Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Quelle | Zauner - München in Kunst und Geschichte (222) |
---|---|
Jahr | 1914 |
Neuhausen. Geschichte. Das uralte Dorf ist 1164 als „Niwenhusen“ erstmals beurkundet, 1249 mit einer Kirche erwähnt und hat bereits 1293 der „Neuhauser Straße“ ihren Namen gegeben („Nuinhauser Gasse“). Nach der Legende verbreitete hier der selige Einsiedler Winthir, vielleicht ein zum Kloster Schäftlarn gehöriger „Säumer“, der auf Maultieren den Personen- und Güterverkehr mit dem Kloster vermittelte [vgl. Schäftlarn in „Münchens Umgebung in Kunst und Geschichte“ vom gleichen Verfasser], unter den hiesigen Bajuwaren die christliche Kultur; an der Mariahimmelfahrtskirche hat der vielverehrte Selige seine Grabstätte und 1901 errichtete ihm die Stadt durch den Architekten Th. Fischer und den Bildhauer J. Bradl einen eigenen Winthir- brunnenan der Nymphenburger Straße; auf einer Säule mit einfachem romanischem Kapitell, wie es der Lebenszeit des Seligen entspricht, steht der fromme Säumer Winthir, an sein Saumpferd gelehnt; die Säule selbst ruht auf dem steinern Brunnenunterbau, dessen mittlerer Teil in hohem Bogen sich wie zu einem Säulensockel aufschwingt. Früher schon wurde an die westliche Seite der Friedhofmauer die sogen. Winthirsäule gesetzt, die vordem auf freiem Felde stand und die Wohnstätte des fremden Missionärs angezeigt haben soll, aber [nach F 991] wahrscheinlich nur ein Markstein war. Die gotische Säule selbst ist vom 15. Jahrh. und aus Nagelfluh; Basis viereckig mit abgeschrägten Kanten; auf dem viereckigen Schaft der Aufbau in Form einer vierseitigen, von Eselsrücken gekrönten Aedicula; an der Vorderseite eingelassene Tafel von 1873. Die Besitzer der freien Hofmark Neuhausen waren von 1380 an: die (Freisinger ?) Küchenmeister von Lochhausen, die Münchner Patrizier Sömlinger (Tumblinger ?), ab 1484 die natürlichen Söhne des Herzogs Sigismund, Hans und Sigismund Ffadendorfer, ab 1502 deren Onkel Herzog Albrecht IV., dann der Hofkanzler Joh. Gailkircher, Freiherr Andreas v. Königsacker, seit 1705 das Augustinerkloster, seit 1715 Kurfürst Max Emanuel; hernach Kurfürst Karl Albert, der hier 1728 das Jagdschlößchen als ein Jagdrendezvous auf halbem Weg zwischen der Stadt und Nymphenburg (jetzt Nymphenburgerstr. 169) erbaute; es ist ein bescheidener aber malerischer, halbverfallener Bau, der besonders interessant ist durch den Wandschmuck am östlichen schmalen Giebelfeld: zu oberst das kurfürstliche Wappen, darunter ein gemalter liegender Hirsch mit aufgesetztem natürlichem Geweih; darunter das Gemälde einer Jagdgesellschaft: in einer Flachlandschaft mit Bergen im Hintergrund stehen in einem großen Halbkreis Jagddiener mit Hundemeuten, im Vordergrund der Fürst selbst mit Jagdgefolge. In einer kleinen Anlage vor dem Schlößchen steht das von der Gemeinde Neuhausen (N. wurde erst 1890 der Hauptstadt einverleibt) ihren 1870 gefallenen Söhnen errichtete Kriegerdenkmal: große Steinblöcke sind zwanglos zu einer Art Pyramide aufgestellt, woran sich der Genius des Friedens mit dem bayerischen Löwen zur Seite, in Erz gegossen lehnt; auf dem Bücken des ruhenden Löwen sitzt sicherund ruhig er germanische Sieger, dem Frieden die Hand zum Bunde reichend (BAJ, F, KB, Sighart J. „Von München nach Landshut]“.