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Quelle | Nagler - Acht Tage in München (192) |
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Jahr | 1863 |
Die Wasserleitungen znr Versorgung der Stadt mit Trinkwasser durch Brunnhäuser in gegenwärtiger Anlage datiren aus neuer Zeit. Die Stadt war im 17. Jahrhundert und noch später voll von Schöpfbrunnen, und nur wenige Brunnen gaben laufendes Wasser. Von einer eigentlichen Wasserleitung war erst unter dem Churfürsten Maximilian I. die Rede, welcher den berühmten Simon Reifenstuel damit beauftragte. Im Jahre 1820 waren nur noch vier alte verfallene Brunnwerke vorhanden, und der Magistrat mußte daher für gesundes Trinkwasser sorgen. Im Jahre 1821 wurde das Brunnhaus am Glockenbach gebaut, und 1834 gab er jenem am Katzenbache eine geeignete Einrichtung. Damit war das bestandene allerdings verbessert, er wollte aber durch Fassung der vorhandenen Quellen am Gasteigberge der Stadt ein vollends gutes Trinkwasser liefern, und stellte von 1836—1837 mit einem Aufwande von 113,483 fl. 11 kr. das Brunnhaus auf der Kalkinsel vor der äusseren Isarbrücke her. Der Erbauer dieses trefflichen Brunnhauses ist der städtische Baurath Carl Muffat. Durch die genannten Anlagen gewann die Hälfte der Stadt bis hinaus an die Süd - Westgränze derselben hinreichend Wasser. Der Hauptwasserbehälter war aber auf dem Berge bei Haidhausen im Brunnthal in der Nähe des Maximilianeum, von welchem schon Reifenstuel Wasser nach dem Restdenztheile leitete. König Ludwig ließ ein neues Brunnhaus erbauen und in demselben zwei Dampfmaschinen aufstellen, welche im Februar 1836 zu arbeiten anflngen, nach allen Richtungen treffliches Quellwasser abgaben, und besonders die Residenz reichlich versahen. Im Jahre 1833 wurde das Brunnhaus demolirt, und das Wasser in eine große Brunnstube gesammelt, welches nun durch eigene Schwere durch eiserne Röhren in das Hofbrunnhaus neben der Hospfisterei strömt, von welchem aus es durch Dampfkraft durch die Straßen getrieben wird. Das neue Brunnhaus erbaute 1854 der Hofbauinspektor F. Jodl. Andere Brunnhäuser um den nördlichen Theil der Stadt kamen dadurch in Quieszenz, aber wir hatten seit der neuen Einrichtung im Brunnthal nicht immer gutes Wasser. Es mußte daher in neuester Zeit in Haidhausen ein Abzugskanal erbaut werden, um das Wasser vor beuureinigeuden Stoffen zu sichern. Uebrigens ist eine zweite Hoffnung der Realisirung nahe. Der Magistrat läßt das kostbare Quellwasser bei Thalkirchen hereinleiten, und schon ist die provisorische Brunnstube in Angriff genommen.
Eine mächtige Wassermasse liefert durch Dampfkraft der Wasserthurm am Wasserfalle im englischen Garten nach der Ludwigsstraße. Von da aus kommt das Wasser der Brunnen auf dem Universitätsplatz, deren Strahl seit dem ersten Mai 1844 hoch empor braust. Jener Stadttheil ist wasserarm, und somit sind diese Brunnen eine Wohlthat, wenn sie auch nicht Quellwasser geben.