Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Quelle | Zauner - München in Kunst und Geschichte (353) |
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Jahr | 1914 |
Straße | Lenbachplatz |
Wittelsbacher Brunnen am Lenbachplatz. Als 1890 das Biesenunternehmen der Münchner städtischen Wasserleitung, die das Wasser fernher vom Gebirge bringt, vollendet war. wurde eine Konkurrenz für ein Erinnerungsdenkmal ausgeschrieben, das zugleich das Südwestende des Maximiliansplatzes (dessen malerischer Hügel von der alten Stadtbefestigung gewonnen und dem gärtnerischen Schmuck anheimgegeben war), monumental abschließen sollte. Der Bildhauer Adolf Hildebrand, der in der Jury saß, konnte sich mit keinem der Projekte einverstanden erklären, weil er fand, daß sie — wenn auch vielleicht an sich ganz schöne Kompositionen — doch mit der Situation des gegebenen Platzes in keinem lebendigen, notwendigen Verhältnis standen, was doch für jedes wirklich .künstlerische Denkmal eine naturgemäße Voraussetzung ist. Die meisten Entwürfe waren stark in die Höhe gegangen, hatten Becken auf Becken getakelt, während es sich doch hier um eine Silhouettierung der Erdwälle, die sich nur verhältnismäßig niedrig vom Boden erheben, handeln konnte. Es kamen für keinen Fall mehr als 2 Becken in Betracht: eines am Boden, und ein anderes darüber, das aber nicht höher sein durfte als die Höhe des Walles. So erst war es möglich, ein wirkliches Verhältnis zu den Bäumen zu gewinnen, den Brunnen mit dem natürlichen Felsgestein fest im Boden zu verankern und ihn dem umrahmenden Kranz der Gebäude ästhetisch einzuordnen. Die andern Projekte hätten noch so hoch gehen können, sie hätten alle an diesen Häusern eine gefährliche Konkurrenz gefunden. Blieb man aber mit Absicht niedrig, so heißt das: man will sich in diese Konkurrenz von vornherein nicht einlassen. Und schließlich war es Prof. Hildebrand selbst, der das große Werk schuf (enthüllt 1895), so wie es jetzt vor uns steht, und es ist „eine herrliche Schöpfung“
Ist das Gefüge des Ganzen von so monumentaler, architektonischer Großheit, wie wir sie am ehesten in den Brunnen Roms finden, so ist die Durchführung dem Ganzen entsprechend: Reliefkunstwerk im allerhöchsten Sinne. Die Plastik im Dienste abschließender Raumwirkungen. Die beiden großen Figuren (der segnenden und zerstörenden Kraft des Wassers) sind wie das Ganze und das Einzelne des Werkes von bezwingender Ruhe und Beschränkung auf das Notwendigste im künstlerischen Ausdruck. Gerade so kommt des Wassers stürmische Lust zur Geltung — und die Natur, die den Brunnen umgibt. Man denke an die zierlichen, fast porzellanhaften Figürchen der Siegesallee in Berlin — um sich des ganz gewaltigen Unterschiedes zwischen Berlinischem und Münchnerischem Kunstgeist klar zu machen.
Dieses Werk Hildebrands hat auch außerhalb Münchens Schule gemacht“ [Br. 32J. Auf breiter, auf den Seiten abgeschrägter Grundlage baut sich der eigentliche Brunnen auf. Die beiden übereinander liegenden Schalen aus Muschelkalkstein werden von 2 prachtvollen Gruppen aus rauh behandeltem Untersberger Marmor eingeschlossen: rechts der stürmische Jüngling auf dem Wasserroß, den zerstörenden Felsblock schleudernd, links die den Wasserstier sanft leitende Nymphe. Die 4 Masken am Brunnenschaft drücken die menschlichen Gefühle und Stimmungen dem Wasser gegenüber aus. Am großen untern Brunnenrand sind eine Menge Fische und allerlei Wassertiere, die aus dem sprudelnden Wasser auftauchen [BAJ 733]