Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Geboren | 1.9.1863 [München] |
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Gestorben | 6.6.1926 [München] |
Beruf | Wissenschaftler |
Suchbegriffe | Handbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart |
Piloty wurde 1863 als Sohn des Historienmalers und nachmaligen Direktors der Akademie der Bildenden Künste München, Carl Theodor von Piloty – wobei der Adelstitel des Vaters nicht erblich war[1] – und dessen Frau geboren; sein Großvater war der Lithograf Ferdinand Piloty. 1873 bis 1881 besuchte er das Maximiliansgymnasium München.[2] Nach dem Abitur – unter anderem mit Gustav Kahr und Carl von Tubeuf – war er Einjährig-Freiwilliger im 3. Feldartillerie-Regiment „Prinz Leopold“ der Bayerischen Armee in München. Er studierte auf Wunsch seines Vaters Rechtswissenschaften an den Universitäten München und Berlin 1885 legte er das erste juristische Staatsexamen ab und absolvierte das Referendariat am Amtsgericht Starnberg, am Amtsgericht München, am Landgericht München I, beim Bezirksamt München I und bei Münchner Rechtsanwälten ab. 1888 legte er das Examen für den höheren Justiz- und Verwaltungsdienst in München ab. Noch im selben Jahr wurde er bei Max von Seydel mit der Dissertation Die Haftung des Staats für die pflichtwidrige Handlung des Beamten zum Dr. iur. promoviert. 1890 folgte die Habilitation zum Thema Reichsunfallversicherungsrecht an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Danach war er Privatdozent für Privatrecht (1890/91), Lehrstuhlvertreter seines Lehrers von Seydel (1891–1895) und Extraordinarius an der Universität München. 1895 wurde er als Nachfolger von Karl Freiherr von Stengel[1] ordentlicher Professor für allgemeines, deutsches und bayerisches Staatsrecht und Verwaltungsrecht[3] an der Universität Würzburg. 1921/22 war er Dekan der Juristischen Fakultät.[4] Rufe an die Universitäten Heidelberg (1908) und Göttingen (1918) lehnte er ab. 1912 erhielt Piloty den Titel Geheimer Hofrat. Kurz vor seinem Tode (1926) wurde sein Lehrstuhl durch den Privatdozenten und Regierungsrat Heinrich Vervier vertreten; Pilotys Nachfolger wurde 1927 der Staats- und Verwaltungsrechtler Wilhelm Laforet. Ab 1914 wurde er während des Ersten Weltkriegs als Oberleutnant der Landwehr eingesetzt, und diente später bis 1915 als Lazarettkommandant in Bad Kissingen. Von 1915 bis 1916 war er Führer einer leichten Munitionskolonne in Lothringen. Wegen einer schweren Lungenentzündung 1916 verbrachte er mehrere Monate im Lazarett. Ausgezeichnet dem Eisernen Kreuz II. Klasse und dem Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern wurde Piloty 1917 aus dem Militärdienst entlassen. 1918 forderte er öffentlich die Abdankung des Kaisers Wilhelm II. 1919 war er Mitgründer und Vorstandsmitglied der Volkshochschule Würzburg und 1920 Herausgeber von Volkshochschule. Er war ab 1921 Vorstandsmitglied des Landesverbandes für Volksbildung in Bayern. Er war Mitglied des Theaterkulturverbandes, des Verbandes republikanischer Hochschullehrer und Mitglied im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Bei der Landtagswahl in Bayern 1919 erhielt er im Stimmkreis Würzburg I, II, III, Lohr ein Mandat und zog für die Deutsche Demokratische Partei, deren Mitbegründer er in Würzburg war, in den Bayerischen Landtag ein. Er gehörte dem Ausschuss zur Beratung des Entwurfs eines Volksschullehrergesetzes und eines Schulbedarfsgesetzes, dem II. Verfassungs-Ausschuss, dem Verfassungs-Ausschuss und dem XII. Volksgerichts-Ausschuss an. Außerdem war er Mitglied des Bayerischen Staatsgerichtshofes. Wichtige Beiträge leistete er auf den Gebieten Internationales Versicherungsrecht und Waffenrecht. 1914 gehörte er als Delegierter dem deutschen Komitee für internationale Sozialversicherung in Paris an. Überdies nahm er 1917 an der internationalen Konferenz für Völkerbund in Bern teil und war 1919 Gründungsmitglied des Verbandes für internationale Verständigung. Er war maßgeblich an der Ausarbeitung der Bamberger Verfassung (1919), der ersten demokratischen Verfassung Bayerns, beteiligt. Piloty war u. a. Mitherausgeber des Jahrbuchs des öffentlichen Rechts (1907–1926) und des Handbuchs des öffentlichen Rechts der Gegenwart in Monographien (ab 1899; mit Paul Laband und Georg Jellinek) und des Archivs des öffentlichen Rechts (1908–1926). Piloty, evangelisch getauft, war mit Melanie, Tochter des Geheimen Kommerzienrates und Industriepioniers Otto von Steinbeis, verheiratet und Vater von vier Söhnen, wovon zwei im Ersten Weltkrieg fielen. Sein Bruder Oskar Piloty fiel 1915. Er verstarb wegen seines wieder ausgebrochenen Lungenleidens 1926 im Sanatorium Ebenhausen bei München. Piloty wurde auf dem Nordfriedhof in München beigesetzt. Zeitlebens war er der Kunst und Kultur zugewandt, so wirkte er im Würzburger Madrigalchor und war Mitgründer der Vereinigung für Volkskonzerte. Piloty war auch ein bekannter Kunst-, Antiquitäten- und Münzsammler, dessen Sammlungen 1911 und 1927 im Rahmen von Auktionen bei Hugo Helbing und Otto Helbing Nachf. in München versteigert wurden.[5] Bereits 1896 schenkte Piloty dem Fränkischen Kunst- und Altertumsverein zwei Flachreliefs des Würzburger Bildhauers Tilman Riemenschneider.[6] Der auf Alte Meister spezialisierte, seit 1905 in Würzburg tätige, Kunsthändler Karl Haberstock pflegte eine enge Bekanntschaft mit Piloty.[7]
Quelle: Wikipedia