Münchner Personenverzeichnis

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Ella Lingens-Reiner (* 18. November 1908 in Wien, Österreich-Ungarn; † 30. Dezember 2002 ebenda[1]) war eine österreichische Juristin sowie Ärztin und als Gegnerin des Nationalsozialismus von 1943 bis 1945 in KZ-Haft. 1980 wurde sie von Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet.

Im Sommer 1942 begannen die umfangreichen Deportationen der noch in Wien verbliebenen Juden. Einige wandten sich an das Ehepaar Lingens um Hilfe. Im Sommer 1942 wurden Ella und Kurt Lingens von der polnischen Untergrundbewegung, mit der sie in Kontakt standen, ersucht, zwei jüdischen Ehepaaren bei der Flucht zu helfen. Sie nahmen ein Paar bei sich auf und fanden ein Versteck für das zweite. Mit Hilfe eines Mittelsmannes sollten die beiden Paare in die Schweiz gebracht werden. Dieser Mittelsmann, ein ehemaliger Schauspieler namens Klinger, war allerdings ein Spitzel der Gestapo, der die Fliehenden am 4. September 1942 in Feldkirch an die Behörden verriet und ihre Helfer denunzierte. Ella und Kurt Lingens wurden am 13. Oktober 1942 verhaftet und im Wiener Hauptquartier der Gestapo im vormaligen Hotel Metropol am Morzinplatz inhaftiert. Kurt Lingens wurde einer Strafkompanie in Russland zugewiesen.

Ella Lingens wurde zunächst vier Monate im Gestapo-Gefängnis in Wien eingesperrt und wiederholt verhört. Im Februar 1943 wurde sie, wie auch Karl Motesiczky, der mit dem Paar an der Rettung von Wiener Juden beteiligt gewesen war, in das KZ Auschwitz deportiert. Lingens und Motesiczky kamen am 20. Februar 1943 frühmorgens um drei Uhr in Auschwitz an. Obwohl sie dort als Häftlingsärztin eine privilegierte Stellung genoss, setzte Lingens sich für ihre Mithäftlinge ein und versuchte sie vor der Vernichtung zu bewahren. Doch auch für Lingens war Auschwitz die „Hölle“. Im April 1943 erkrankte sie an Flecktyphus und überlebte nur knapp. Motesiczky starb dort am 25. Juni 1943. Zwischenzeitlich wurde Ella Lingens Mitte 1943 für zwei Monate in das Außenlager Babitz des KZ Auschwitz verlegt. Bis Anfang Dezember 1944 blieb sie in Auschwitz und wurde dann in das KZ Dachau überführt, wo sie u. a. im Münchner Außenlager Agfa-Kamerawerke bis zur Befreiung des Konzentrationslagers Dachau durch die US-Armee Ende April 1945 inhaftiert blieb.

Nach ihrer Befreiung schrieb sie, sie habe sich in Auschwitz im Gedanken an ihr Kind, den dreijährigen Peter Michael Lingens, durch den Nationalsozialismus nicht ihre Ehre und Selbstachtung rauben lassen.

Danach musste sich Ella Lingens in ihrem neuen Leben zurechtfinden. Wie viele andere KZ-Überlebende plagten auch sie Schuldgefühle: „Lebe ich, weil die anderen an meiner Stelle gestorben sind?“ fragt sie sich wiederholt. Im Gegensatz zu vielen anderen KZ-Häftlingen begann sie bereits 1947 ihre Erinnerungen aufzuschreiben und Auschwitzerlebnisse zu analysieren.

Quelle: Wikipedia

Straßenbenennung

Ella-Lingens-Platz 
17. Obergiesing-Fasangarten (Obergiesing) Straße nicht mehr vorhanden