Flösserei auf Bayerns Flüssen
Zur Geschichte eines alten Handwerks
Vorwort
Die historische Forschung hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zunehmend der Alltagsund Sozialgeschichte zugewandt, in der Erkenntnis, daß Zeiten und Menschen nicht nur durch politische Entwicklungen geprägt und durch bedeutende Persönlichkeiten bestimmt werden.
In den Heften zur Bayerischen Geschichte und Kultur ist deshalb entsprechenden Themen bereits mehrfach Raum gegeben worden. Auch das vorliegende Heft behandelt ein Stück bayerischer Wirtschafts-, Alltags- und Sozialgeschichte: das Flößerhandwerk auf den bayerischen Flüssen.
Die Bedeutung dieses Gewerbes für die Wirtschaft war beträchtlich. Auf Main mid Rodach, Donau, Inn, Isar und anderen floßbaren Flüssen wurden große Mengen des wichtigen Rohstoffes Holz zu den Gewerbebetrieben ebenso wie zum privaten Verbraucher transportiert— bis in die Donauländer und nach Holland. Daneben dienten die Flöße auch als schnelles und tragfähiges Transportmittel für Waren aller Art, von Baumaterialien bis hin zu Luxusgütern, und zur Personenbeförderung.
Erst mit dem Aufkommen von Dampfschiffahrt und Eisenbahn, mit
dem Beginn der Kanalisierung und Verschleusung der Flüsse verlor die Floßwirtschaft an Gewicht.
Doch der Autor, Karl Filser, Professor für Didaktik der Geschichte an der Universität Augsburg, beschränkt sich nicht auf die Darstellung der ökonomischen Bedeutung des Flößerhandwerks. Die Geschichte der Flößerzünfte wird ebenso geschildert wie der oft harte und mühsame Alltag der Floßmeister, ihrer Familien und Knechte. Auch die bereits im Mittelalter durch den rigorosen Holzeinschlag entstehenden Umweltprobleme und die Bedeutung der Flöße als Truppentransportmittel in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen kommen zur Sprache.
Heute lebt die Flößerei im Rahmen des Fremdenverkehrs weiter: Die Vergnügungsfloßfahrt erfreut sich wachsender Beliebtheit. Doch auch darin zeigt sich, wie sehr all unser Handeln durch die Geschichte geprägt ist. Die Flößer etwa des Frankenwaldes, die mit Touristen aus nah und fern die Wilde Rodach befahren, betreiben die zeitgemäße Ausübung eines Gewerbes mit einer jahrhundertealten Tradition, die nicht in Vergessenheit geraten sollte.
Manfred Treml
- Vorwort
- Einleitung
- Flößen undTriften
- Holzflößerei 15 Fracht- und Handelsflößerei
- Flößerei im Dienst des Krieges
- Gezünftete und freie Flößer
- Hochkonjunktur und Niedergang
- Materialien
- Literatur
- Bildquellennachweis
- Glossar