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Quelle | Reber - Bautechnischer Führer durch München (138) |
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Jahr | 1876 |
Straße | Arcisstraße |
Dieser Bau wurde im Jahre 1865 nach den Entwürfen und unter der speziellen Bauleitung des Herrn Oberbaurath von Neureuther begonnen und war im Jahre 1868 so weit vollendet, dass die technische Hochschule eröffnet werden konnte. Das Gebäude liegt mit seiner Hauptfronte gegen Osten an der Arcisstrasse und mit seinem vorspringenden Mittelrisalite circa 27 M. von der Flucht dieser Strasse zurückgerückt gegenüber der Westfronte der alten Pinakothok. Mit der Nordseite grenzt dasselbe an die Theresienstrasse und mit der Südfronte an die Gabelshergerstrasse. Die Westseite ist gegen freie Plätze und Gärten gerichtet. Der ausgedehnte Platz konnte damals noch zu 18 kr. per baver. Q Fuss (circa 9 tl. per QM.) erworben werden, während jetzt der Preis der Bauplätze in dieser Stadtgegend auf mehr als das Doppelte gestiegen ist.
Das Gesammtgebäude besteht aus einem zweistöckigen Hauptbau und zwei einstöckigen Flügelbauten, die jedoch mit dem Hauptbau in unmittelbarer Verbindung stehen. Diese Flügelbauten sind weiter von der Arcisstrasse zurückgerückt, namentlich wegen des im südlichen Flügel untergebrachten chemischen Laboratoriums, das möglichst entfernt von der alten Pinakothek mit ihren unschätzbaren Kunstwerken situirt werden musste.
Die Hauptzugänge liegen in dem Mittelrisalite des Hauptbaues, während Seiteneingänge in den Ecken beim Zusammentreffen des Hauptbaues mit den Flügelbauten angeordnet sind. Bei der speziellen inneren Eintheilung wurde dahin getrachtet, sämmtliche Hörsäle, Sammlungen, Arbeits- und Professorenzimmer, welche zu einer und derselben Disciplin gehören, in unmittelbaren Zusammenhang zu bringen, die Räume für die verwandten Discipliuen möglichst nahe aneinander zu legen und alle den sämmtlichen Abtheilungen gemeinschaftlichen Attribute und Räume im mittleren Theile des Baues unterzubringen. Auf diese Weise entstand eine Raumvertheilung, wie sie aus dem Grundrisse (Fig. 21) ersichtlich ist — Ausser der Hausmeisterwohnung mussten zwei Familienwohnungen für die Professoren der Chemie und der Physik hereingezogen werden, die in Rücksicht auf die dadurch naheliegenderen chemischen und technischen Laboratorien ihren Platz im I. Stock des südlichen Seitenbaues erhielten. Die H he des Erdgeschosses betr gt im Lichten 4,65 M., die des ersten Stockwerkes ca. 5,0 M. und die des II. Stockwerkes 4,70 M.
Die Heizung wird durch erw rmte Luft mittelst 12 im Souterrain angebrachter Caloriferen nach dem System von Heckmann und Comp, in Mainz bewerkstelligt.
Längs der Strassenfronte ist das Erdgeschoss ganz mit Granitquadern verkleidet; im I. und H. Stock sind alle Gesimse, Brüstungen, Lisenen und Fenstereinfassungen von Sandhausteinen hergestellt, das Backsteinmauerwerk dazwischen aber ist mit Portlandcement verputzt. Ein Theil der Ornamente an den Strassenseiten, namentlich der polychrome Fries des Hauptgesimses, wurde aus Terracotta, theils aus der Nymphenburger Porzollanmanufactur, theils aus Mettlach hergestellt. Die Hinterseite erhielt lediglich einen Cementvorputz, der theilweise, wie an den Flügelbauten auch auf der Hauptfronte, durch Sgrafittomalereien belebt ist. — In dem Friese unter dem Hauptgesimse, sowohl am Mittelbau, als auch an den Seitengeb uden sind Medaillons mit den Portraitk pfen der bedeutendsten M änner aller Zeiten auf dem Gebiete der exakten Wissenschaften, der Literatur und der bildenden Künste angebracht.
Im Inneren haben namentlich das Hauptvestibül, das Hauptstiegenhaus und die Aula eine reiche architektonische Ausbildung und Ausstattung erhalten. Leider hat die künstlerische Behandlung dos Geb udes bis jetzt noch nicht vollendet werden k nnen, da die dazu noch nothwendigen Mittel erst bewilligt werden sollen. So fehlen noch an dem Mittelrisalite des Hauptbaues die dahin bestimmten plastischen Aufsätze von allegorischer Bedeutung, wie sie die beifolgende Ansicht (Fig. 25) gibt, der Aula mangelt noch die farbige Dekoration und auch ein Theil der Hauptkorridoro hat vorläufig nur eine provisorische Ausstattung erhalten.
Theils die unerwartet grosse Frequenz der Anstalt, die in den letzten drei Jahren 1300—1400 Studirende betragen hat, theils die Erweiterung der Fachabtheilungen machten einige Annexe des Hauptgebäudes erforderlich. So wurde in dem rückwärts sich anschliessenden Hofraum ein Nebengebäude errichtet, das die Räumlichkeiten für ein mechanisch-technisches Laboratorium enthält. — Weiter rückwärts, an die Louisenstrasse angrenzend, ist in einigen älteren Gebäuden die landwirthschaftliche Abtheilung provisorisch untergebracht. — Ausserdem ist ein im Herbst 1876 zu beziehender Bau in der Ausführung begriffen, der eine Anzahl von Zeichnungssälen etc. aufnehmen soll, um für die besonders stark besuchte Ingenieurabtheilung im Hauptbau mehr Räumlichkeiten zu gewinnen.