Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Quelle | Nagler - Acht Tage in München (86) |
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Jahr | 1863 |
Das allgemeine Krankenhaus vor dem Sendlinger - Thore steht an der Stelle des im Jahre 1750 von den barmherzigen. Brüdern eröffneten StadtKrankenhauses zum heil. Maximilian. Diese älteren Gebäude bilden einen integrirenden Theil des von i i 1794—1796 nach dem Plane res Baurathe» ii’iUSns. x jijii sjs* Nikolaus von Schedel erweiterten Kranken- b.mseo. Ter gänzliche Abschluß erfolgte aber erst unter der Regier- ung des Königs MaximilianJosephI. Er ließ nach dem Plane des Professors Karl von Fischer auch die Fayade Herstellen, und als Wohlthäter der Anstalt verkündet ihn die Inschrift: Xegrorum medelae et solamini benevolentia Maximiliani Josephi regis MDCCCXIII. Im Innern befinden sich 34 Krankensäle, 36 Zim- mer für einzelne Kranke und Hausbeamte, eine Kapelle, eine Apotheke, eine Badeanstalt und zwei große Küchen. Jeder Kran- kensaal bildet ein längliches Viereck und ist 14' hoch, 38' lang, und 24' breit mit 12 Betten, je drei Fuß von einander. Im südlichen Theile des Gebäudes befinden sich die männlichen, im nördlichen die weiblichen Kranken. Jede der fünf Abtheilungen steht unter Leitung einer medizinischen Autorität. Die Kliniken der Universität, mit Ausnahme der geburtshilflichen, befinden sich in den Sälen des Erdgeschosses. Gewöhnlich liegen in einem klinischen Saale acht Kranke, und es werden nur ein männlicher und ein weiblicher Saal von einem Lehrer zum klinischen Unterricht benutzt.
Arme, welche in München geboren sind, finden unentgeldliche Aufnahme, sowie diejenigen, die aus Stiftungen hingewiesen werden. Individuen aus fremden Gemeinden müssen täglich 36 kr. bezahlen. Arbeiter und Fremde mit Aufenthaltskarte entrichten alle Monate nach der Kategorie 20, 18, 12, 10, 6 kr. Jeder in München nicht ansäßige Maurer, Zimmermann bezahlt für das ganze Jahr 48, jeder Lehrjunge, Handlanger u. dgl. 36 kr.
Bei der Aufnahme in Separatzimmern werden die Medikamente und Nahrungsmittel besonders bezahlt, und außerdem 1 fl. bis 1 fl. 12 kr. für das Zimmer entrichtet. Der Kranke hat bei dieser Aufnahme Caution zu leisten.
Die äußerst zweckmäßige Einrichtung des Krankenhauses verdankt man dem hochverdienten und langjährigen Direktor der von Anstalt, Or. F. X. Häberl, welcher schon zur Zeit der barmherzigen Brüder die ärztliche Leitung hatte. Er spricht sich über seine Erweiterüngs- and Verbesserungsversuche in einer Abhandlung über Armen - und Krankenpflege, München 1813, ausführlich aus, und erläutert durch Abbildungen. Durch die Einführung seiner Lufterneuerungsmethode hatte sich die Anstalt vorzugsweise jene Berühmtheit erworben, die sie vor allen Krankenhäusern Deutschlands auszeichnet. Dr. Martin besorgte eine neue Auflage des Systems einer vollständigen Lufterneuerung. München. Lit. art. Anstalt. 1 fl. 48 kr. Bei Georg Franz erschienen noch folgende Werke: Geschichtliche Darstellung der Kranken- und Versorgungsanstalten zu München, von Dr. Anselm Martin, 1 fl. Darstellung des herrschenden Krankheits-Charakters in München, von Dr. Martin. Gr. Placat in Octav gefalzt, 36 kr.
Die Krankenpflege besorgen die barmherzigen Schwestern, deren Ordenshaus an der Westseite des Krankenhauses erbaut wurde. Die beiden ersten Novizinnen und eilf dienende Schwe- stern wurden am 27. April 1831 installirt, und diese weiblichen Individuen sollten nun unter Leitung einer Oberin zugleich die Oekonomie des Hauses und die Krankenpflege übernehmen. Die Zahl der Candidatinnen wuchs in auffallender Weise, und die 1832 berufene General-Oberin war daher bald im Stande, auch andere Institute mit Schwestern zu besetzen. Der Orden hatte bis 1839 im Krankenhause seinen Sitz, und somit war ein Neubau als Mutterhaus desselben geboten. Mit dem neuen Kloster ist auch eine schöne Kapelle verbunden, in welcher Bilder neuerer Meister vorhanden sind. Das Hauptaltar-Gemälde mit St. Vinzenz von Paul ist von Lacher, der Tod des hl. Joseph von Frl. Linder, die hl. Elisabeth von Th. Guggenberger, und das Vesperbild v. -kav. Glink gemalt. Die treffliche Orgel ist jene des ehemaligen protestantischen Betsaales in der k. Residenz. Sie wurde 1891 von F. Frosch erbaut und 1806 von Abba Vogler umgeschaffen.
Im Garten des Krankenhauses sind die Monumente der um die Anstalt hoch verdienten Aerzte Dr. Häberl und Dr. Grossi.