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Denkmäler am Münchner Hofgarten

Forschungen und Berichte zu Planungsgeschichte und historischem Baubestand

Titel Denkmäler am Münchner Hofgarten
Untertitel Forschungen und Berichte zu Planungsgeschichte und historischem Baubestand
Autor:in Petzet Michael
Verlag Karl M. Lipp Verlag - Edition Lipp
Buchart Heft
Erscheinung 1988
Seiten 262
ISBN/B3Kat 3874905056
Kategorie Geschichte 
Serie Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (41)
Suchbegriff Hofgarten 
Regierungsbezirk Oberbayern
Zitierhinweis:

Arbeitsheft Nr. 41 des bayerischen Landesamt für Denkmalpflege

Vorwort

Im Mittelpunkt des vorliegenden Arbeitsheftes stehen die Untersuchungen des Referats Bauforschung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege im Bereich des Unteren Hofgartens. Ergänzt durch Ausgrabungen der Abteilung Bodendenkmalpflege des Landesamtes und in enger Zusammenarbeit mit der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen kam hier eine Fülle von neuen Erkenntnissen zutage: Im Rahmen einer minutiösen Bauforschung wurde im Unterbau des früheren Kunstvereinsgebäudes der Arkadengang der Zeit Herzog Albrechts V. bis zu den letzten, in Teilen aufgefüllten Jochen im Osten bzw. bis zum ehemaligen Brunnhaus im Westen dokumentiert und auch die auf der Nordseite angrenzenden Bereiche der Keller des Kunstvereinsgebäudes in die Ausgrabungen einbezogen. Dabei zeigte sich, daß nicht nur der mit den ummantelten Säulen als Substruktion genutzte untere Arkadengang zu dem bereits in Zusammenhang mit dem Bau der Hofgartenkaserne gänzlich beseitigten Lusthaus Albrechts V. weitgehend erhalten geblieben war, sondern daß auch in den Pfeilern der oberen Arkaden die Spuren früherer Bauphasen nachzuweisen sind. Auch die Überreste der mit dem neuen großen Hofgarten Kurfürst Maximilians I. verbundenen Wasseranlagen konnten erforscht und die bei den Ausgrabungen im südlichen Bereich des Unteren Hofgartens entdeckten - zunächst ziemlich rätselhaften - Mauerzüge eindeutig als Reste der Um-mauerung des zum Lusthaus Albrechts V. gehörigen Gartens identifiziert werden.


Inzwischen haben die bauforscherischen und archäologischen Untersuchungen und ihre Auswertung einen gewissen Abschluß erreicht: Eine weitere wissenschaftliche Bearbeitung der Funde könnte die Erkenntnisse vielleicht in Einzelbereichen vertiefen, jedoch sind wesentliche neue Aufschlüsse kaum mehr zu erwarten.

