft verpflichteten und zugleich lebensnahen Entwicklung dringend nötig hat.
Dr.-Ing. E. h. Walther Schmidt