Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Titel | Reichsstädte in Franken |
Untertitel | Katalog zur Ausstellung |
Autor:in | Buberl Brigitte, Müller Rainer A. |
Herausgeber:in | Grimm Claus |
Verlag | Haus der Bayerischen Geschichte |
Buchart | Broschiert |
Erscheinung | 1987 |
Seiten | 295 |
ISBN/B3Kat | 3980134245 |
Kategorie | Bayern |
Serie | Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur (14) |
Geschichtsverein | Haus der Bayerischen Geschichte |
Suchbegriff | Reichsstätte |
Ort | Franken |
Grußwort des Bayerischen Ministerpräsidenten
Der bayerische Löwe anstelle des Reichsadlers: dieser Wappentausch kam unter Napoleons Regie zustande und band die selbstbewußten Reichsstädte Frankens und Schwabens ein in das neugeschaffene Königreich Bayern. Die Städte Dinkelsbühl, Rothenburg, Schweinfurt, Weißenburg und Windsheini sind zu Recht stolz darauf, daß sie die längste Zeit ihrer Geschichte nicht ein Teil Frankens, nicht ein Teil Bayerns, sondern unmittelbar nur dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation untergebene »reichsfreie« Gebiete waren. Sie waren nicht nur stolze Städte, sondern kleine Staaten, politische Republiken, in denen man keinem Fürsten diente, sondern Kaiser und Reich.
Die fünf Städte sind alle in der Stau-ferzeit gegründet und im 13. und 14. Jahrhundert zu Reichsstädten geworden. Alle traten zur Reformation über — mit der teilweisen Ausnahme der Din-kelsbühler Oberschicht —, alle hatten ihre Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert, alle wurden im 30jährigen Krieg drangsaliert. Alle wurden von den umgebenden fürstlichen und bischöflichen Herrschaften bedrängt und von deren Zollpolitik insbesondere im 17. und 18. Jahrhundert kleingehalten. Alle kamen nach dem Reichsdeputationshauptschluß von 1803 an Bayern.
Da sie sämtlich am Ende des 18. Jahrhunderts stark verschuldet waren, bedeutete das Ende der Reichsfreiheit zugleich die Befreiung von einer drückenden Last.
Zwar war — und ist — die Landeshauptstadt München »weit weg«, allerdings bot Bayern im Gegensatz zum wandernden deutschen Kaiser eine geordnete staatliche Verwaltung.
Im 19. Jahrhundert haben sich die Wege der hier gemeinsam vorgestellten Städte getrennt: Schweinfurt sprengte seine Mauern und wurde eine berühmte Industriestadt, im Gegensatz zu Rothenburg und Dinkelsbühl, wo althergebrachter Bürgerstolz die Stadtbefestigungen erhielt und dafür sorgte, daß die Eisenbahn in großer Entfernung verlief.
Die Abkoppelung von den großen Verkehrswegen und der Industrialisierung hat den fränkischen Reichsstädten westlich von Nürnberg ihren eigentümlichen Charakter bewahrt - freilich um den Preis des wirtschaftlichen Abstiegs.
In der Gegenwart ist aus dem einstigen »Armenhaus« Bayerns im westlichen Mittelfranken ein neuer Mittelpunkt geworden. Fernstraßen kreuzen sich hier, und Touristenströme bevölkern die »Romantische Straße«. Die mächtigen Wehranlagen bieten ein malerisches Bild der Vergangenheit. Neuer Wohlstand erwächst aus der Fülle der erhaltenen Denkmäler. Der Reichtum ihrer Geschichte lebt in den fränkischen Reichsstädten eindrucksvoll weiter und reizt zu ihrer ausholenden Darstellung.
Ich wünsche der Ausstellung breiten Zuspruch und viel Erfolg!
Franz Josef Strauß