Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Rom in Bayern |
Untertitel | Kunst und Spiritualität der ersten Jesuiten |
Herausgeber:in | Baumstark Reinhold |
Verlag | Hirmer Verlag |
Buchart | Gebundene Ausgabe |
Erscheinung | 1997 |
Seiten | 567 |
ISBN/B3Kat | 3777476005 |
Kategorie | Museumsführer |
Suchbegriff | Jesuiten St. Michael |
Regierungsbezirk | Oberbayern |
Heilige sind ein Geschenk Gottes an die Welt. Sie lassen uns nicht allein erkennen, was Gott von uns Menschen will, sondern auch, was die Welt nötig hat. Eine jede Zeit hat ihre eigenen heiligen Männer und Frauen. Eine jede Zeit braucht auch ihre besonderen Heiligen, um jeweils eine Facette von Gottes Fülle aufleuchten zu lassen, die gerade in diesem Augenblick notwendig ist, herausfordert, ein Gegengewicht darstellt und Mut macht. Wenn man sich den Heiligen der Kirchengeschichte widmet, täte man ihrer Lebensgeschichte und damit ihnen selbst Unrecht, wollte man den Maßstab des Heute an das Gestern anlegen. Und umgekehrt besteht die gleiche Gefahr, wenn man eine Person aus der Geschichte auf gewaltsame Weise in die Gegenwart bringen, also »aktualisieren« möchte. Einige der Heiligen haben über ihren Tod hinaus eine besondere Ausstrahlung behalten, andere hingegen sind nach Ablauf einer gewissen Zeit in die Stille Gottes eingegangen.
Es lohnt sich vielleicht, in diesem Zusammenhang die Worte von Petrus Canisius zu bedenken, die er zehn Jahre vor seinem eigenen Tod über Ignatius von Loyola, den Gründer des Jesuitenordens, sagte: »Es gibt bei ihm vieles, worin wir ihm nicht nachfolgen können. Es gibt bei ihm sogar sehr vieles, worin wir ihm nicht nachfolgen wollen. Es gibt bei ihm schließlich aber auch vieles, worin es äußerst wichtig ist, daß wir ihm nachfolgen, wie zum Beispiel die Liebe zum Kreuz Jesu, seine Vertrautheit mit dem Quell alles Guten, seine Weisheit und sein Gottvertrauen, sein Glaube und seine Geduld, sein Einsatz für die Menschen, wie auch seine Aufrichtigkeit und die Klarheit seiner Absichten.«
Damit wäre der Bogen abgesteckt, der den Nimwegener Petrus Canisius und den Basken Ignatius von Loyola verbindet; aber damit wäre auch deutlich gemacht, daß sie nicht zum Verwechseln ähnlich sind. Zu unterschiedlich sind ihre Herkunft, die Zeiten, in denen sie aufgewachsen sind, die Orte, an denen sie ihr Leben verbracht haben, und die Umstände, unter denen sie sich bemühten, ihrem kreuztragenden Herrn nachzufolgen. Genau hier liegt aber auch das Gemeinsame, das sie Verbindende, das Ziel, welches ihrem Leben und Wirken die Ausrichtung gab: Alles zu tun und zu wagen für den Dienst zur größeren Ehre Gottes.
In der gleichen Schule Gottes - den Geistlichen Übungen - haben sie beide gelernt, auf die gleiche Weise - als Gefährten Jesu - in jeder Region der Welt unterwegs zu sein und ihr Leben dort zu führen, wo der größere Dienst für Gott und die größere Hilfe für die Seelen zu erhoffen waren (vgl. Satzungen der Gesellschaft Jesu, Nr. 304). Für Ignatius von Loyola bedeutete dies, nach der Gründung des Ordens seine Tätigkeit als Generaloberer der Gesellschaft Jesu in Rom auszuüben. Für Petrus Canisius bedeutete es, unter anderem Ulm, Dillingen, München, Ingolstadt, Augsburg, Friedberg, Regensburg, Straubing, Eichstätt, Passau, Nürnberg, Würzburg, Aschaffenburg, Landshut, Landsberg, Freising, Altötting, also Bayern in seiner ganzen Länge und Breite, zu durchwandern. Rom in Bayern - so hat das Bayerische Nationalmuseum die Ausstellung aus Anlaß der 400. Wiederkehr der Weihe von St. Michael in München und des 400. Todestages von Petrus Canisius genannt. Möge diese Ausstellung und möge der vorliegende Katalog dem Interessierten zu verstehen helfen, wie sich »Rom in Bayern« verwirklichte, wie sich der Geist des Heiligen Ignatius von Loyola, durch die Taten des Heiligen Petrus Canisius, nördlich der Alpen konkretisierte und welche Bande bis auf den heutigen Tag Rom und Bayern verbinden.
Peter-Hans Kolvenbach SJ Generaloberer der Gesellschaft Jesu