Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Häuserbuch der Stadt München |
Untertitel | Bd. 2. Kreuz Viertel |
Autor:in | Burgmaier Andreas |
Verlag | Oldenbourg |
Erscheinung | 1960 |
Seiten | 379 |
ISBN/B3Kat | B0000BRE02 |
Kategorie | Geschichte |
Serie | Häuserbuch der Stadt München (0) |
Suchbegriff | Häuserbuch Kreuzvietrel |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
VORWORT
Mit dem „Kreuzviertel" wird Band II des Münchner Häuserbuches vorgelegt. Dieses Stadtviertel umfaßt das zwischen dem ehemaligen Schwabinger und dem Neuhauser (Karls-) Tor gelegene, von Wein- und Theatinerstraße im Osten, von Kaufinger- und Neuhauser Straße im Süden begrenzte Gebiet der Altstadt. 1363, in einem alten Ratsbuch, erscheint dieses Stadtviertel als „quarta tertia apud fratres heremitanos", als „Eremitenviertel", benannt nach dem 1294 gegründeten Kloster der Augustinereremiten. Den Namen „Kreuzviertel" erhielt es von der alten Kreuzgasse, dem heutigen Promenadeplatz.
Verglichen mit den drei übrigen Stadtvierteln, dem Graggenauer-, dem Hacken- und dem Angerviertel, hatte das Kreuzviertel ein besonderes soziales Gepräge. Trotz der Sporer-, SchäfFler- oder der Windenmacherstraße war es kein eigentliches Viertel der Handwerker, und von den Märkten fand sich hier nur der für die Münchner Wirtschaft besonders gewichtige Salzmarkt, während die Roß-, Sau-, Rinder-, Fisch-, Eier- und Kräutlmärkte über die anderen Stadtviertel verteilt lagen. Vom frühen 17. Jahrhundert an entwickelte sich das Kreuzviertel zum Münchner Adelsquartier. In den Hausbesitzerfolgen der Theatiner-, der Pranner- oder Kardinal-Faulhaber-Straße liest es sich auf weiten Strecken wie in einem Adelskalender und die Palais Maffei, Holnstein, Portia, Berchem, Gise, Preysing, Fugger, Piosasque de Non usw. gaben diesem Viertel das Gepräge vornehmer Repräsentation. Es war gewiß kein Zufall, daß sich im Kreuzviertel auch die beiden renommiertesten Gasthöfe des kurfürstlichen München, der „Schwarze Adler" und der „Goldene Hirsch", befanden.
Die Bevölkerungszahl des Kreuzviertels blieb beträchtlich unter der Zahl der drei anderen Stad viertel. Das lag jedoch nicht allein an seinem besonderen sozialen Gefüge, das lag auch an seine zahlreichen kirchlichen und öffentlichen Gebäuden. Hier befanden sich die ausgedehnten Kloste bezirke der Augustiner, der Jesuiten, Theatiner, Karmeliten und Karmelitinnen, die Frauenkircl: mit den zahlreichen Häusern des Kollegiatsstifts um den Frauenplatz, der äußere Frauenfriedhof ui die Salvatorkirche, das Rochusspital, hier standen auch das alte herzogliche Zeughaus, die ers-kurfürstliche Oper und die „Wilhelminische Neufeste" oder Maxburg, bei deren Bau allein 54 Bürge häuser verschwinden mußten. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Kreuzviertel aus einei Adelsquartier zum Münchner Bankenzentrum. Heute ist auf seinem Gebiet die Citybildung, d Entvölkerung, am weitesten fortgeschritten.
Gedankt sei dem Stadtrat der Landeshauptstadt München für die verständnisvolle Förderung un Finanzierung auch dieses zweiten Bandes.
München, im Mai 1960
Dr. Michael Schattenhofer.
Archivdirektor