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Das Prinzregententheater in München und die Reform des Theaterbaus um 1900

Max Littmann als Theaterarchitekt

Titel Das Prinzregententheater in München und die Reform des Theaterbaus um 1900
Untertitel Max Littmann als Theaterarchitekt
Autor:in Schaul Bernd-Peter
Verlag Karl M. Lipp Verlag - Edition Lipp
Buchart Heft
Erscheinung 1987
Seiten 168
ISBN/B3Kat B005M6UYN0
Verkaufspreis 25,00 €
Kategorie Architektur 
Serie Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (37)
Suchbegriff Prinzregententheater 
Personen Littmann Max 
Regierungsbezirk Oberbayern
Zitierhinweis:

Arbeitsheft 37 - Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Vorwort

Mit der vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und seinen Werkstätten fachlich beratenen Restaurierung des Prinzregententheaters unter Leitung des Landbauamtes München wird die Reihe von Instandsetzungen der Münchner Theater nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschlossen. Die Theater der bayerischen Landeshauptstadt hatten im Krieg zum Teil derartige Schäden erlitten, daß etwa beim Nationaltheater zeitweise an gänzlichen Abbruch und modernen Ersatzbau gedacht war. Wenn sich heute Münchens historische Theaterbauten im großen und ganzen wieder in ihrer ursprünglichen Form präsentieren, so sind wir dankbar für diese Wiederaufbauleistung, hinter der auch das nachhaltige Interesse der Bürger an der Wiederherstellung der traditionsreichen Opern- und Schauspielhäuser steht.

Wiederaufbau bzw. Instandsetzung von Nationaltheater, Altem Residenztheater, Kammerspielen im Schauspielhaus, Gärtnerplatztheater und Prinzregententheater verkörpern zugleich ein Stück Geschichte der Denkmalpflege. Angesichts des erfolgreichen Abschlusses der im Prinzregententheater — noch unter Verzicht auf eine Nutzung des eigentlichen Bühnenhauses — durchgeführten Instandsetzung können wir feststellen, daß hier nach konservatorischen Gesichtspunkten ein hohes Maß an Substanzerhaltung angestrebt und das Restaurierungsziel der Denkmalpflege trotz notwendiger Kompromisse mit den Anforderungen eines modernen Theaterbetriebes erreicht wurde. In diesem Zusammenhang ist insbesondere Herrn Generalintendant Professor August Everding zu danken, der seinen unermüdlichen Einsatz für die Rettung des Prinzregententheaters mit größtem Verständnis für das denkmalpflegerische Anliegen zu verbinden wußte.

Das zur Wiedereröffnung des Prinzregententheaters vorgelegte Arbeitsheft 37 befaßt sich allerdings nur am Rande mit den zum Teil sehr komplizierten Fragen der Restaurierung, die im Jahrbuch der Bayerischen Denkmalpflege von Dipl. Ing. Lothar Schätzl, der als zuständiger Referent des Landesamtes die Gesamtmaßnahme fachlich betreut hat, noch im einzelnen dargestellt werden. Hier geht es vielmehr darum, das Prinzregententheater neben den übrigen von Max Littmann entworfenen Theaterbauten zu würdigen und seine Stellung im Rahmen der Reformbestrebungen der Jahrhundertwende zu untersuchen.
Die damalige Diskussion um die Erneuerung des Theaters war vor allem bestimmt durch die gegensätzlichen Grundtypen von Bauten in der Nachfolge des «klassischen» italienischfranzösisch geprägten Rang-Logentheaters einerseits und des «amphitheatralischen» Theaterbaus andererseits, wie er in bei-
spielgebender Form in Richard Wagners Bayreuther Festspielhaus verkörpert war.
Die hier veröffentlichte Arbeit von Bernd-Peter Schaul — eine überarbeitete Fassung seiner in Tübingen am Lehrstuhl von Professor Dr. Klaus Schwager entstandenen Dissertation — zeigt anschaulich, wie intensiv die Auseinandersetzungen um das Theater und seine bauliche Ausformung unter dramaturgischen und aufführungstechnischen wie unter soziologischen Gesichtspunkten in der Zeit um 1900 geführt worden sind, wie breit zugleich das Spektrum der damals realisierten Theaterbauten in ihrer konkreten Planung und Gestaltung war: Begriffe wie «Großes Tondrama», «Volksvorstellungen», «Reliefbühne», «variables Proszenium», sind heute zum Teil nur noch dem Theaterhistoriker geläufig; man ahnt kaum, daß um die Rolle des Zuschauers in einem «demokratisierten Theater», um die raumplastische Gestaltung der Bühne mit architektonischen Mitteln geradezu Glaubenskriege ausgetragen wurden, die ihren Widerhall in der zeitgenössischen Fachliteratur fanden.
In der Theaterarchitektur Max Littmanns kommen diese Strömungen zwar nur in gemäßigter Form zum Ausdruck, doch zeigt sich in der Entwicklung seiner Theaterbauten — beginnend mit dem in vieler Hinsicht vom Bayreuther Vorbild abhängigen Erstlingswerk des Prinzregententheaters bis hin zum Stuttgarter Hoftheater mit Großem und Kleinem Haus — ein hohes Maß an Variabilität in der Ausbildung von Zuschauerund Bühnenraum, ein außerordentlich flexibles Eingehen auf Vorstellungen der Auftraggeber und auf Nutzungswünsche im jeweiligen Einzelfall.

Zu danken ist vor allem Professor Schwager, der die Entstehung der Arbeit begleitete. Ebenso gilt der Dank jenen Kollegen, die durch fachlichen Rat manche Präzisierung ermöglichten, aber auch den Archiven und anderen wissenschaftlichen Instituten, die schwer zugängliches Quellen- und Abbildungsmaterial bereitstellten, insbesondere der Architektursammlung der Technischen Universität München unter der Leitung von Prof. Dr. Winfried Nerdinger, sowie dem Deutschen Theatermuseum in München mit seinem Direktor Dr. Eckehart Nölle. Die hier vorgelegte Untersuchung zur Theaterarchitektur der Jahrhundertwende hätte ihr Ziel erreicht, wenn durch die Erschließung und Analyse der geistes- und sozialgeschichtlichen Zusammenhänge, die Struktur und Gestalt der zeitgenössischen Theaterbauten geprägt haben, ein Beitrag zu einer differenzierteren Beurteilung dieses Kapitels der Architekturgeschichte geleistet werden könnte.

Michael Petzet