Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Vom Osser zum Rachel |
Untertitel | Einst und jetzt |
Autor:in | Haller Marita, Pilivka Martin, Haller Günter |
Verlag | Edition Lichtland |
Erscheinung | Oktober 2014 |
Seiten | 208 |
ISBN/B3Kat | 3942509474 (978-3942509473) |
Regierungsbezirk | Niederbayern |
Der ansprechend gestaltete Bildband „Vom Osser zum Rachel einst und jetzt“ ist eine Liebeserklärung an die Heimat ohne Grenze. Das Aufspüren der besonderen Plätze von einst und die Neugierde darauf, wie sie heute aussehen, war für mich spannend und motivierend zugleich. Viele gute Erinnerungen an meine Kindheit wurden bei der Recherche wach. Der Blick durch meine Kamera ließ mich aber auch viel Neues und Schönes entdecken. Die Bilder von einst und jetzt haben mir wieder deutlich gemacht, wie wunderbar doch unsere Heimat war und ist.
Der Eiserne Vorhang hat uns lange Zeit voneinander getrennt. Heute haben wir zum Glück wieder die Möglichkeit den „Böhmerwald“ und die Herzlichkeit seiner Menschen neu zu entdecken. Der Bildband „Vom Osser zum Rachel einst und jetzt“ weist zu den schönsten Plätzen, an die wir uns gerne erinnern.
Die Zeitreise, die Sie, liebe Leser, beim Durchblättern des Buches erleben, wird Ihre Seele oft in angenehmer Weise berühren. Manchmal werden Sie aber auch eine große Wehmut verspüren, wenn Sie an die Vergangenheit denken und Sie sich an die Orte und einzelne Bauwerke erinnern, die heute nicht mehr da sind.
Ich würde mich aufrichtig freuen, wenn die geschichtlichen Erinnerungen im Vergleich mit dem Jetzt Ihre Neugierde auf die grenzenlose Heimat neu wecken würde und dieses Buch für Sie zum Anlass würde, diese besonderen Plätze aufzusuchen, die wir Ihnen in diesem Bildband vorstellen. (Marita Haller)
Ich hätte nie erwartet, wie mühsam es wird die Stelle zu finden, von der aus der legendäre Böhmerwald-Fotograf Josef Seidel Brcálník betrachtet hat. Und dabei fahre ich schon fast 50 Jahre hierher und bin überzeugt, dass ich hier jeden Stein kenne. Aber von wo aus diese Aufnahme gemacht wurde, das war niemandem klar. Ich suchte lange die Grenze zwischen Wald und Wiese oberhalb der Eisenbahnstrecke ab, den Großen Osser immer vor mir, ich hängte meine Kameratasche und Stativ über Umzäunungen, und es war immer noch nicht das Richtige. Das Haus auf dem alten Foto steht mit Sicherheit nicht mehr und die Wiesen gleichen den heutigen nur wenig. Es half mir ein anderer Anhaltspunkt – ich ging so lange, bis sich die Gebirgskämme am Horizont auf gleiche Weise wie auf Seidels Foto kreuzten. Oder fast auf gleiche Weise. Um genau gleich zu sein, müsste ich mehr links stehen und auch ein Stück höher am Hang. Aber das wäre im Wald, und von dort ist nichts zu sehen.
Zu Herrn Seidels Zeiten waren die Bäume noch nicht dort. Und so war es beim Entstehen unseres Buches noch oft.
Der Böhmerwald hat sich seit den Zeiten der Fotografen wie Josef Seidel, Josef Wolf, Joža Pospíchal, Max Jonák und weitere sehr geändert. Stellenweise tatsächlich bis zur Unkenntlichkeit. Das gilt mehr für die böhmische als für die bayerische Seite. Auf der böhmischen Seite war nach dem 2. Weltkrieg eine geleitete Devastation am Werk, im besseren Fall Gleichgültigkeit oder Unfähigkeit sich darum zu kümmern, was hier Generationen von Menschen über Jahrhunderte schufen.
Zu der selben Zeit hat sich die bayerische Seite normal entwickelt, ist gediehen und hat Touristen angelockt. Den Unterschied wird man wohl nie mehr weglöschen können. Das Aussehen des böhmischen Böhmerwalds wurde seit Jahrzehnten der Existenz von einer entvölkerten Grenzzone und von militärischen Schießplätzen
bestimmt.
Obwohl wir uns bemühten die Veränderungen von konkreten Orten in der Zeitspanne von ungefähr einem Jahrhundert zu zeigen, kann man von älteren historischen Zusammenhängen nicht absehen. Die faszinieren immer aufs Neue – die Zivilisation weder von Hoteliers in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gebracht, noch kam sie mit dem Eisenbahnbau am Ende des 19. Jahrhunderts. Der Böhmerwald sieht auf eine uralte Geschichte der Erzgewinnung und -verarbeitung zurück, danach erlebte er eine lange und ruhmreiche Ära der Glasmacher, die von Förstern und Holzhauern abgelöst wurden.
Die ersten Besucher wurden von Vorkämpfern der Touristik vor 150 Jahren mit dem Urwald, den Filzen, der rauen Natur und der bodenständigen Bewohner hergelockt.
Dabei führten hier schon im tiefen Mittelalter die Europa durchquerenden Handelswege vorbei, an welchen denen die heutigen Ansiedlungen entstanden.
Der Böhmerwald ist herrlich, er überrascht und lockt immer aufs Neue an – obwohl es viele Orte auf den Aufnahmen von Josef Seidel und seinen Zeitgenossen nicht
mehr gibt oder sie mittlerweile verwachsen sind. Ihren Spuren zu folgen war ein seltsames, interessantes Erlebnis, das wir gerne mit Ihnen teilen.
Martin Polívka