Es geschah in München
Die bekannte amerikanische Schriftstellerin Helen Keller, 75 Jahre alt, blind und taubstumm seit Kindheit, hat ein Orientierungssystem entdeckt, das freilich, wie sie sagt, nur für sie selber Gültigkeit hat: »Städte«, erklärte sie, »haben verschiedene Gerüche: Paris riecht wie Parfüm, London wie Rauch und Tokio wie Weihrauch. Münchens Fluidum ist wahrhaft selten: wie Musik und alte Geschichten.« Was diese weltbefahrene Frau mit geschärftem Sinn an München erspürt hat, das erzählt Karl Spengler in diesem Buch. Das sind nun nicht Schilderungen von Bräuchen, die der Heiligenkalender oder der Jahreslauf bringt und wie sie in jährlicher Wiederkehr der Lokalschriftsteller in seinem Blättchen aufwärmt; dem Verfasser geht es um mehr: an einmaligen Ereignissen, an festlichen wie unfeierlichen Begebenheiten dem Menschen nachzuspüren. Wie hat er gelebt und geliebt, was bewegte sein Herz, was erniedrigte ihn und erhob ihn wieder aus dem Staub, wie bestand er in seinen Zeiten, die uns im brausenden Prunk ihrer Kirchen und Paläste nur die schöne Außenseite vergangener Tage überliefert haben? Von diesem Menschen schweigt die Weltgeschichte; die Geschichten dieses Buches aber heben ihn in unsere Gegenwart herauf. Wir lesen in dem Tagebuch des reisenden Augsburger Kunstkenners, Sammlers und Agenten Philipp Hainhofer, was ihm an der kurfürstlichen Hoftafel in der Münchner Residenz und in den Eremitagen um Schleißheim aufgefallen ist, sitzen mit den Sansculotten der Französischen Revolution in den Vorstellungen des Alten Residenztheaters und erleben das Nachspiel der Hohenlindener Schlacht im Palais Rechberg. Der brave Schleißheimer Dorfbote Matthias Graßberger erfüllt vor uns sein
- WELLENSCHLAG DER ZEITEN
- Die große Hochzeit von München
- Das gesprächige Reisetagebuch eines Augsburgers von 1611
- Sansculotten im Residenztheater
- Der sterbende Gast im Rechberg-Palais
- Das Hohelied vom braven Mann in Schleißheim
- Napoleon tanzt im Herkulessaal der Residenz
- Der geheimnisvolle Türke verliert sein Spiel
- Münchner kaufen Sklaven in Brasilien
- Peitschenknallen und Mistfahren verboten
- In fünfzig Jahren sind mehr als fünf Jahrzehnte vergangen
- DUNKLE GESCHICHTEN
- Der falsche Ahasver gibt ein Gastspiel am Gasteigberg
- Die leidvollen Jahre des Münchner Floßmeisters Pichlmayr
- Femerichter mit Kapuzen saßen unter der Neuhauser Straße
- Die Wahnsinnstat des Oberkanoniers Stanislaus Schmid
- Die Moritat von der „Kalten Herberg"
- Als die armen Seelen in Pasing tanzten
- Nachtspaziergang in der königlichen Münze
- Raubmord im Zirkus Bavaria
- VON SONDERLINGEN UND VON BESONDEREN LEUTEN
- Ein Goldmacher macht sich lustige Tage
- Die Türken in der Au
- Kurfürst in Socken
- Vier böse Wochen für Giacomo Casanova
- Die Erholungsgedanken des Hofkaplans Stimmelmaier
- Der wahre Märchenkönig Bayerns
- Bayerische Geschichte — auf die Frauentürme gemalt
- Der dicke Mann von München
- Das Geisterkaffeehaus auf der Bühne
- Ein Eremit spaziert durch die Welt
- Drei Brüder mit dem Namen Spitzweg
- Münchner Luftikus auf Berliner Barrikaden
- Der Millionenbauer von Neuhausen
- Der Bayerische Herkules war nie ein Halbstarker
- Henry Ford sandte ihm eine goldene Mundharmonika
- AN GEDECKTEN TISCHEN
- Ganz Süddeutschland fuhr mit Roß und Wagen zur Jakobidult
- Lebenskunst zu kleinen Preisen
- Das Schlaraffenland war nicht für alle da
- Tabakwölkchen im Münchner Himmel
- Vor den Drei-Kreuzer-Ständen auf der Gebnachtdult
- Ein Bürgerdragoner hatte eine gute Idee
- Was den Wienern ihr Strauß, war den Münchnern ihr Streck
- Der Trojanische Krieg um die Bierdirn Magdalena
- Die Sänger für das Volk
- „Die Bänke sind von weichem Holz ..."
- VOR DEN TOREN DER STADT
- Die grünen Paradiese der Münchner
- Als die Hirsche den Münchnern in die Fenster schauten
- Wellenbewegung des Badelebens
- Als man in Maria Eich Lesen und Schreiben lernte
- Hier warteten die Aussätzigen auf den Tod
- Als es noch Hesseloher Bier gab
- MIT ENGLISCHEN AUGEN GESEHEN
- Sechs „unbeschützte Mädchen" erleben im Jahre 1863 die Stadt
- Die englische Elizabeth visitiert das Waisenhaus
- Eine Engländerin auf der alten Dult
- Ein Anhänger Garibaldis braucht nicht zu verhungern
- SÜNDTEURE KÜNSTE
- Die Gobelinwirker im Benibräu
- Die unerwiderte Liebe der Bayern zu den Seidenraupen
- Hadernpapier und kunstvolle Klingen aus der Au
- Sie gössen „die Stimme Gottes" in Metall
- Nymphenburger Porzellan wurde am Auer Mühlbach geboren
- EPILOG
- Fünfhundert Jahre Wacht an Krankenbetten
- Der Südfriedhof ist kein toter Gottesacker