Alte Quellen

Neuhauser Pfarrkirche, Alte

Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (223)
Jahr 1914
Straße Winthirstraße 15

Neuhauser Pfarrkirche, Alte, „Maria Himmelfahrt“; Winthirstr. 15. Auf gotischer Grundlage errichtet, von der sich aus dem Brand im Schwedenkrieg 1632 der Chor und die untern Teile des Turmes erhielten. Kunstgeschichtlich interessant sind die 4 Holzreliefs aus dem Marienleben, zirka 1490 (aus der Innenseite von Altarflügeln stammend):

  1. am nördlichen Seitenaltar die „Geburt Christi“,
  2. am südlichen „Tod Mariens“ (Petrus mit dem Weihwasserwedel, Johannes mit der Kerze, Jakobus mit dem Pilgerhut usw.),
  3. an der Nordwand ,,Die hl. 3 Könige“,
  4. an der Südwand „Mariä Verkündigung“.

Die Szenen „sind mit all der Naivität der Auffassung, Wärme der Empfindung, Derbheit der Gestalt und staunenswerten Handfestigkeit ausgeführt und gefaßt, die dem altbayerischen Meister jener Periode eigen ist [SE]; gleichwohl sind sie „keine Meisterwerke — etwa wie Grassers Figuren im alten Rathaussaal oder die Chorfiguren in der Frauenkirche: Formfehler, unbeholfene Bewegungen, vor allem die Schwierigkeit, die Figuren richtig zu dirigieren, zeigen noch das Ringen mit den Grundlagen der Reliefplastik [Riehl, Mittelalterliche Plastik 423]“.

Im Friedhol 2 berühmte Gräber:

1. jenes des Joseph Sambuga (1752—1815), Religionslehrers König Ludwig I., der ihm an der südlichen Kirchenwand das Mausoleum errichtete und ihm in Gegenwart des pfälzischen Klerus (Sambuga war ein Heidelberger) das Zeugnis ausstellte: „Sambuga war ein Heiliger — und das bei Hof!“ —

2. das Grab des berühmten Erzgießers Joh. B. Stiglmayer (1791—1845) an der Schlußwand des Kirchhofes, der die alte Erzgießerkunst „wieder aus dem Grabe erweckte“; den Grabspruch hat ihm sein königlicher Mäzen, Ludwig I., selbst gedichtet: „Das in Erzgießkunst für unmöglich Gehaltne vollbrachtest Du mit seltenem Geschick staunenerregender Kraft!“ [S 2].


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