Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Die Frauenkirche |
Untertitel | Ein Münchner Lesebuch |
Autor:in | Rosenberger Ludwig |
Verlag | Franz Ehrenwirth Verlag |
Buchart | Gebundene Ausgabe |
Erscheinung | 1947 |
Seiten | 174 |
ISBN/B3Kat | 0000000056 |
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Kategorie | Kirchenführer |
Suchbegriff | Frauenkirche Dom |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
Geleitwort
Das Bürgertum der deutschen Städte setzte im Mittelalter und in den folgenden Jahrhunderten seinen Stolz darein, diese seine Städte durch besondere Bauwerke auszuzeichnen, die ebenso über Bedeutung und Gestaltung der Bürgerhäuser wie über den Zeitablauf hinausreichen sollten. Rathäuserr und vor allem Kirchen verdanken dieser selbstbewußten Einstellung unserer Vorfahren ihre Entstehung.
Auch Münchens Bürger haben im 15. Jahrhundert ihre Liebe zur Stadt und ihre fromme Gesinnung durch die Verwirklichung des Planes der Erbauung eines grollen Domes zum Ausdruck gebracht. Man hatte damals noch Zeit für die Verwirklichung solcher großen Ideen und so hat auchh die Frauenkirche in München mit einer Baugeschichte von einigen Jahrzehnten die Möglichkeit gegeben, die Größe des Bauvorhabens mit der Bekundung des guten Willens der Bürger in Lbereinstimmung zu bringen. Das Ergebnis dieses Vollbringens ist das Bauwerk, das seit nahezu 500 Jahren der Stolz der jeweiligen Generationen war und ist, wie es seinerzeit der Stolz jener Generationen war, die es geschaffen haben.
Das Bauwerk an sich, vor allem seine charakteristische Turmgestaltung, die Erstellung aus dem Material der ureigentlichsten heimatlichen Erde, die stolze und doch bescheidene Größe seiner Ausmaße wie seiner Wirkung, alle diese Umstände sind den Münchnern aller Zeiten ans Herz gewachsen. Die Grabsteine vergangener Geschlechter, Stiftungen und Altäre bilden eine lebendige Verbindung durch das Bürgertum vieler Jahrhunderte. Legenden und Erzählungen umgeben das Bauwerk mit einem geheimisvollen Schleier. Die Zerstörung des Luftkrieges stellt das Bürgertum unserer Tage vor die grolle Aufgabe, der Gesinnung der Vorfahren würdig zu sein. Möge das vorliegende Werk dazu beitragen, die Notwendigkeit dieser Aufgabe erkennen zu lassen und die Erkenntnis zu vertiefen, damit der stolz-bescheidene Bau der Münchner Frauenkirche noch vielen Generationen in unserer Stadt eine Stätte gottesfürchtiger Sammlung und selbstbewußter Heimatfreude sei!
München, den 2. März 1947.
Dr. Scharnagl, Oberbürgermeister.