Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Die Frauenkirche in München |
Autor:in | Ramisch Hans |
Verlag | Schnell und Steiner |
Buchart | Broschüre |
Erscheinung | 1994 |
Seiten | 31 |
ISBN/B3Kat | 0000000006 |
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Kategorie | Kirchenführer |
Suchbegriff | Frauenkirche Dom |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
Das äußere der 1468-1488 errichteten Frauenkirche wirkt mächtig und in sich geschlossen. Die Flächen lenken den Blick des Betrachters in die Höhe zu den kraftvollen Türmen und ihren erst 1525 aufgesetzten Zwiebeldächern, die man lange für ein Renaissancemotiv gehalten hat. Doch schon 1486, noch zu Lebzeiten des Jörg von Halspach, dem der geniale Entwurf für die einzigartige Baugestalt der Frauenkirche zu verdanken ist, erschien ein illustrierter Reisebericht über eine Wallfahrt in das Heilige Land. Auf der Abbildung der Stadt Jerusalem nimmt der FelsenDom, den man damals noch für den Tempel Salomons hielt, eine ähnliche Stellung ein wie die Frauenkirche im mittelalterlichen Stadtbild von München: Er ist als größtes Bauwerk der Stadt ihr Zentrum und trägt als Bekrönung eine Zwiebelkuppel auf einem trommelförmigen, durchfensterten Sockelgeschoß. Ganz ähnlich und wohl nach diesem Vorbild wurden die Turmbekrönungen der Münchner Frauenkirche gestaltet als bildhafte Entsprechung zur Vision des Himmlischen Jerusalem. Seit Bischof Eusebius von Cäsarea um 325 bei der Weihe der Kirche von Tyrus zum ersten Mal die Vision des Evangelisten Johannes vom Himmlischen Jerusalem (Off. 21) auf ein konkretes Kirchengebäude bezogen hatte, war dieses Bild die Grundlage für die anschauliche Sinngestalt aller weiteren Kirchenbauten. In der Geheimen Offenbarung des Johannes und von ihren mittelalterlichen Erklärern wird oft auf die ähnlichkeit zwischen dem Himmlischen Jerusalem und farbigen Kristallen hingewiesen. Jörg von Halspach hat aus diesem Bild die Gestalt des Baukörpers der Frauenkirche abgeleitet: Die roten Ziegelflächen, die flache Bändergliederung, die Fenstergewände und Fensterflächen erinnern an große, dunkle Kristalloberflächen. Darin unterscheidet sich die Frauenkirche von allen wichtigen zeitgenössischen Kirchenbauten, die auch außen die plastische Gliederung des spätgotischen Hausteinbaues in Ziegelarchitektur zu übersetzen versuchen.