Lola Montez
oder eine Revolution in München
Vorwort
Die Fallhöhe im Leben der Lola Montez hat durch ihr exorbitantes Ausmaß etwas Tragisches, ja Gespentisches. Ein umhimmelter Star der europäischen Hoftheater verkommt zur knalligen Zirkusnummer im amerikanischen Barnum-Stil. Ein Leben, das sich in immer nobleren Räumen und in der allerbesten Gesellschaft abspielt, endet in einer Absteige. Die »schönste Frau der Welt« altert nach ihren Münchner Abenteuern ganz rasch, die letzten photographischen Aufnahmen zeigen ihren dramatischen Verfall. Paßt jetzt dazu die Bauchlandung in einem Stadtmuseum, einer Institution von ausgesprochen bürgerlicher, wenn nichtbescheidener Prägung? Hätte sie nicht irgendwo zwischen Residenz und Lustheim ihre Rückkehr feiern sollen? Aber für diese neuerliche Affäre mit Lola gibt es Gründe. Sie hat zu ihren Lebzeiten schwer gebüßt für all die Missetaten, die sie begangen hat oder die ihr vielleicht nur nachgesagt wurden. Ihrem Freund, dem König, ist dieses Schicksal weitestgehend erspart geblieben. Na ja, der Thron ging verloren, aber schon die Tatsache, daß der Kronprinz sein Nachfolger wurde (und nicht etwa gleich die Monarchie zusammenbrach), interpretierten Zeitgenossen als ein Ereignis, (las man Lola zurechnen muß. »Wir alle in Bayern sind der Lola wohl viel Dank schuldig, denn ohne sie wäre es noch nicht zum Bruche gekommen; nur Schade, daß alles aus einer so schmutzigen Quelle kömmt«, sagte Herzog Max in Bayern, wohlwissend, daß es mit zunehmender Regierungszeit zu ganz anderen, viel blutigeren und folgenreicheren Ausschreitungen hätte kommen müssen.
So blieb es aber beim einzig sichtbaren Ausbruch öffentlicher Gewalt im März 1848, als nämlich
- Wolfgang Till
- Vorwort
- Richard Bauer
»Wir alle in Bayern sind der Lola wohl viel Dank schuldig ...«. Ein Münchner Skandal und seine Folgen
- Ralf Zerhack
König, Dame, Bürger. Eine Münchner Dreiecksbeziehung
- Karin Hellwig
Ludwig I. zwischen Hispanismus und Spanienmode
- Raimund Wünsche
Falsches für die Falsche
- ChristofMetzger
»Der revolutionäre Fürst«. Ludwig von Oettingen-Wallerstein
- Achin Sing
»So standen damals die Dinge«. Die Revolution in den Memoiren Maximilians II.
- Bruce Seymour
»What I did in the Revolution« oder die Lügen der Lola Montez
- Reinhold Rauh
Von Lola Montez bis Madonna
- Thomas Weidner
Lola Montez oder eine Revolution in München
- I. Die Audienz
Elizabeth Rosanna Gilbert - Ludwig als Vesuv- »Lolitas Busen« - Im Hotel
- II. Die Tänzerin
Der verwunschene Prinz - Das Königliche Hof-und Nationaltheater - Münchner Gastspiele -»Eine spanische Tänzerin so schlecht, wie es keine zweite gibt«: Lola Montez in der Kritik -Amerika
- III. Die Spanierin
Der »Barbier von Sevilla« und die Spanienmode in München - Lola Montez aus Sevilla -
Der iberophile König - General Heideck
- IV. Im Atelier
Hofmaler Stieler - Lola Montez in der Schönheitsgalerie - Miniaturen, Photographien und Visitenkarten - Das Portfolio von Piloty & Loehle - Das »gemalte Serail«: Variationen zu einem Schönheitsideal
- V. Das Palais der Lola Montez
Der Kaufvertrag - Der Umbau durch Eduard Metzger - Ein Rundgang durch das Haus - Der Krokodilwürger von Johann Leeb - Abrechnungen
- VI. Die Amazone
»Ariadne auf Box« - Duell der Damen -Die letzte Zigarette - Lola Montez und George Sand
- VII. Die Geliebte
»Ich bin König, aber ich bin auch Dichter«: Ludwigs Rundbrief an die Bischöfe - Sonette an Lola - Lolas Fuß - Der Briefwechsel - Bilanz einer Leidenschaft
- VIII. Die Mätresse
Intrigen am Hof- Sancta Lola und die Jesuiten - Die Redemptoristen in Altötting -Die Mätresse als Mäzenatin - Leo von Klenze und die »Duodez-Dubarry«
- IX. Kaulbach malt Lola Montez
- Lola Montez besteigt das Schafott -»Nieder-knien vor dem Bilde eines Menschen, der noch dazu ein schlechter Poet ist!«: Ludwig I. König von Bayern im Krönungsornat - Wilhelm von Kaulbach als »Reineke Fuchs«
- X. Gräfin von Landsfeld
Das Indigenat - Das Memorandum - Das Adelsdiplom-Der Haftbefehl
- XI. Engelssturz, Sturmgeläut und Fasching: München im März 1848
Der Tod von Joseph von Görres - Die »Lola-mannen« - Die Schließung der Universität -Bürgermeister und Rat - Die Belagerung der Barer Straße - Das Nachtlager in Schloß Blutenburg - Lola Montez in Lindau - Der Engelssturz - Die Märzforderungen - Der Sturm auf das Zeughaus - Die Proklamation vom 6. März 1848
- XII. Die Abdankung
»In München ist alles verrückt« - Das Patent
- Katalog der ausgestellten Exponate
- Ludwig Fürst von Oettingen-Wallerstein
- an Karl Prinz von Bayern (1. Mai 1862)
- Literaturverzeichnis
- Personenregister