Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Quelle | Zauner - München in Kunst und Geschichte (54) |
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Jahr | 1914 |
Straße | Menzinger Straße |
Botanischer Garten, Neuer, in Nymphenburg. Da der alte Botanische Garten am Lenbachptatz infolge der in der näherer Umgebung herausgewachsenen Verkehrsverhältnisse so stark von Rauch und Ruß zu leiden hatte, daß beispielsweise alle Arten Nadelhölzer zugrunde gehen mußten, und da ihm auch der Riesenbau des Justizpalastes zuviel Luft und Sonne nahm, entschloß man sich 1913, ihn nach Nymphenburg zu verlegen. Diese neue Anlage besteht aus einer von West nach Ost laufenden 85 m langen, 14 Meter breiten Mittelhalle nebst einem aus der Mitte sich erhebenden 20 Meter hohen Kuppelbau und einem Vestibül am Ostgiebel. Hieran schließen sich südlich wie nördlich eine Reihe von 16, je 27 m langen Schauhäusern, von denen namentlich das Viktoria- Regiahaus südlich und das Baumfarrenhaus nördlich der Kuppel bemerkenswert sind. Nördlich davon steht das 28 m lange und 12 m hohe Ueberwinterungshaus, ganz aus Beton und Ziegeln. An die östliche Mittelhalle stößt ein 28 m langes Verbindungshaus, an das südlich wieder die Kulturhaus-Gruppe mit 13 Einzelhäusern und nördlich die Wirtschaftsgebäude angebaut sind. Südlich der Kulturhäuser sind 60 Stück je 6x1,50 m große Frühbeetkästen in den Erdboden einbetoniert, wovon die mittlern 30 heizbar sind; auch südlich der Schauhäuser sind doppelseitige Frühbeetkästen von 12x3 m Größe. Die Gesamtanlage steht auf gewachsenen Kiesboden. Eine Anzahl im Sockelmauerwerk schräg einbetonierter Kaltluftkanäle leiten die frische Luft unter die innen liegenden Heizrohre. Rings um die ganzen Mittelhallen ist im Innern unter den Seitengängen ein unterirdischer, bequem begehbarer Heizkanat von 1,50 m Breite und 1,90 m Höhe einbetoniert. Die Fußböden der Gänge sind nicht betoniert, sondern mit feinerm Kies abgedeckt zwecks Aufsaugen des Spritzwassers und Erhöhung der Luftfeuchtigkeit. Fast sämmtliche Gewächshäuser tragen ein Satteldach mit beiderseitigen Glasstandwänden; nur wenige Häuser sind pultdachartig bedeckt; die 2 Orchideenhäuser sowie der große Kuppelbau haben ein Zeltdach, letztere unten mit Mansardenbruch und oben mit Laterne. Die eigentliche Gewächshaus-Konstruktion ist eine kombinierte aus eiserner, durchweg freitragender Unterkonstruktion mit aufgelegten Dachsprossen und Rahmen aus südamerikanischem Original-Pitchpineholz, einer harzreichen Föhrenart, die wohl 25 Jahre aushält [Max Kolb, Bayer. Staatsztg. 1913/73],