Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Quelle | Zauner - München in Kunst und Geschichte (29) |
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Jahr | 1914 |
Straße | Bayerstraße 57 |
Allgemeine Zeitung, Bayerstr. 57/59; z. Z . im Besitz der „Münchner Zeitung“. 1901 erbaut von Martin Dülfer. Im Erdgeschoß Läden, im 1. Stock Büroräume. Fassade gegliedert in 2 Abteilungen: in das Untergeschoß mit den Schaufenstern mit eisernen Zwischenstützen und breit angelegter Durchfahrt in der Mittelachse, und in eine darüberbefindliche dreigeschossige Front mit Wohnhausfenstern; durch Ueberspannung der Putzflächen dieses Fassadenteils mit zierlichen Ornamenten wurde eine Entlastung des fast allzuleicht erscheinenden Unterbaues erreicht. Die Vertikalteilung geschieht durch 4 steinerne Pfeiler. Die Trennung von Ober- und Untergeschoß wird in den beiden Seitenflügeln durch ein leichtes, durch die Ziegelabdeckung aber energisch wirkendes Gesims ausgedrückt; den westlichen schmäleren Mitteltrakt teilt ein leichter, durch den Schatten wirkender Balkon. Die ersten beiden Stockwerke sind durch ihre gleiche Ausbildung zusammengezogen und durch ein ebenfalls mit Ziegeln abgedecktes Gesims vom obern Stockwerk geschieden. Ueber diesem bäumt sich das Dachgesims in doppelter, weicher Schwingung zu einer Art von Giebel auf. Darüber bildet den Abschluß das rote Ziegeldach, bekrönt von einem kupfernen Rundturm. Dieser Bau, „einer der ersten und besten Typen der Münchner Stein- und Eisenarchitektur“ wirkt so modern und charakteristisch namentlich dadurch, daß die eisernen Ständer im Untergeschosse ihre Funktion als Stütze (im Gegensatz z. B. noch zum alten „Bernheimer Haus“ ) nicht mehr verleugnen: ihr Anlauf, ihr Uebergang zur Last in straff geschwungenen, konsolenartigen Linien kennzeichnen sie sofort als solche. Die über ihnen sich aufbauenden Wandpfeiler aber sind nicht mehr als Stützen ausgebildet: als „Stützen“ würden sie zu stark lasten, sie sind nur als raumabschließende, weich modellierte Wände ausgeführt, während die steinernen Pfeiler des Erdgeschosses in ihrer untern Breite fortgeführt werden. Zwischen sie sind die Wandflächen der untern 2 Wohngeschosse als nicht lastende Bauteile eingespannt; als solche, aber wirken sie, weil alle Architekturteile, die ein Tragen bezeichnen, fehlen. Dazu kommt noch, daß die Fassade dieser 2 Geschosse um 50 cm hinter die Flucht des untern zurückspringt und selbst wieder durch einen polygonen Erker in der Mitte aufgelöst wird. Das 3. Wohngeschoß entbehrt den stark bewegten Rythmus der 2 untern Geschosse; es zeigt in jedem Seitentrakt 3 gleiche, mit Korbbögen geschlossene Fenster; die Fenster des Mitteltraktes dagegen sind horizontal abgeschlossen. In der Höhe dieser Fenster sind die zwei mittleren Pfeiler in einem Ornament aufgelöst. Den Raum zwischen dem Dachgesims und den Fenstern bis hinab in die Zwickel der Korbbögen füllt in der ganzen Ausdehnung der Fassade ein großes Rankenornament, filigran artig wirkend durch den blauschwarzen Hintergrund; dadurch, und durch das Fehlen einer archivoltenartigen Bildung, erscheinen die Fenster als Lauben [B A J u. SB 01, 31].