Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Geboren | 20.1.1861 [Mainz ] |
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Gestorben | 20.1.1937 [Feilnbach] |
Beruf | Geistlicher |
Albanus (Alban) Schachleiter war römisch-katholischer Abt und Anhänger des Nationalsozialismus.
Nach seinem Tod ehrte ihn die NSDAP mit einem Staatsakt am Waldfriedhof in München, wo Schachleiter beerdigt liegt. Sein Grab wurde 1987 – nach einer Kontroverse – eingeebnet.
Albanus Schachleiter OSB (auch Alban Schachleiter) war ein deutscher Benediktiner, emeritierter Abt des Prager Emausklosters sowie suspendierter Priester. Er war einer der wenigen katholischen Geistlichen, die schon vor Hitlers Machtantritt 1933 Kontakte zur nationalsozialistischen Bewegung unterhielten. Trotz aller Ehrungen von Seiten des NS-Regimes wurde Schachleiter kein staatliches Kirchenamt übertragen.
Schachleiter trat 1933 in die NSDAP ein. Als er im Völkischen Beobachter vom 1. Februar 1933 auch öffentlich Adolf Hitlers Machtergreifung begrüßte und gegen den Fastenhirtenbrief des Linzer Bischofs Johannes Gföllner als bisher schärfste Trennungslinie zwischen Nationalsozialismus und Christentum opportunierte, verhängte Faulhaber am 17. März 1933 die Suspension über Schachleiter und schloss ihn aus allen diözesanen Ehrenämtern aus. Aus diesem Grund musste er eine Bitte Hitlers ausschlagen, für ihn am Tag von Potsdam einen Gottesdienst zu feiern. Hitler setzte daraufhin einen symbolpolitischen Kontrapunkt; er blieb dem Festgottesdienst in der St.-Peter-und-Paul-Kirche fern und legte auf dem Luisenstädtischen Friedhof in Berlin Kränze an den Gräbern von SA-Männern nieder.
Das Verbot weiterer kirchlicher Amtsausübung bot für die neuen Machthaber Anlass, dem gedemütigten Abt besondere Privilegien zu gewähren. So unterstützte ihn die NSDAP mit einer monatlichen Rente, während zu Schachleiters 50. Professjubiläum 6000 SA-Angehörige einen Fackelzug veranstalteten. Hitler selbst besuchte ihn am 13. Mai 1933 im „Gott-Dank-Haus“, wodurch Schachleiter sich wieder zu öffentlichen Reden veranlasst sah. Bereits am 25. Mai 1933 sprach er während einer nationalsozialistischen Gedächtnisfeier für Albert Leo Schlageter in München-Trudering vor 3.000 Personen. Nach Schachleiters Interventionen beim Papst, den auferlegten Exerzitien in Kloster Ettal und seiner schriftlichen Unterwerfung wurde er am 2. September 1933 von der Suspension befreit; am 4. September nahm er jedoch eine Parade von SA, HJ und BDM ab, die sich zu diesem Ereignis in Ettal eingefunden hatten. Faulhaber reaktivierte daraufhin das Zelebrationsverbot.
Trotz kirchlicher Proteste gegen seine politische Stellungnahme war Schachleiter 1934 und 1935 zusammen mit Reichsbischof Ludwig Müller Ehrengast der Nürnberger Reichsparteitage. Zu seinem 75. Geburtstag 1936 blieb ihm kirchlicherseits jede öffentliche Sympathiebekundung verwehrt. Jedoch beehrte ihn Hitler mit einem persönlichen Glückwunschtelegramm, die Universität München verlieh ihm die Ehrendoktorwürde für „Choralpflege und Deutschtum“, die SA veranstaltete abermals einen Fackelzug. Die im August 1936 im Zuge seines 50-jährigen Priesterjubiläums veranstaltete Festakademie in Beuron benützte Schachleiter für einen apologetischen Sermon, nachdem ihm die Zelebration eines Pontifikalamtes untersagt wurde. Die Rede erregte in Beuron jedoch mehr Ärgernis als Zustimmung und zeigt die bereits 1934 einsetzende schwindende Wertschätzung für den Abt innerhalb der katholischen Bevölkerung.
Ab September 1936 wurde die Gesundheit des Abtes aufgrund seiner Diabeteserkrankung immer schlechter, sodass mit seinem baldigen Ableben zu rechnen war. Nach dem Besuch Hitlers am Krankenbett dekretierte dieser am 11. November, dass die Leiche Schachleiters sofort für ein Staatsbegräbnis zu beschlagnahmen sei. Faulhaber interpretierte dies als letzte politische Inanspruchnahme des geächteten Abtes, der sich in seinem Testament als „treuester Gefolgsmann unseres Führers und damit auch der nationalsozialistischen Bewegung“ verstand. Der Historiker Willi Eisele wertete hingegen die Funktion Schachleiter als „Schachfigur der NSDAP“.
Schachleiter starb am 20. Juni 1937 im „Gott-Dank-Haus“ in Feilnbach, wo er seit Februar 1937 vom Arztehepaar Engelhard medizinisch versorgt wurde. Unmittelbar nach dem Ableben bezogen Mannschaften der SS vor dem Sterbehaus einen Wachposten. Am 22. Juni in die Münchner Allerheiligenhofkirche überführt, erfolgte nach dem Requiem von Abt Raphael Molitor in einem militärischen Trauerkondukt die Beisetzung am Waldfriedhof in München, an dessen Verlauf unter anderem Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß, Gauleiter Adolf Wagner sowie Baldur von Schirach teilnahmen. Auf dem Sarg lag eine Nazi-Flagge mit dem Hakenkreuz. Alle Anwesenden, auch die acht Benediktineräbte, denen jegliche liturgische Funktion während des Staatsaktes untersagt worden war, wurden zum Hitlergruß gezwungen. Unterdessen zelebrierte im Prager Emauskloster Schachleiters Nachfolger Abt Arnošt Vykoukal ein Requiem. Der Münchner Oberbürgermeister Karl Fiehler stiftete am 21. Oktober 1937 im Stadtteil Mittersendling den Abt-Schachleiter-Platz, der bis zur Entmilitarisierung 1945 Bestand hatte.
Quelle: Wikipedia