Veranstaltungen - Geschichte - Kunst & Denkmal
Quelle | Zauner - München in Kunst und Geschichte (74) |
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Jahr | 1914 |
Straße | Promenadestraße 7 |
Erzbischöfliches Palais, Promenadestr. 7. Von Cuvillies dem Aeltern 1733—35 für den Grafen Holnstein erbaut; spätere Inhaber: die kurfürstliche Hofdame Sophie Freiin von Ingenheim [JW] und der Graf Königsfeld [KB], Der Palast bietet eine der allerfeinst durchgeführten Kokokofassaden, die München hat und ist, legen wir den Akzent auf den Begriff „vornehm“, entschieden der vornehmste Privatbau der Residenzstadt. Der Grundriß hat viel Aehnlichkeit mit einem früheren Werke Cuvillies in München, dem Eichthalpalais, namentlich in den vornehm und abwechslungsreich angelegten Zugangsräumen — die, wie auch ein Teil der Innenausstattung, glücklicherweise erhalten blieben. Die Fassade bedeutet eine starke Annäherung an das typische französische Palastschema mit dem gequaderten Erdgeschoß und der die 2 obern Stockwerke zusammenfassenden Pilasterordnung, dem wir namentlich in Nordfrankreich oft begegnen können, das aber hier in München (neben Zuccalis Versuch am Museumsgebäude (Porciapalais) vereinzelt dasteht, Ueber dem Portal kragt im „piano nobile“ das stark schattende Gesims zu einem von 3 Konsolen getragenen Gitterbalkon vor. Das Erdgeschoß selbst ist höher und strenger gehalten, darum auch vornehmer wirkend als das an dem viel früheren Preysingpalais des Effner, und ist gegliedert durch Bundbogenfenster und Ochsenaugen. Auf dem Gesims ruhen die 10 breiten und kräftig vortretenden Pilaster, mit denen die Fensterfolgen der beiden Obergeschosse durchweg — nicht nur im Mittelrisalit — ausgesetzt sind und die nur eine sehr schmale Wandfläche, gerade ausreichend für die Fensterbreite, übrig lassen. Der Abschluß nach oben erfolgt durch ein hohes, auf geparten Widderkopf-Konsolen ruhendes Dachsims mit dem markant überragenden und vorragenden Giebel, der das Mittelrisalit heraushebt. Die rokokomäßig belebende Flächen dekoration, die — bei einem sehr reserviert gehaltenem Relief — prikelnd über das Ganze hinzieht, ist hier mit einer selten zu findenden Delikatesse behandelt. Die jugendliche Lust am Vielfältigen, die am Eichthal-Palais noch stört, ist hier am Werk des Gereifteren gelöscht; und obwohl es dem Gebäude an Abwechslung nicht fehlt — hervortretendes Mittelrisalit, vorkragender Dachgiebel — schlägt doch das Verbindende durch gegenüber dem, was als trennend in der Fassade gegeben ist: der Blick verflüchtigt sich nicht aufs einzelne, sondern vermag den durchziehenden Bewegungsstrom wohl aufzunehmen. Im einzelnen zeigt die Dekoration Muschelwerk und Löwenfratzen im Erdgeschoß, im 1. Stock Kartuschen mit männlichen und weiblichen Köpfen, im 2. Stock Muschelmotive mit Blumenguirlanden. Reizvoll ist der von 2 Putten getragene Schild im Giebel und das Füllstück überm Portal: ein von einem Genius und 2 Putten gehaltener Muschelschild mit einem Madonnenrelief [BAJ, KB].