Alte Quellen

Odeon

Quelle Zauner - München in Kunst und Geschichte (323)
Jahr 1914
Straße Odeonsplatz 3

Odeon, Kgl., Odeonsplatz 3, Nach der Umwandlung des alten „Redoutenhauses“ an derPrannerstraße in das „Ständehaus“ (das alte Landtagsgebäude) von König Ludwig I. 1826—28 durch Klenze erbaut, als „Sing-, Lese- und Tonhalle“ bestimmt und „Odeon“ genannt (vom griechischen „odeion“, d. h. Musikhaus). Im Grundriß auf des Königs Wunsch als Pendant zum gegenüberliegenden Leuchtenbergpalais entworfen, wobei der große Konzertsaal rings von Nebensälen umgeben wurde und daher außer dem Oberlicht kein Tageslicht besitzt. Der Konzertsaal, „der beste und schönste Konzertsaal Münchens“, ein „Muster klassizistischen Geschmackes [Br 108]“ ist ein 34 m langes, 22 m breites, und 16 m hohes Rechteck, im Halbkreis geschlossen (Podium) und vorzüglich akustisch. Die Galerien werden von einer toskanischen Säulenstellung gestützt, und über ihnen stehen ringsum 36 weitere jonische Säulen, deren Gebälk bis zur Decke reicht und folgende Malereien zeigt: „Apollo unter den Musen“ von Willi. Kaulbach, „Apollo unter den Hirten“ von Adam Eberle und das „Urteil des Midas“ von Herrn. Anschütz. Die untern Säulenschäfte sind gemauert und mit Stuck überzogen; die obem bestehen aus Gipsstücken, in deren Hohlraum als tragender Teil ein Holzpfosten sich befindet. In den Nischen des Podiums stehen Büsten berühmter Musiker wie Händel, Gluck, Haydn, Vogler, Mozart, Beethoven, Wagner, Weber u. s. w. Hier sind im Winter die Konzerte der Kgl. Akademie der Tonkunst [B 06, Rb 157] 1).

1) Der nach diesem Bau benannte Odeonsplatz, anfangs des 19. Jahrh. geschaffen durch die symmetrisch angeordneten Bauten des Odeons und des Leuchtenberg- (jetzt „Prinz Rupprecht-Palais einerseits und den gegenüberliegenden Arkadenbazar andrerseits, besitzt als Platzgestaltung zwar nicht mehr die Schönheit und Kraft der Plätze des 18. Jahrh. mit ihrem stark anregenden geschlossenem Raum, sondern verläuft schon etwas ins Leere. Allein er hat immer noch einen bedeutenden architektonischen Charakter, und der strenge Stil der klassizistischen Bauten der Umgebung ist es, wyas durchschlägt. Freilich erheben sich Stimmen, wonach diese Stimmung ungünstig beeinflußt ist durch die moderne Gartenanlage, die sich mit ihrer malerisch angeordneten Baumplantage und ihren seitlich gelegenen kleinen Blumenbeeten (gleich kleinen „Geburtstagskuchen“ inmitten machtvoller klassischer Architektur) hinter dem Reiterdenkmal König Ludwigs breitmachen. Es müßte der gärtnerische, vegetabilische Schmuck zum mindesten nicht im malerischen, sondern im tektonischen Sinn gedacht sein. Und überhaupt treibe man heutzutage ein Uebermaß mit dieser Verweichlichung, dieser Milderung des architektonischen Ernstes, wenn überall Grün hereingenommen werde, um eine große Architektur einem mediokren Geschmack genießbar zu machen.


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