Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Quelle | Zauner - München in Kunst und Geschichte (305) |
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Jahr | 1914 |
Straße | Königinstraße 1 |
Royal-Palais. Königinstr. 1. Von Karl Fischer 1803 als Ministerhotel für den herzoglich Zweibrückenschen Minister Abbe von Salabert erbaut, der mit seinem Herrn, dem Herzog Max aus der Wittelsbacher Linie Zweibrücken-Birkenfeld, (als Kurfürst Max IV. und später König Max I. Nachfolger des kinderlos verstorbenen Kurf. Karl Theodors) an den Münchner Hof übersiedelte. Der Bau steht auf dem Terrain des früheren Klostergartens der Theatinermönche und zwar in jenem Teil, der den heute noch bestehenden bedeutendsten Rest des Stadtwalles mit der Bastion am alten Schwabinger Tor aus der Zeit des Kurfürsten Maximilian I. enthält und von Salabert in eine englische Parkanlage umgewandelt wurde. Von Salabert ging das Palais an den Prinzen Karl über (daher auch Prinz Karl-Palais geheißen) und nach dessen Tod 1875 wurde es Staatseigentum (daher wohl der Name „Palais Royal“) und an die österreichische Gesandtschaft vermietet.
Der Bau selbst wurde von Fischer, einem Schüler des Mannheimer Verschaffelt, noch von Wien aus geleitet, von woher er nach München an die Bauakademie als Lehrer berufen wurde. In dem Bestreben, „die private Existenz zu steigern bis auf die Höhe eines königlichen Daseins“, ist der Mitteltrakt nicht als ein vorspringendes Risalit mit besonderer Dekoration herausgezogen worden, sondern stark vor- •springend und auf vier freistehenden Säulen ruhend tritt der Giebel als Hauptmotiv vor das Dach. Diese Säulen sind nun insofern noch nicht streng disponiert, als ohne weitere Legitimation das mittlere Intervall breiter genommen ist, ein Motiv, das überdies noch, der alten Tradition gemäß, ins „Malerische“ ausgestaltet wurde, indem hinter diesen Säulen ein Balkon sichtbar wird, überschnitten von der großen vorderen Form — alles Ueberschnittene aber und Halbverdeckte bewirkt malerischen Reiz. Gerade hier aber würde der „strenge“ Klassizismus, im Sinne Klenzes, korrigierend eingetreten sein: der Erbauer der Glypothek und alten Pinakothek würde weder diese rhythmische Folge von Säulen gegeben noch diese Verdeckung der Motive gebilligt haben.
Unser Bau entstand eben noch in der Vorperiode des Klassizismus, und — mag es auch unentschieden bleiben, wohin sich unser ästhetisches Urteil billigend wenden will — jedenfalls ist es zu Unrecht geschehen, daß der Architekt dieses Baues, Karl Fischer, der Vergessenheit, wenigstens heim Publikum, vollständig anheimgefallen, während der Name Klenzes in aller Munde ist. Jedenfalls ist „nach dem Tode Cuvillies kein Aristokratensitz mit soviel Feinheit und anspruchsloser Eleganz ausgestattet worden. Von Anfang an als das Sanssouci eines Gargon gedacht, ist das Palais nicht umfangreich in seinen Gesellschaftsräumen und noch weniger in seinen wirtschaftlichen Dependencen; ursprünglich hatte der Plan nach beiden Seiten der Front eine größere Ausdehnung. Die Vornehmheit der Säle atmet noch ganz die feine Elegance des „ancienne regime“. Daß die robuste Säulenstellung an der Front als hübscher Schlußpunkt einer großen Prachtstraße (Prinzregentenstraße) eine unerwartete Aufgabe zu erfüllen hatte, konnte der Architekt freilich nicht vorausahnen — wie sehr kam er aber seinen modernen Kollegen entgegen, die am gegenüberliegenden Ende die Säule mit der goldenen Viktoria (Friedenssäule) errichteten [W 199]“, ferner [E u. Eb].