Kunst & Kultur

Name Archäologie München - Tafel 10
Stadtbezirk 1. Altstadt-Lehel
Stadtbezirksteil Graggenau
Straße Weinstraße
Art Infotafel
Gruppierung Archäologie München
Art Infotafel
Übergabe 2024
Suchbegriffe Quecksilber  Syphilis  
Rubrik Infotafel 
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Archäologie München - Tafel 10 Quecksilber, Syphilis
© Gerhard Willhalm, Archäologie München - Tafel 10, CC BY-NC 4.0

   

QUECKSILBER GEGEN SYPHILIS

In der Weinstraße 7 befand sich vom 14. bis 19. Jahrhundert eine urkundlich belegte Weinschänke. Funde aus einer dort im Jahr 2019 ausgegrabenen Latrine zeigen, dass in diesem Gasthaus offenbar auch Medizin vertrieben wurde: Unter anderem fanden sich nämlich entsorgte Salbentöpfe und Flaschen für Öle und Tinkturen aus dem 16. Jahrhundert. Besonders interessant war eine grün glasierte, 11,5 Zentimeter hohe Deckeldose mit originalem Inhalt. Naturwissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass es sich dabei um eine Salbenbasis aus Calciumstearat handelte, die mit weiteren Wirkstoffen angereichert werden konnte. In einer weiteren Dose aus Holz war diese Salbenbasis mit Quecksilber vermischt. Wozu hatte diese graue, streng riechende und heute kaum mehr vorstellbare Medizin gedient?

Das bei Raumtemperatur flüssige Quecksilber wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Heilmittel gegen Hauterkrankungen eingesetzt. Besondere Verwendung fand es bei der weit verbreiteten Syphilis, die als Hautkrankheit galt und damit eine zweifelhafte Behandlung erfuhr. Quecksilber linderte zwar vorübergehend die Symptome der gefürchteten Geschlechtskrankheit, jedoch mussten dafür üble Nebenwirkungen in Kauf genommen werden. Erst mit Penizillin konnte ab den 1940er Jahren die Syphilis wirksam geheilt und zurückgedrängt werden.

Quelle: Infotafel vor Ort

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 - Archäologie München - Tafel 9

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