Das vorliegende Arbeitsheft entspricht einem Beschluß des Bayerischen Landtags vom 19. März 1987, «die bei der Vorbereitung der Baumaßnahmen für den Neubau der Bayerischen Staatskanzlei und des Hauses der Bayerischen Geschichte auf der Baustelle und im Bereich der Baustelle entdeckten Denkmalfunde so weit als möglich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die denkmalpflegerische Beschreibung und Würdigung dieser Funde zu veröffentlichen». Alle Ergebnisse der Untersuchungen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege werden also hier der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Das Arbeitsheft ist in zwei Hauptabschnitte mit wissenschaftlichen Beiträgen zur Geschichte des Hofgartens und seiner Randbebauung sowie mit Berichten über die archäologischen, bauforscherischen und restauratorischen Untersuchungen an den baulichen Überresten im Unteren Hofgarten gegliedert; daran schließt sich ein Abdruck der wesentlichen Stellungnahmen des Landesamtes im Zusammenhang mit den neuen Bauplanungen an. Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis läßt allerdings erkennen, daß die Beiträge und wissenschaftlichen Untersuchungen keinen umfassenden Überblick über die Geschichte sämtlicher im Zusammenhang mit dem MünchnerHofgarten realisierten oder auch nicht realisierten Planungen bieten können, auch wenn eine Reihe bisher offener Fragen geklärt und viele Einzelheiten der historischen Entwicklung erstmals bekanntgemacht werden. Es wurde auch nicht versucht, die zum Teil unter verschiedenen Forschungsansätzen entstandenen Texte vollständig aufeinander abzustimmen: Gelegentliche Überschneidungen und unterschiedliche Bewertungen waren gerade im Sinn der weiteren wissenschaftlichen Diskussion zu akzeptieren.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat sich immer konsequent für die Erhaltung des im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Kuppelbaus des ehemaligen Bayerischen Armeemuseums eingesetzt. In diesem Sinn wurde auch der Beschluß des bayerischen Ministerrats vom 1. April 1980 zum Neubau der Bayerischen Staatskanzlei unter Einbeziehung der Kuppel bereits im Vorwort eines früheren Arbeitsheftes (Arbeitsheft Nr. 7, Heinrich Habel, Das Münchner Armeemuseum, München 1980) begrüßt. Die Würdigung des immer wieder vom Abbruch bedrohten Kuppelbaus als wesentliches Geschichtszeugnis und zugleich markantes und maßstabgebendes städtebauliches Element wird hier erneut vorgelegt und damit die Armeemuseumsplanung in Zusammenhang mit sehr unterschiedlichen neueren Planungen auf der Ostseite des Münchner Hofgartens gestellt, von den Planungen Gottfried Sempers für ein großes Festspielhaus bis zu einem Projekt von Adolf Abel für den Bayerischen Rundfunk aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Im Zusammenhang mit den aktuellen Bebauungsvorschlägen erschien aus denkmalpflegerischer Sicht nicht eine vollständige Rekonstruktion des ehemaligen Armeemuseums, sondern die Einbeziehung des Kuppelbaus in einen den Vorgängerbauten in der Massenverteilung etwa entsprechenden Neubau auch deshalb als die beste Lösung, weil auf diese Weise nicht nur der Kuppelbau in einem sinnvollen Zusammenhang erhalten, sondern der ganze Untere Hofgarten vor dem Hintergrund der neuen Flügel von zusätzlicher Bebauung, wie sie in verschiedenen Alternativen zum jetzigen Bebauungsplan vorgesehen war, freigehalten werden konnte. Ein gestalterischer Rückgriff auf eine niedrige, pavillonartige Bauweise, also den Zustand des Unteren Hofgartens im 17./18. Jahrhundert vor dem Bau der Hofgartenkaserne, hätte dagegen in Verbindung mit einer entsprechenden Absenkung des mehrfach angehobenen Geländes den Verzicht auf den Kuppelbau und das ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Kriegerdenkmal bedeutet, auch eine unabhängig von der Erhaltung der Kuppel städtebaulich durchaus sinnvoll erscheinende massive «Abriegelung» des Hofgartens gegen den Altstadtring in Frage gestellt.

Was den im vorliegenden Arbeitsheft in seiner geschichtlichen Bedeutung wie in seinem materiellen Bestand eingehend dargestellten Arkadenbau betrifft, ist es angesichts der lebhaften öffentlichen Diskussion vielleicht nur noch schwer verständlich zu machen, daß in der denkmalpflegerischen Praxis neue Erkenntnisse im Rahmen vorbereitender Untersuchungen -ja selbst noch während der Ausführung eines Projekts - eigentlich ein durchaus normaler Vorgang sind, so bedauerlich es sein mag, wenn wie hier am Hofgarten die Bedeutung eines bereits seit Jahrzehnten dem Verfall preisgegebenen Bauteils erst sehr spät, aber nicht zu spät, erkannt wird. Und ganz im Sinn des Angebotes des Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Joseph Strauß, der in seiner Landtagsrede vom 20. Mai 1987 vorgeschlagen hat, «umfassender auf die Denkmalfunde zu reagieren», würde schon eine geringfügige Änderung des Bebauungsplans eine praktisch ungeschmälerte Erhaltung der historischen Substanz erlauben: Die Reste des Arkadenbaus, die ja auf Dauer nicht als Ruine, sondern nur in Verbindung mit einer neuen - etwa dem früheren Kunstvereinsgebäude entsprechenden - Konstruktion zu bewahren sind, könnten als Teil der Südfront eines neuen Traktes die Bautradition am Münchner Hofgarten weiterführen. Eine gestalterische Lösung in diesem Sinn hat bereits 1928 der bekannte Münchner Architekt Theodor Fischer mit seinen Entwürfen zum Umbau des Kunstvereinsgebäudes (S. 118, Abb. 105, 106) angestrebt.

Michael Petzet