Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Wirtshäuser in München um 1900 |
Autor:in | Adam Franz, Huber Brigitte, Speckle Birgit |
Herausgeber:in | Pasinger Fabrik |
Verlag-Details | MünchenVerlag |
Buchart | Taschenbuch |
Erscheinung | Januar 1997 |
Seiten | 287 |
ISBN/B3Kat | 392798471X (978-3927984714) / BV011604768 |
Kategorie | Themen |
Suchbegriff | Bier Wirtshäuser Gaststätten |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
Im ausgehenden 19. Jahrhundert erlebte die Gastronomie im Deutschen Kaiserreich einen gewaltigen, bis heute einmaligen Boom. Vor allem die prosperierenden Großstädte der entstehenden Industriegesellschatt boten eine Vieltalt an Bewirtungsbetrieben. In München bildete sich in engem Zusammenhang mit der expandierenden Brauindustrie eine spezifische Form von Wirtshäusern heraus. In riesigen Bierkonsumtempeln, dem Löwenbräukeller oder dem Hofbräuhaus am Platzl, sollte mit einer historisierenden und volkstümlichen Architektur und Ausstattung deutsches und insbesondere bayerisches NationalbewuMsein, Tradition und Gemütlichkeit vermittelt werden. Die Brauereien setzten diese „Bierarchitektur" im Sinne einer firmenühergreifenden Werbestrategie ein, sie ist für den Ruf Münchens als Bierstadt bestimmend. Ihre Versatzstücke, weißblaue Rauten oder MaKkrüge, finden sich weltweit.
Das Münchner Wirtshaus war gleichzeitig Zentrum des Öffentlichen Lebens und der lokalen Politik. Zahllose in den Gaststuben tagende Vereine, Versammlungen, Feste oder GroKveranstaltungen in den Bierpalästen belegen dies. Die Wirte und ihre Bediensteten, die den Gast versorgten, ihre Ökonomische und soziale Situation, der finanzielle Druck und die harten Arbeitsbedingungen zeugen davon.
Neben den Bierhallen und den herkömmlichen Gast- und Schankwirtschaften für die tägliche Versorgung etablierten sich eine Vielzahl anderer Lokaltypen: Restaurants für Feinschmecker oder Vegetarier, Pracht-Cates mit „Billardakademien", AutomatenRestaurants, chinesische Teestuben, exotische Bars. Zunehmende Freizeit und Finanzkratt schufen neue Bedürtnisse. Konzerte und Volkssänger sorgten in den Wirtshäusern und Biergärten für Unterhaltung und Abwechslung. Fremdenverkehr und Naherholung, im Münchner Umland mit seinen Flüssen, Seen und Bergen prägten nachhaltig die dortige Intrastruktur.
Der Blick auf Pasing und die Geschichte seiner Gastronomie zeigt exemplarisch den Strukturwandel eines späteren Münchner Vorortes durch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen.
In der vorliegenden Publikation wird in neunzehn Beiträgen nicht nur ein Stück Alltagsgeschichte veranschaulicht, sondern auch der Mythos der Münchner Wirtshaus- und Bierkultur beleuchtet.